Aus Schweigen in der Südpfalz kommt der zweitplatzierte Wein: »Opus Oskar«, ein Dauergast auf dem Podium der Sauvignon-Blanc-Trophy.

Aus Schweigen in der Südpfalz kommt der zweitplatzierte Wein: »Opus Oskar«, ein Dauergast auf dem Podium der Sauvignon-Blanc-Trophy.
© Weingut Jülg

Würze und Schliff: Die Sieger der Sauvignon Blanc Trophy

Sauvignon
Tasting
Deutschland
Verkostung

Beim Sauvignon Blanc ist die Zeit der schrillen Aromen vorüber. Viele Winzer setzen auf Spontangärung und behutsamen Holzkontakt – und schaffen Weine, die auf eine würzige, komplexe Entfaltung im Lauf der Flaschenreife angelegt sind.

Die Rebsorte Sauvignon Blanc stammt von der Loire, wo sie bei Sancerre und Pouilly Fumé einen oft nach Cassis duftenden, im besten Fall extrakt­betonten, vom Feuersteinböden geprägten Wein ergibt. Die zweite Heimat der Sorte ist ­Bordeaux, wo sie seit Jahrhunderten Teil des Sortenspektrums für den edelsüßen Sauternes bildet. In der Gegenwart verbindet man den Sauvignon häufig auch mit Neuseeland – denn als die aufstrebende Weinbaunation in den 1980er-Jahren die internationale Bühne betrat, da tat sie es am auffälligsten mit pikant-fruchtigem Sauvignon Blanc.

Die Geschichte der Sorte in Deutschland reicht immerhin bis ins Jahr 1830 zurück, als Freiherr Zorn von Bulach Sauvignon in Durbach in der Ortenau pflanzte – angeblich sollen die Reiser von Château d’Yquem gekommen sein. Etwa zur selben Zeit stand Sauvignon Blanc als »Muskat-Sylvaner« in manchen Weinbergen Frankens. Diese frühe Anwesenheit blieb jedoch punktuell und führte nicht dazu, dass sich eine Traditionslinie ausbilden konnte. Die deutsche Karriere des Sauvignon Blanc startete erst, als er um die Jahrtausendwende die Sortenzulassuing bekam: 1999 in Württemberg, 2001 in Rheinland-Pfalz. Seither wurden mehr als 1900 Hektar mit der Rebsorte bestockt. Das entspricht knapp zwei Prozent der Rebfläche und zeigt, dass die Sorte in der Nische geblieben ist – eine Nische allerdings mit kontinuierlich steigender Bedeutung.

Die gewachsene Erfahrung bringt inzwischen Weine von Stil und Raffinement hervor: So zeigt unser diesjähriger Siegerwein, den Josef und Julian Gierer aus Nonnenhorn am bayrischen Bodensee im Keller haben, beispielhaft, wie vielschichtig und mit welcher Konzentration sich die Aro­matik der Sorte mit einer »Cool Climate«-Anmutung vereinen lässt. Platz zwei auf dem Treppchen ist ein alter Bekannter: Die Alte-Reben-Kelterung »Opus Oskar« von Johannes Jülg aus Schweigen in der Südpfalz. Auch Axel Bauer, dessen tiefgründiger »Grand Vin« Platz drei belegt, reüssiert nicht zum ersten Mal.

ZUM GANZEN TASTING


Würzig und dicht im Duft, Rauch, Apfelschale, Mango, Stachelbeeren, Johannisbeeren, weiße Blüten, Brennnessel, Minze, dezent Vanilleblüten. Am Gaumen mit Schmelz und feiner...
Württemberg, Deutschland
Dicht und vielschichtig im Duft, feine Holzwürze, gelbfruchtig, Mango, weißer Pfirsich, Ananas, Orangenschale, balsamische und jodige Noten, Austernschale, Kamillenblüte,...
Pfalz, Deutschland
Noch verschlossen im Duft, Rauch, Orangenschale, balsamische Töne, jodige Noten, Austernschale, Salzzitronen, gelbe Stachelbeeren, Kräuterwürze, Estragon, Zitronenmelisse,...
Baden, Deutschland

Sortenprofil


Sauvignon Blanc

Genomanalysen zufolge ist Sauvignon Blanc eine Kreuzung Chenin blanc x Traminer, was das Loiretal als Herkunftsregion wahrscheinlich macht. Namentlich erwähnt wurde die Sorte allerdings früher in Dokumenten aus Bordeaux (1736) als an der Loire (1783). Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass der Weinbau in Bordeaux früher und besser dokumentiert wurde als an der Loire.
 

Weintyp

Der Sauvignon Blanc ist eine bukettreiche Sorte, typisch sind Aromen von Cassis, Kiwi, Stachelbeere oder Buchsbaum. Bei Billigweinen für den schnellen Konsum werden die Aromen durch den Einsatz von aromabildenden Hefen verstärkt. Achtung, Blender!

 


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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2024

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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