Tasting vom 18.03.2016
Mit dem Jahrgang 2010, der 2015 auf den Markt kam, erlebte Brunello einen regelrechten Hype. Die Keller von Montalcino wurden leer gekauft – und einige Altbestände gleich mit. Aber wie sieht es mit dem Nachfolgejahrgang aus, dem 2011er? Der Witterungsverlauf hatte die Winzer vor große Herausforderungen gestellt. Zuerst recht kühl, setzte ab Mitte August plötzlich tropische Hitze ein. Die Trauben reiften beinahe über Nacht, und die Ernte fand in den meisten Fällen sehr früh statt. Skepsis zur Qualität des Jahrgangs war also angebracht. Um so überraschender und angenehm präsentieren sich nun die Weine viereinhalb Jahre danach. Gewiss, die 2011er haben tendenziell etwas härteres und trocknendes Tannin, in den besten Weinen sind die Tannine aber doch sehr geschliffen und feinmaschig. Die Aromen sind reif, jedoch selten überreif. Und die Weine sind auch frisch und saftig. Sie werden vielleicht nicht ganz so langlebig sein wie die größten Jahrgänge, aber das muss ja nicht immer sein. Mithin sind die besten Brunello 2011 – und davon gibt es eine ganze Menge – ideal, um bereits in frühen Jahren angetrunken zu werden – ganz im Gegensatz zum 2010er. Diese Weine sind grandios, das zeigte sich dieses Jahr auch an den Riservas. Nur selten kann Brunello Riserva halten, was der Normaljahrgang verspricht. Bei 2010 hingegen waren mehr Riservas unter den Topweinen als je zuvor. Voll im Ausdruck, dicht und tiefgründig präsentieren sie sich. Aber sie können ruhig noch einige Jahre im Keller reifen. Trinken Sie bis dahin die zugänglicheren 2011er, und Sie werden große Freude haben!