© Peter Bender VDP, Shutterstock

Sagen Sie einmal, Klaus Peter Keller… Wird Norwegen zum Weinbauland?

Interview
Weinbau
Norwegen

Der im Jahr 1789 gegründete Familienbetrieb aus ­Rheinhessen ist seit Langem für stoffige ­Rieslinge bekannt. Unter der Ägide von Klaus ­Peter Keller und seiner Ehefrau Julia erlangte das Weingut Kultstatus – vierstellige ­Flaschenpreise für den »G-Max« inklusive. Seit einigen Jahren ist die Familie auch andernorts aktiv: Sie produziert Wein an der Mosel und hilft Freunden in Norwegen und auf Sylt.

Falstaff: Wie kommt ein deutscher Topwinzer dazu, einen Weinberg in Norwegen anzulegen?

Klaus Peter Keller: Im Jahr 2008 hatten wir eine außergewöhnlich interessierte Praktikantin aus Norwegen. Um ihr den Abschied zu erleichtern, versprachen wir ihr, mit ihr gemeinsam einen Weinberg in Norwegen zu pflanzen. Ihre Familie besitzt ein ideal nach Süden ausgerichtetes Grundstück auf Granitfelsboden – ideale Bedingungen.  

Warum haben Sie Riesling gepflanzt und nicht eine der einfacher zu pflegenden, pilzresistenten und frühreifen Piwi-Sorten?

Weil uns stets das Beste interessiert und Rebsorten wie etwa Riesling Klima und Böden im Glas wesentlich individueller zeigen, als jede Piwi-Sorte das bisher kann. Zudem prognostiziert Professor Hans Reiner Schultz aus Geisenheim (der Wissenschaftler forscht zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau, Anm.), der das Projekt begleitet, dass es ab 2050 möglich sein wird, dort regelmäßig reife Riesling-Trauben zu ernten. Die Idee, 2050 den ältesten Riesling-Weinberg in Norwegen zu haben, hat uns fasziniert. Als Weinbauer denkt man ja in Generationen.

Bereits jetzt gibt es einen ersten Riesling Kabinett aus Norwegen, Marke Klaus Peter Keller …

Wir hatten in 15 Jahren zweimal die Chance auf reife Trauben. Zum ersten Mal erreichten sie im Jahr 2015 Kabinett-Mostgewicht. Leider haben Möwen die Trauben komplett gefressen – vier Tage vor dem Erntetermin. In den folgenden Jahren liehen wir uns bei einem Fischer in Kristiansand im Hafen Netze und schützten die Reben vor Vogelfraß. Allerdings sind die Trauben oft nicht reif genug, dann machen wir Verjus für ein nahe gelegenes Restaurant. Aber 2018 war es wieder so weit. Als unsere frühere Praktikantin Anne uns durchgab, dass die Trauben 80 Oechsle hatten, fuhren wir los mit unserem Bus, an Bord Glasballons, Eimer und eine kleine Korbpresse.

Wird es bald, analog zur »Nordic Cuisine«, ein Genre »Nordic Wine« geben?

Das Potenzial ist auf jeden Fall da. Der 2018er-Kabinett beispielsweise besitzt eine knackige Säure, eine leicht apfelige Frucht.
Ganz ähnlich wie bei uns in Deutschland vor 50 Jahren!

ZUM WEINGUT


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr zum Thema