© Stefan Gergely

Pro & Contra: Naturwein

Naturwein

Die Falstaff Chefredakteure Benjamin Herzog und Peter Moser diskutieren, die Vor- und Nachteile der Naturweinbewegung.

Naturwein bedeutet für mich Lebenslust

Es war ganz zu Anfang meiner Karriere als Weinjournalist, als ich zum ersten Mal mit der Naturweinbewegung in Berührung kam – und es war Liebe auf den ersten Blick. Nicht nur die Weine waren anders, im besten Sinne lebendig, sondern vor allem der Groove. Naturwein bedeutet für mich Lebenslust: gutes Essen, Musik und lockere Stimmung. So verwundert es nicht, dass Naturwein viele junge Menschen begeistert, die zuvor mit dem Thema Wein nichts zu tun hatten oder haben wollten. Ein großes Verdienst! Auf der Produktebene ist es für mich als Weinexperte faszinierend, Weine entdecken zu können, die komplett auf das Wesentliche reduziert sind, ungeschönt und ungefiltert. Dass es da auch qualitative Ausreißer nach unten gibt, ist wenig überraschend. Doch einen banalen konventionellen Wein trinke ich genauso ungern – und von denen gibt es auch mehr als genug. Der große Verdienst der Naturweinbewegung aus heutiger Sicht ist, dass auch viele klassische Produzenten ihre Methoden hinterfragen. Und sich zu hinterfragen, ist eigentlich immer gut, egal, was man tut.

–Benjamin Herzog, Chefredaktion Falstaff Schweiz

WAS IST EIGENTLICH NATURWEIN?

Kann Naturwein halten, was er verspricht?
© Shutterstock
Kann Naturwein halten, was er verspricht?

Naturweine zeigen ihre Herkunft oft nur auf dem Etikett

Was spricht gegen Natural Wines? Diese Frage wurde mir schon öfters gestellt, wohl in der Annahme, Weinverkoster im Alter von über sechzig Jahren würden diese Weine kategorisch ablehnen. Das ist bei mir nicht der Fall. Was ich nicht so mag, ist der Punkt, dass mir unter dem Deckmantel »Natural Wine« zu oft fehlerhafte Produkte serviert worden sind. Sicher, »fehlerhaft« ist ein dehnbarer Begriff. Ich stoße mich nicht daran, wenn ein Wein zart getrübt in der Farbe ist – wundere mich aber, warum es dem Produzenten nicht gelingt, den Wein blank zu bekommen. Ich freue mich, wenn ein Wein einen geringeren Alkoholwert hat und dennoch einen guten Zug und Trinkfluss aufweist. Die Tatsache, dass er schlank oder gar dünn ist, macht allein noch keine Qualität aus. Ein Wein darf seine Herkunft, sein Terroir und im Falle der Reinsortigkeit auch seine Sorte zeigen. Bei manchen Natural Wines ist hierfür nur das Etikett zuständig, im Glas wird dieses Versprechen nicht eingelöst. Als Natural kann vieles bezeichnet werden, ich bin für zertifiziert biologische und biodynamische Weine mehr zu begeistern.

– Peter Moser, Chefredakteur Wein

BEST OF NATURAL WINES


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2024

Zum Magazin

Benjamin Herzog
Benjamin Herzog
Chefredaktion Schweiz
Peter Moser
Peter Moser
Chefredakteur Wein
Mehr zum Thema