Die uralte Freistadt Rust am Neusiedlersee ist auch Herkunft mineralischer Weißweine.

Die uralte Freistadt Rust am Neusiedlersee ist auch Herkunft mineralischer Weißweine.
© OeWM / WSNA

Weiße Eleganz: Die besten Burgunder aus dem Burgenland

Tasting
Burgenland
Chardonnay
Grauburgunder
Weißburgunder
Neuburger

Vor nunmehr zwanzig Jahren wurde die Burgunder Trophy ins Leben gerufen. Falstaff setzte sich damit gemeinsam mit »Wein Burgenland« die Unterstützung der weißen Burgundersorten aus Österreichs östlichem Weinbauland zum Ziel. Heuer standen für die Falstaff Burgunder Trophy die Jahrgänge 2023 für klassisch ausgebaute Weine und 2022 für im Barrique ausgebaute Weine auf dem Programm. Zusätzlich wurde die Reserve Trophy für gereifte Produkte – diesmal 2020 und älter – vergeben.

Nach zwei Dekaden Burgunder Trophy für die besten weißen Vertreter dieser Sortengruppe aus dem Burgenland lässt sich ein erstes Resümee ziehen. Waren lange Zeit vor allem Rotwein und Süßwein aus dem Burgenland in den Köpfen der Weinfreunde verankert, so haben heute die eleganten Weißweine längst einen wachsenden Stellenwert erlangt. Bei den klassischen Weinen ist das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend, bei den Reserveweinen hat die Herkunft Leithaberg DAC mit einem präzisen Stilbild viel Positives zur Positionierung des weißen Burgenlands beigetragen.

Die Entwicklungen und Trends beim Weißwein im Burgenland werden von den Ertragsflächen – mit einer gewissen Verzögerung, versteht sich – gut ablesbar. Sehen wir uns diese Zahlen im Vergleich von 2017 und der aktuellen statistischen Erhebung an, ergibt sich im Bezug auf die für die Burgunder Trophy relevanten Sorten ein sehr klares Bild. Der Chardonnay ist die Trendsorte des Burgenlands, liegt heute mit 709 Hektar (2017: 656 Hektar) auf dem dritten Platz knapp hinter den ehemaligen beiden Platzhirschen Welschriesling (950 Hektar, 2017: 1.254 Hektar) und Grünem Veltliner (1.085 Hektar, 2017: 1.365 Hektar), deren Flächen in den letzten Jahren klar rückläufig sind.

Beim Weißburgunder ist die Situation trotz teils hervorragender Weine auch unerfreulich. Waren es 2017 noch rund 510 Hektar, sind jetzt nur mehr 433 Hektar im Ertrag. Der österreichweit rare Neuburger hatte 2017 noch eine Anbaufläche von 139 Hektar, heute sind nur noch 75 davon übrig geblieben. Einzig beim Grauburgunder gibt es einen minimalen Lichtblick, hier weist die Statistik statt 77 im Jahr 2017 nun 81 Hektar aus. Weiße Sorten, die zuletzt kleinere Flächengewinne verzeichnen konnten, sind Sauvignon Blanc, Muskateller und Furmint.

Rebflächen schwinden

Insgesamt betrug 2017 der Weißweinanteil in Burgenlands Weingärten 44,4 Prozent, aktuell sind es nur noch 41,7 Prozent. In den letzten sechs Jahren hat das Burgenland eine Rebfläche von etwa 1.450 Hektar verloren und verfügt nun offiziell über 11.647 Hektar, dabei sind allein mehr als 400 Hektar der führenden Rotweinsorte Blaufränkisch verschwunden, aber auch mehr als 200 Hektar vom Blauer Zweigelt.

Kommen wir nun zu den Ergebnissen der Falstaff Burgunder Trophy 2024 im Detail. Für die diesjährige Verkostung wurden 150 Weine zur Beurteilung eingereicht, mit 76 Mustern kam fast exakt die Hälfte reinsortig aus Chardonnay, weitere 40 und damit rund 27 Prozent waren Weißburgunder, elf Prozent waren Grauburgunder, von der Sorte Neuburger waren reinsortig nur sieben Muster im Rennen, neun Weine waren ­Cuvées aus den vorgenannten Rebsorten.

Die größte Gruppe, das Alter der Weine betreffend, bildeten erwartungsgemäß die jüngsten Vertreter, die fruchtig-frischen Weine aus 2023 mit 80 Mustern. 62 Weine kamen aus 2022, die Reserve Trophy wird leider auf Grund der mangelnden Verfügbarkeit der Spitzenweine bei den Weingütern deutlich weniger frequentiert, hier standen nur sieben gereiftere Weine zur Probe an. Interessant auch der Anteil der biologisch und/oder biodynamisch zertifizierten Weine, die heuer ins Rennen geschickt wurden, es waren 28, also knapp 20 Prozent. Dieser Satz liegt im gesamtösterreichischen ­Vergleich eine Spur zu niedrig, das lässt für die Zukunft Steigerungen erwarten.

Saftig-frische Jugend

Kommen wir zunächst zu den jüngsten Kandidaten und beginnen mit der Topsortengruppe der Chardonnays: Hier geht die Trophy an Rudolf Wagentristl aus Großhöflein für den Chardonnay Leithaberg DAC 2023, Platz zwei holt Georg Prieler mit Chardonnay Sinner 2023 aus Schützen, und den dritten Rang belegt Albert Gesellmann mit seinem klassischen Chardonnay 2023. Alle drei Weine wurden mit tollen 93 Punkten bewertet, die beiden letzteren sind organisch zertifiziert.

Auch bei den jungen Pinots Blancs hatte Rudi Wagentristl mit seinem Weißburgunder Leithaberg DAC 2023 die Nase vorn, gefolgt von Michael Kirchknopf aus Eisenstadt mit dem Weißburgunder Leithaberg DAC Alte Reben 2023, Platz drei geht an Hammer Wein Rust für den Weiß­burgunder Stein 2023.

In Sachen junge Grauburgunder holt sich das Weingut Pasler aus Jois mit Graue Gans 2023 die Trophy, auf den Plätzen folgen Dombi-Weiss aus Podersdorf und das Weingut Preschitz aus Weiden am See mit dem Ried Ungerberg SEElektion 2023. Den besten jungen Neuburger stellte wiederum Michael Kirchknopf mit dem Leithaberg DAC Tradition 2023 – vor Erbhof Nährer aus Eisenstadt mit Ried Steinriegl 2023 und Melanie und Gernot Zechmeister aus Gols mit Neuburger Avia 2023. Beste junge Cuvée wurde der Leithaberg DAC Kalk Weiß 2023 von Erwin Tinhof aus Trausdorf.

Platz eins bei den 2022ern geht an die Familie Kollwentz aus Großhöflein mit Chardonnay Ried Katter­stein 2022 mit tollen 96 Punkten, gefolgt von Paul Achs aus Gols mit dem Chardonnay Alte Reben 2022 und 95 Punkten sowie schließlich Albert Gesellmann, der mit seinem Chardonnay Ried Steinriegl 2022 aufzeigt, dass auch das Mittelburgenland das Potenzial für große Weißweine mitbringt.

Der beste Chardonnay mit Herkunft Leithaberg DAC kam mit Ried Lamer 2022 mit 94 Punkten von Esterházy Wein in Trausdorf – punktegleich mit Gesellmann. Die besten Weißburgunder 2022 tragen diesmal allesamt die Herkunft Leithaberg DAC, begonnen bei Georg Prieler aus Schützen mit dem wunderbaren Pinot Blanc Ried Steinweingarten 2022 und 96 Punkten. Die Plätze zwei und drei gehen an Wagentristl – für den mineralischen Ried Taschtler 2022 mit 95 Punkten und für Ried Kreidestein 2022 mit 94 Punkte.

Die beste cuvée

Der beste Neuburger war Leithaberg DAC Ried Umriss 2022 vom Ruster Alleskönner Kurt Feiler vor Erwin Tinhofs Neuburger Leithaberg DAC Ried Oberberg, beide mit 94 Punkten. Mit ebenfalls 94 Punkte holte sich das Nestor-Duo Neukamp & Stadler aus Halbturn den Sortensieg mit Pinot Gris Ried Lehendorf 2022.

Als beste Cuvée (94 Punkte) kam Michael Schwarz vom Weingut Schwarz in Andau mit dem eleganten Schwarz-Weiss 2022 ins Ziel. In der Reserve Kategorie geht der Sieg ex aequo mit 96 Punkten am Georg Prieler für den Pinot Blanc Leithaberg DAC Ried Haidsatz 2019 und den Chardonnay Ried Gloria 2019 von Ando Kollwentz. Mit kleinem Respektsabstand rangiert das Weingut Adrian aus Apetlon mit Chardonnay Ried Fuchsloch Grande Reserve 2020 auf dem dritten Rang.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2024

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Peter Moser
Peter Moser
Chefredakteur Wein
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