Die Josefswiese im Industriequartier Kreis 5.

Die Josefswiese im Industriequartier Kreis 5.
© Anne Gabriel-Juergens/13Photo

Zürich mediterran: Die besten Plätze für Foodies

Food Zurich 2024
Zürich
Sommer
Outdoor
Restaurant

Im Sommer beleben sich Zürichs Strassen, und plötzlich herrscht mediterrane Stimmung in der Limmatstadt. Wer sich unter die Einheimischen mischen möchte, sollte einen der zahlreichen öffentlichen Plätze aufsuchen. Denn nirgends sonst lebt Zürich so sehr wie dort.

Seit ein paar Jahren ist in Zürich ein Trend zu beobachten: Im Sommer treffen sich die Leute draussen, in Parks, vor allem aber auch auf Quartierplätzen. Abgeschaut haben dies die Zürcherinnen und Zürcher wohl im Süden Europas, wo das gemeinsame Draussensein schon immer zur Kultur gehörte. In diesem Zusammenhang wird oft von einer «Mediterranisierung» der Stadt gesprochen, die seit den späten 80er-Jahren ihren Lauf nimmt. Ab Sommer 2024 werden vonseiten der Stadtregierung sogar offiziell die «mediterranen Nächte» eingeführt. Während der Sommerferien dürfen Restaurants und Bars ihre Gäste draussen bis 2 Uhr morgens bedienen. Gründe für diese Entwicklung gibt es mehrere. Zum einen lieben die meisten Schweizer und Schweizerinnen den Mittelmeerraum. Auf Reisen nach Italien, Spanien und Südfrankreich haben sie den dortigen Lebensstil kennen und lieben gelernt.

Hilfreich ist auch, dass die Stadt Zürich seit Jahren an der Verkehrsberuhigung der Quartiere arbeitet und so viele ehemalige Unorte zu ruhigen Oasen wurden. Zudem ist Zürich eine der teuersten Städte der Welt; viele Einwohner schätzen es deshalb, ohne viel Geld ausgeben zu müssen unter Menschen gehen zu können. Weil die Zürcherinnen und Zürcher trotzdem immer gut essen wollen, haben sich um diese belebten Orte besonders viele Take-aways und Läden angesiedelt. Von der lebendigen Atmosphäre fühlen sich natürlich auch Gastronomen angezogen, weswegen es dort auch eine hohe Dichte an Bars, Restaurants und Cafés gibt. Dies alles zieht Menschen verschiedenster Hintergründe an; die öffentlichen Plätze der Stadt sind darum Orte grosser Diversität, an denen man das echte Zürich in all seinen Facetten erlebt.

Wer dieses vielseitige Zürich entdecken möchte, fängt am besten in der Altstadt an. Der Lindenhof befindet sich auf einem Hügel auf der linken Limmatseite mitten im historischen Kern der Stadt. Vor über 2000 Jahren siedelten sich hier die ersten Menschen an, seit Jahrhunderten ist er ein wichtiger Versammlungspunkt der Zürcher Bevölkerung. Auch heute noch treffen sich auf dem Lindenhof Einheimische und Touristen. Am besten holt man sich im «Le Café enSoie by Vicafé» eine Kaffeespezialität und ein Gipfeli. Diese geniesst man im Schatten der alten Linden, während man den Anwohnern beim Boccia- oder Riesenschachspielen zuschaut oder einfach nur die wunderbare Aussicht auf die Altstadt Zürichs geniesst. Wenn man genug davon hat, steigt man Richtung Limmat ab. Der Weg führt am Restaurant «Lindenhofkeller» vorbei, wo man einen Zwischenhalt einlegen kann, um Sebastian Röschs gehobene, doch bodenständige bayerisch-schweizerische Küche zu geniessen. Unten am Limmatufer angekommen, überquert man den Fluss an der Rudolf-Brun-Brücke.

Von der Alt- in die Neustadt

Vom Niederdorf läuft man die Limmat entlang Richtung Flussbad Oberer Letten. Die Szenerie ändert sich allmählich von historisch zu modern. Viel Beton und Graffiti, junge Menschen sonnen sich auf den Holzstegen am Fluss, spielen Volleyball und baden, an schönen Tagen ist viel los. Eine Erfrischungspause gönnt man sich am besten im «Stazione Paradiso», einer Bar in einem ausrangierten Zugwaggon. Weiter geht’s zum malerischen Unteren Letten. Im ältesten Flussbad der Stadt – erbaut 1909 – kann man sich kurz abkühlen. Ebenfalls erfrischend sind die Getränke im minimalistisch gestalteten Café «Nude», wo es guten Kaffee, kreative Cocktails und auch sonst eine hervorragende Auswahl an Getränken und Snacks gibt.

Beim Dammsteg überquert man den Fluss wieder. Jetzt ist man im Industriequartier Kreis 5, wo die Josefswiese ein beliebter Treffpunkt ist. Auf dem Weg dorthin stattet man der Markthalle im Viadukt einen Besuch ab. Hier gibt es verschiedene Köstlichkeiten von nah und fern zu kaufen. Es bietet sich an, in der Weinhandlung «Südhang» eine Flasche Wein, bei «Tritt Käse» ein paar Scheiben Alpkäse und ein knuspriges Brot und bei der «Minimetzg» etwas Schinken und Mortadella zu holen. Mehr braucht es nicht für ein ausgiebiges Picknick auf der Wiese. Man sucht sich ein Plätzchen zwischen den Fussball spielenden Kindern, stillenden Müttern und Gruppen von Bier trinkenden jungen Menschen und geniesst die städtische Atmosphäre. Das Dessert holt man sich anschliessend in der «Zentrale für Gutes», wo Tine Giacobbo und Katharina Sinniger ihr Eisvogel-Glace anbieten. Es gehört zu den besten der Stadt.

Gestärkt macht man sich auf den Weg in den berühmt-berüchtigten Kreis 4. Beim Überqueren der Hardbrücke kommen urbane Hochgefühle auf – der Ausblick auf die Zuggleise und die Stadt ist bei schönem Wetter spektakulär. Nicht weit ist es zum grosszügigen Bullingerplatz, der an sonnigen Tagen immer viele Menschen anzieht. Im grossen Brunnen planschen Kinder und manchmal Erwachsene. Er eignet sich aber auch gut, um ein Bier oder eine Flasche Wein zu kühlen. Das gastronomische Angebot ist mit dem gehobenen peruanischen Restaurant «Barranco» und dem gemütlichen Café «Bonheur» ebenfalls gut.

Piazze im Kreis 3

Ein weiterer beliebter Platz liegt keine zehn Minuten Fussmarsch vom Bullingerplatz entfernt im Kreis 3. Am schmucken Brupbacherplatz gibt es ein beachtliches gastronomisches Angebot. An schönen Tagen fällt als erstes die lange Schlange vor der «Gelateria di Berna» auf. Dort gibt es frisches Gelato aus lokalen Zutaten zu einem sympathischen Preis. Wer etwas Herzhaftes sucht, versorgt sich im «Grazie» mit Pizza al taglio oder isst im «Miki Ramen» eine japanische Nudelsuppe. Für die Getränkeversorgung sorgen die Cocktailbar «Raygrodski» oder die beliebte «Bar Sacchi». Besonders lohnt sich ein Besuch am Brupbacherplatz allerdings am Samstag, denn dann findet der «BrupbiMärt» mit spannenden Produzenten und Streetfood aus der Region statt.

Gleich um die Ecke liegt ein weiteres Highlight, der Idaplatz. Früher versammelten sich hier Junkies und Alkoholiker, dank der Quartieraufwertung sind es heute Familien mit spielenden Kindern oder Büroarbeiter und Studenten, die ihr Feierabendgetränk geniessen. Dieses kauft man sich am besten im Bioladen «Chornlade» an der Ecke. Wer Hunger hat, setzt sich ins Café «Piazza», wo es eine unkomplizierte Saisonküche gibt. Klassisch italienisch sind die Speisen im Bistro und Delikatessengeschäft «Genovas», denn der Familienbetrieb hat Wurzeln in der südlichen Region Molise. Von dort kommen auch viele Zutaten, die zu einfachen, aber schmackhaften traditionellen Gerichten oder Pinsa Romana – diese gibt’s auch zum Mitnehmen – verarbeitet werden. So kommt erst recht mediterrane Stimmung auf: Für einen Moment könnte man glatt vergessen, dass man sich im Zentrum Zürichs befindet und nicht etwa in einer süditalienischen Kleinstadt.


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Erschienen in
Food Zurich Special 2024

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Larissa Graf
Larissa Graf
Autorin
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