© vasco / Monika Lö

Restaurantkritik: Erste Eindrücke aus dem neuen, mediterranen Mini-Lokal »Vasco« in der Wiener Innenstadt

Wien
Neueröffnung
Restaurant

Nein, ein großes Lokal ist das neu eröffnete »Vasco« nun wirklich nicht. Platz ist für nicht mehr als 18 Personen und die sitzen auf wenigen Tischen direkt vor der Sichtküche in einem winzigen Raum.

Auch das macht irgendwie den Charme dieser neuen Lokalität an der Wiener Seilerstätte aus, dort wo vor Jahren die Gourmet-Hütte »Spoon« im Dunstkreis des Promi-Kochs Wolfgang Puck ein nicht allzu glorreiches Dasein fristete.

© vasco / Monika Lö

 

Der neue Lokalbetreiber Max Wimmer hat das Lokal von Grund auf umbauen lassen, am Herd steht mit Cristian Vespucci ein sardischer Küchenchef, der die mediterrane Art zu kochen tief verinnerlicht hat. Seine Mutter stammt aus Sardinien, sein Vater aus Kalabrien, die vielen Jobs in diversesten Restaurants im Ausland haben dem Mann einiges an Erfahrung eingebracht. Anders gesagt: er weiß, was er tut. Beim Jakobsmuschel-Carpaccio etwa wird nicht wie so oft in unseren Breitengraden der orangerote Rogen (Corail) weggelassen, sondern mitserviert, denn darin wohnt bekanntlich der eigentliche Geschmack der Jakobsmuschel. Auch das Wolfsbarsch-Ceviche gelingt ihm bestens. Und weil hier eine Mischung aus italienischer, spanischer, französischer und portugiesischer Küche am Programm steht, werden auch »Pimientos chimichurri« oder eine »Sopa de grão de bico«, eine Kichererbsensuppe mit Miesmuscheln, in lässiger Machart serviert.

Beim Zitronenrisotto mit Garnelen ist hingegen noch ein wenig Luft nach oben, es kommt ziemlich sauer daher. Dafür kann »Chuletas de cerdo« als echtes Paradegericht des Hauses durchgehen. Dabei handelt es sich um geschmorte Rippchen vom Iberico-Schwein mit scharfer Chorizo. Die Rippchen werden eine Nacht lang in eine Marinade gelegt und dann einige Zeit geschmort. Das Ergebnis ist ein irrwitzig zartes Fleisch, dass sich schon beim Hinschauen von den Knochen löst. Es ist ein bäuerliches Gericht mit einer etwas rustikalen Optik, geschmacklich aber sensationell gut.

Auch Kabeljau (»Bacalhau de Cebolada«) in Weißweinsoße und ein gemischter Fischteller mit köstlichen Scampi kommen in sympathischer Schlichtheit zu Tisch und die »Crema Catalana« ist in so einem Lokal wohl unvermeidlich.

Erwähnenswert ist auch die Weinauswahl. Darunter viele spanische und portugiesische Weine, die man hierzulande weniger kennt und die preislich erfreulich günstig sind. Nach oben endet die Auswahl bei Vega Sicilia, da sollte man dann schon ein bisschen mehr Kleingeld dabeihaben.

Insgesamt ein überaus sympathisches Lokal in prominenter Innenstadt-Lage mit einer lässigen Küche aus dem Süden. Kann man derzeit bei den winterlichen Verhältnissen besonders gut gebrauchen.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Herbert Hacker
Herbert Hacker
Autor
Mehr zum Thema