Die Südsteirische Weinstraße wird gerne mit der Toskana verglichen, hier sind die Chardonnays allerdings mit Sicherheit auf einem höheren Niveau.

Die Südsteirische Weinstraße wird gerne mit der Toskana verglichen, hier sind die Chardonnays allerdings mit Sicherheit auf einem höheren Niveau.
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Weinreise: Die steirische Côte d'Or

Wein
Steiermark

Während der Sauvignon Blanc aus der Grünen Mark die internationalen Weinkarten im Sturm erobert, gelten die steirische Weine der Sorte Chardonnay eher als Insidertipp. Auf weniger als 400 Hektar entstehen jedoch sehr überzeugende Vertreter des weltweit gepflanzten Weins, der hier traditionell einen anderen Namen trägt: Morillon.

Wann auch immer eine Frage in Sachen Weinbau in der österreichischen Weinregion Steiermark rätselhaft erscheint, kommt unter Garantie ein bestimmter Spross der Habsburger ins Spiel. Erzherzog Johann, ein Bruder des Kaisers Franz I., gilt als Begründer der modernen Vitikultur in der Steiermark und im nördlichen Slowenien. Zahlreiche edle Sorten hat er hier im 19. Jahrhundert eingeführt, und so wurde wohl auch zum ersten Mal in diesem Raum der Chardonnay angepflanzt. Mag die Region üblicherweise als »Österreichs Toskana« bezeichnet werden, so ist die Südsteiermark südlich des Sulmtals ein Stück weit auch die »Côte d’Or« des Bundeslands. Sicher, es dominieren Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller, aber an ausgewählten Standorten erreicht der Chardonnay (oder Morillon) ein qualitativ hohes Niveau.

Als Orientierungshilfe bei der Navigation zum besten Morillon der Südsteiermark bietet sich ein Blick auf die Geologie der fünf Ortsweingebiete an. Von den fünf definierten Zonen sind Leutschach, Ehrenhausen und der südliche Teil von Gamlitz aufgrund ihrer Böden zu präferieren. Dort, wo Korallenkalk und Kalkmergel, hier traditionell als Opok bezeichnet, vorherrschen, ist der Chardonnay gut aufgehoben. In Ehrenhausen ergibt das eher gelbfruchtige, finessenreiche und salzig-mineralische Weine, die Morillons von Leutschach, geprägt von schwereren Kalkböden und stärkeren Temperaturunterschieden von Tag und Nacht, sind oft etwas komplexer, würziger und mit einer etwas dunkleren Aromatik ausgestattet. Das Angebot an Lagenweinen aus Chardonnay oder Morillon ist in diesen Anbauzonen gut, wird aber vom populären Sauvignon Blanc um ein Vielfaches übertroffen. Und das, obwohl das Herz nicht weniger Winzer heimlich für den Chardonnay schlägt und dadurch eine kleine, aber sehr feine Menge als Ried­weine entsteht, die sich mehr als nur sehen lassen kann.

Die idealen Standorte

Vom Weingut oberGuess, romantisch am Schlossberg südwestlich von Leutschach gelegen, wo Christian Krampl mit Stockkultur und Privat zwei herausragende Weine aus Chardonnay vinifiziert, geht es weiter zu Erwin Sabathi, der auf dem Ried Pössnitzberg im Süden von Leutschach mit Alte Reben und Kapelle Maßstäbe setzt. Adam-Lieleg zeigt mit Ried Wurzenberg-Kapelle das Potenzial der Sorte. Am Eichberg im kühlen Nordwesten von Leutschach ist Daniel Jauneggs feiner, rassig-mineralischer Chardonnay Muri eine Klasse für sich. Auch der Kapellenwein­garten vom Sattlerhof steht bereits in dieser kühleren Zone. Natürlich gibt es auch im Sausal einige Rieden, die besondere Chardonnays entstehen lassen. Das zeigen Winzer wie Wohlmuth mit Ried Sausaler Schlössl, Kodolitsch mit den Riedweinen vom Kogelberg und Rosengarten oder Katharina Tinnachers Ried Flamberg. Das zentral gelegene Gamlitz verfügt auf den umliegenden Hügeln über sehr gute Bedingungen für Morillon, hier haben alle führenden Winzer den idealen Standort gefunden, um ihre Vorstellung von der Sorte auf die Flasche zu bringen. Lackner-Tinnacher mit Ried Welles und Eckberg, Peter Skoff mit Kranachberg-Rottriegl, viele große Winzernamen versammeln sich unter der Adresse Ehrenhausen.

Hier liegen entlang der Grenzlinie zu Slowenien Toplagen für Chardonnay wie Obegg, Grassnitzberg, Zieregg Steilriegel, Nussberg-Pretschnigg, Stermetzberg, Kriewetz oder Sulz, die allesamt vom höheren Kalkgehalt der jeweiligen Böden profitieren. Als Ausgangspunkt kann das »Loisium«-Hotel in Ehrenhausen fungieren, im Ort befindet sich mit der »Weinbank« des Duos Fuchs und Zach auch das höchstdekorierte Restaurant des Bundeslands mit einer Weinkarte, die ihresgleichen sucht. Mit der Kombination Winzer-Wirtshaus-Hotel können auch Wolfgang Maitz und der »Sattlerhof« aufwarten, die ebenfalls als ideale Ausgangspunkte für Touren zu den besten Winzern fungieren können. Zahlreiche Buschenschenken, aber auch Topwirtshäuser wie »Lilli & Jojo« oder die »Magnothek« unweit des Weinguts Tement erwarten ihre vinophilen Gäste an der Südsteirischen Weinstraße.

Zahlreiche tolle Buschenschenken wie beim Firmenich laden zum Verweilen ein.
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Zahlreiche tolle Buschenschenken wie beim Firmenich laden zum Verweilen ein.

Vulkanische Prägung

Auch im südöstlichen Teil des steirischen Weinlands findet der Weinfreund einige geologische Inseln, die für Chardonnay aufgrund kalkreicher Böden besonders geeignet sind. Im Vergleich zur Schwestersorte Weißburgunder, die mit 288 Hektar den zweiten Platz unter den Sorten im Vulkanland Steiermark einnimmt, ist der Chardonnay oder Morillon mit 114 Hektar Anbaufläche (das sind, anders gerechnet, weniger als sieben Prozent aller Weinberge) eher eine Rarität. Im Vergleich dazu nimmt die Sorte in der Appellation Südsteiermark mit 261 Hektar und 9,3 Prozent bereits den fünftgrößten Flächenanteil der Steiermark ein, weitere 17 Hektar existieren in der Weststeiermark.Die besten Vertreter von Morillon wachsen auf den Rebbergen auf Lagen bei Straden und von hier weiter östlich bis St. Anna am Aigen. Weiter im Süden erreicht der Morillon ausnahmsweise Spitzenklasse wie jener vom Eruptions-Weingut Frühwirth aus der Ried Rosenberg in Klöch, das historisch für seine Traminer bekannt ist.

In der Stradener Zone zeigen sich die Morillons stoffig und komplex, sind geprägt vom wärmeren Klima und geben reife Speisenbegleiter. Hier ist Christoph Neumeister mit seinem Morillon Ried Moarfeitl die treibende Kraft, gefolgt von Frauwallner mit Morillon Ried Buch, die Ried Kaar­gebirge ist bei Krispel die Chardonnay-Lage. Im stärker von basaltischer Würze geprägten Raum von St. Anna am Aigen ist es das Weingut Josef Scharl, das den Chardonnay forciert, seine Ried Annaberg bringt das Potenzial voll zur Geltung, wie es auch für die Ried Schemming vom Weingut Pfeifer, ebenfalls in Plesch bei St. Anna zuhause, dem zweiten Chardonnay-Spezialisten hier, Gültigkeit hat. Im Tieschen ist es der Weinhof der Familie Platzer, der bereits früh auf Chardonnay setzte und mit Ried Aunberg die passende Lage lokalisiert hat.

Topadressen im Vulkanland

Kulinarisch kann das Vulkanland mit einigen Topadressen aufwarten, die neben Spitzengastronomie auch Übernachtungsmöglichkeiten anbieten. In Trautmannsdorf bei Bad Gleichenberg haben sich die Geschwister Rauch als fixe Größe etabliert, zum Weingut Neumeister gehört die »Saziani Stub’n«, wo seit 2023 Ruth Heusch und Christoph Mandl als Pächter höchste Küchenkunst zelebrieren. Winzer Stefan Krispel, ebenfalls in Straden, hat auf dem Weingut ein »Genusstheater«, wo Daniel Weißer in modernem Ambiente gekonnt ein Fest der regionalen Küche inszeniert.

Essen & Wohnen

Die Weinbank – Restaurant / Wirtshaus

Seit Jahren begeistert Gerhard Fuchs on the top. Produkte der Region, aber auch aus dem Friaul und Istrien sind Basis für feinsinnige, bodenständig inspirierte Gänge. Für das großartige Wein-Pairing sorgt Christian Zach.

Hauptstraße 44, 8461 Ehrenhausen
T: +43 3453 22291, dieweinbank.at


Harald Irka im Pfarrhof

Das revitalisierte historische Haus ist Harald Irkas stilvolle Bühne. Großartig ist seine Melange aus gekonntem klassischen Handwerk und pointiert-modernen Kombinationen: immer wieder begeisternd.

8444 St. Andrä im Sausal 1
T: +43 660 3944628, ampfarrhof.com


Lilli & Jojo

Dass Joachim Gradwohl aus der Hochgastronomie kommt, schmeckt man sofort. Im hübschen
kleinen Wirtshaus mit Weinbergblick zaubert er heute Inspiriert-Regionales. Großes steirisches Wein-Portfolio.

Sulztal an der Weinstraße 22, 8461 Sulztal
T: +43 676 3943503, lilliundjojo.at


Geschwister Rauch

Richard Rauch ist schon lange ein Garant für innovatives Fine Dining. Die Produkte der Region stehen im Mittelpunkt. Spannend ist das Menü, das sich ganz auf Schwein konzentriert. Top Weinberatung.

Trautmannsdorf 6, 8343 Bad Gleichenberg
T: +43 3159 4106, geschwister-rauch.at


Saziani Stub‘n

Christoph Mandl hat sich in der »Saziani Stub‘n« gut eingelebt. Mit großem Können beweist er sein besonderes Gespür für überraschende Kombinationen, ohne bloß auf Show aus zu sein. Große Klasse: die Weine von Christoph Neumeister.

Straden 42, 8345 Straden
T +43 3473 8651, neumeister.cc


Wolfgang Maitz
Wirtshaus – Hotel – Weingut

Klassiker der Region treffen auf mediterran angehauchte Gerichte, neben Steaks muss es natürlich das Backhendl sein. Winzer Wolfgang Maitz steuert edle Tropfen bei. Der Weinbergblick ist das Extra.

Ratsch 45, 8461 Ehrenhausen
T+43 3453 2153, maitz.co.at


Krispels Genusstheater

Tolles Weingut mit Übernachtungsmöglichkeit und vieles mehr: Das hauseigene Wollschwein spielt in Daniel Weißers raffinierter Regionalküche eine wichtige Rolle, aber auch Rind und Dry-Aged -Biohuhn, teils mit asiatischen Aromen gemixt. Sehr gute eigene Weine.

Neusetz 29, 8345 Straden
T: +43 3473 7862, krispel.at


Loisium Wine & Spa Südsteiermark

Das »Loisium«-Hotel schafft die verbindende Komponente zwischen Natur und Design. Regionale Authentizität trifft auf mediterranes Lebensgefühl. Hier genießt man die Atmosphäre des Südens. 102 Zimmer & Suiten, ein Spa Club mit Outdoorpool,  Veranstaltungsbereiche und eine Vinothek machen das Weinerlebnis spürbar.

Am Schlossberg 1a, 8461 Ehrenhausen
T: +43 3453 288000, loisium.com

Weingüter

Weingut Erwin Sabathi

Im Jahr 2016 wählte Falstaff Erwin Sabathi zum »Winzer des Jahres«. Der Chardonnay Ried Pössnitzberg Alte Reben GSTK wird Jahr für Jahr mit hohen Punkten ausgezeichnet. Wer zu diesem Wein noch eine potenzielle Steigerung sucht, hält nach dem grandiosen Chardonnay Ried Pössnitzberger Kapelle Ausschau.

Pössnitz 48, 8463 Leutschach a.d. Weinstraße,
T: +43 3454 265, sabathi.com


Familienweingut Sattlerhof 

Hier erwartet den Weinfreund eine breite Palette an puristischen Weißweinen, der Morillon aus der GSTK Ried Pfaffweingarten ist ein Favorit unter den besten Chardonnays des Landes.

Sernau 2, 8462 Gamlitz
T: +43 3453 2556, sattlerhof.at


Familienweingut Tement

Der biodynamisch zertifizierte Spitzenbetrieb ist für seinen Sortenschwerpunkt Sauvignon Blanc und die Toplage Zieregg bekannt. Der Morillon wächst hier auf Muschelkalk, als Lagenwein kommt er vom Ried Rossberg, Sulz und als Steilriegel vom legendären Ried Zieregg GSTK auf die Flasche.

Zieregg 13, 8461 Ehrenhausen
T:  +43 3453 4101, tement.at


Weingut Lackner-Tinnacher

Katharina Tinnacher produziert ihre besten Morillons in zwei recht unterschiedlichen Lagen. Die Ried Welles GSTK ist geprägt von Sandsteinböden. Mit Anfang 2008 wurde das Weingut um Weingärten in der Ried Flamberg im Sausal erweitert, hier steht Morillon auf Korallenkalkböden.

Steinbach 12, 8462 Gamlitz
T: +43 3453 2142, tinnacher.at


Weingut Neumeister 

Christoph Neumeister, Falstaff-Winzer des Jahres 2019, führt diesen Bio-Betrieb mit 31 Jahren in dritter Generation. Die Geologie der Weingärten ist geprägt von kalkreichen Sedimentböden aus zwei unterschiedlichen Herkünften: Sandstein und Muschelkalk, entstanden aus einem Wattmeer. In der GSTK Ried Moarfeitl entstehen neben Sauvignon Blanc auch elegante Morillons mit großem Reifepotenzial.

Kronnersdorf 147, 8345 Straden
T: +43 3473 8308, neumeister.cc


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Peter Moser
Peter Moser
Chefredakteur Wein
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