© fornStudio/Shutterstock

Bestellen, essen und gehen: Warum die »Zeche prellen« im Trend liegt

Kulinarik
Gastronomie
Restaurant

Das Lokal zu verlassen, ohne die Rechnung zu bezahlen, wirft immer öfter Fragen über Moral und soziale Verantwortung auf.

Aktuell ist die Gastrobranche mit großen Herausforderungen konfrontiert: Steigende Betriebskosten, wirtschaftliche Unsicherheiten und ein permanenter Fachkräftemangel tragen zu der derzeit angespannten Situation bei. Nun tritt ein scheinbar in Vergessenheit geratenes Phänomen erneut auf den Plan: Das sogenannte »Prellen« der Zeche. Wie der Name vielleicht schon verrät, bezieht sich der Begriff auf das Nicht-bezahlen der anfallenden Rechnung – kurzum: Die Gäste bestellen, konsumieren und genießen, aber verlassen das Lokal einfach ohne dafür zu bezahlen.

Wie der britische Guardian offenlegt, ist das Phänomen gerade wieder im Aufwind. Laut Schätzungen der dort ansässigen Gastronomen, verlässt beinahe jeder 20. Gast das Lokal, ohne die Rechnung zu bezahlen. Ob Bars, Pubs oder Restaurants – tatsächlich scheint niemand von dem unethischen Verhalten der Gäste verschont zu bleiben.

Keine Spur von Reue?

In vielen Fällen scheint das Verhalten der Zechpreller aber über den Zustand von bloßem Hunger hinauszugehen. So auch im Fall des Gastronomen Aldo Esposito. Der Besitzer eines italienischen Restaurants wurde Opfer von besonders dreisten Gästen. Seinen Angaben zufolge gab es in seinem Lokal innerhalb von drei Monaten mehrere Fälle von Zechprellerei, wobei diese jedes Mal auf unterschiedliche Weise verübt wurden.

Wie eine Expertin des britischen Branchenverbands »UKHospitality« im Gespräch mit dem Guardian erzählt, würden sich die Zechpreller für teurere Speisen wie Steak entscheiden und fallweise sogar noch einen Schritt weiter gehen und die doppelte Portion eines Desserts bestellen. Abschließend verlassen die Gäste ohne Rücksicht auf Verluste das Restaurant, während der Besitzer mit der offenen Rechnung zurückbleibt.

Vom Gewissen geplagt

Nervenkitzel, Mutprobe oder Unverschämtheit – die Hintergründe für das Prellen der Zeche sind oft unterschiedlich und neben dem Ärger der Gastronom:innen über das Verhalten folgt oft unweigerlich die Frage nach dem »Warum«. Trotzdem scheint Zechpreller nicht gleich Zechpreller zu sein und das Gewissen kann sich oft nur für einen bestimmten Zeitraum ignorieren lassen.

In einem bemerkenswerten Fall staunte ein italienischer Restaurantbesitzer nicht schlecht, als sich ein Zechpreller nach beinahe 15 Jahren schriftlich für sein Fehlverhalten entschuldigte. In einem Brief an das Restaurant erklärte er, dass er sein Verhalten bereue und er seine Schuld gerne begleichen würde – dem Entschuldigungsschreiben lag etwa das Vierfache des damaligen geschuldeten Betrags bei. Bleibt nur zu hoffen, dass der Trend nicht auch noch in Österreich stärker auf dem Vormarsch ist.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Redaktion
Mehr zum Thema