Genauso vielseitig wie die Farbschattierungen der Roséweine ist auch ihre stilistische Bandbreite.

Genauso vielseitig wie die Farbschattierungen der Roséweine ist auch ihre stilistische Bandbreite.
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Die besten Rosés aus Deutschland, Österreich und der Schweiz

Sommer ohne Rosé? Denkbar, aber irgendwie unmöglich. Besonders bei den ausgezeichneten Roséweinen, die in der Schweiz entstehen. Die besten rosafarbenen Gewächse der Falstaff Rosé Trophy stellen wir Ihnen hier vor.

Deutschland

Der Rosé-Jahrgang 2023, der mehrheitlich auf dem Probentisch dieser Trophy stand, wird ganz nach dem Geschmack der Genießerinnen und Genießer sein: Die Frucht, so das Resümee der Falstaff-Probenjury nach der Verkostung von exakt 80 deutschen Rosé- und Blanc-de-noir-Weinen, ist dieses Jahr besonders süß und zugänglich ausgefallen, die Weine verbinden Frische mit Körper. Ihnen ist also genau jene Mischung zueigen, die man im Sommer sucht, sei es auf Balkon oder Terrasse, oder bei einem sommerlich leichten Gericht aus der Vorspeisenküche.

Mit Johannes Gröhl setzte sich in der Blindprobe ein junger Winzer an die Spitze des Rankings. Im Vorjahr war Gröhl nominiert für den Titel Falstaff-Newcomer des Jahres. Einen Namen hat sich der Mitt-zwanziger bislang vor allem für Weine gemacht, die von der Spontangärung geprägt, karg und bissig daherkamen. Diese Handschrift ist im siegreichen Blanc de Noir durchaus noch zu erkennen, aber sie hat – zumindest für diesen Wein – etwas von ihrer Kompromisslosigkeit abgelegt, sodass ein konsensfähiger,  gewissermaßen familientauglicher Stil entstanden ist. Der Jury gefiel es, wie »traubig«-fruchtige und »steinige« Aromenwelten sich vereinigen und wie der Wein bei sehr guter Dichte und deutlich mineralischem Charakter dennoch auch entspannt und trinkfreudig wirkt.

Auf dem geteilten zweiten Platz landeten zwei Weine aus dem Ahrtal: stilistisch durchaus unterschiedlich gehalten, aber in ihrer Interpretation eines hellfarbenen Ahr-Burgunders gleichermaßen souverän. Der Mayschosser Ortswein des Deutzerhofs stellt im Duft die klare rotbeerige Frucht in den Vordergrund, und zeigt im Gaumen eine kompakte, stoffige Art. Der Rosé »B« aus dem Weingut Kriechel zeigt die Vorzüge des warmen Jahrgangs 2022 und die Abrundung aus dem Eichenfass auf besonders stilsichere Art: Mit diesem Wein im Glas verschiebt sich der Fokus von der Erfrischung hin zur Kulinarik.

ZUM GANZEN TASTING

Pastellfarben. Reduktion im Duft, Schießpulver, flintig, feine Röstnoten, Himbeeren, rote Johannisbeeren, Hagebutten. Am Gaumen straff und geradlinig, der lebendige Säurenerv, korrespondiert gut mit der dezent zu erahnenden Süße, saftige Frucht, schlank im Körper, mittlere Länge, mineralisch und stilvoll.
Rheinhessen, Deutschland
Kräftiges Orangerosé im Glas, Holzwürze im Duft, Karamell, reife, sonnenverwöhnte Frucht, kandierter Apfel und Orangen, Rosinen, dezent Rauch und Tabak. Braucht großes Glas und Luft, am Gaumen kompakt und vielschichtig, dicht, Schmelz mit feingliedriger Säure, viel mineralische Würze, griffige Phenolik, lang am Gaumen, Reifepotenzial, kein Terassen-Rosé.
Ahr, Deutschland
Ein zartes Lachsrosa in der Farbe. Im Duft blumig, leicht schiefertönig, très Pinot. Der Gaumen hat eine saftige Art, aber auch guten Stoff und Aromenpotenzial, eine feinnervige Säure gibt Länge und Eleganz, erstaunlich, wie der Wein die Brücke von der Frische zur Tiefe schlägt!
Ahr, Deutschland

Österreich

In Österreich führte der Rosé-Stillwein lange Zeit ein Schattendasein, erst in jüngeren Jahren lebt die Produktion etwas auf. Zunächst ist der Rotweinanteil in den Weingärten von zehn auf 33 Prozent angewachsen, was auch die Herstellung von Roséweinen etwas ankurbelt. Anfangs wurde dieser Produktionszweig, von Ausnahmen abgesehen, eher als Nebenprodukt des Rotweines betrachtet. Entsprechend schmeckten diese Weine, die Gegenliebe der Konsumenten hielt sich in Grenzen. 

Der einzige besondere und qualitativ bedeutende Roséwein bildet eine Kategorie für sich. Der Schilcher stammt aus der kleinen Anbauzone Weststeier­mark und hat heute DAC-Status. Der rassige Roséwein, der dort seit Menschengedenken aus der rustikalen roten Sorte Blauer Wildbacher gewonnen wird, ist eine österreichische Weinlegende. Gewachsen auf Steilhängen, geprägt durch sein Terroir, Urgesteinsböden aus Gneis und Glimmerschiefer, ist er ein unverwechselbarer Herkunftswein.

ZUM GANZEN TASTING

Roséwein still

Mittleres Zwiebelrot, zarte Orangenzesten. Zart nach Nugat und Lakritze, eingelegte Kirschen, ein Hauch von Erdbeerkonfit, mineralisch unterlegt. Straff, elegant, vom Kalkboden eng verzurrt, finessenreiche Säurestruktur, tolle Spannung, sehr leichtfüßig und lange anhaftend, rotbeeriger Nachhall, salzig im Rückgeschmack.
Helles Lachsrosa, goldfarbene Reflexe. Frischer Golden-Delicious-Apfel, zart nach Erdbeerkonfit, florale Nuancen. Saftig, elegant, feine Steinobstnuancen, ein Hauch von Pfirsich, seidige Mineralität, salziger Touch im Abgang, balanciert und harmonisch, mittlere Länge.
Österreich
Mittleres Lachsrosa, kupferfarbene Reflexe. Feine Tabak-Kräuter-Würze, etwas Orangenzesten, reife Kirschen, ein Hauch von Waldbeeren, einladendes Bukett. Saftig, straff, engmaschig, dunkle Mineralität, Weichsel im Abgang, Zitrusnuancen im Rückgeschmack, guter Speisenbegleiter.
Mittelburgenland, Österreich

Rosé Schaumwein

Helles Lachsrosa, silberfarbene Reflexe, sehr feines Mousseux. Zarte rote Waldbeeren, weißer Apfel, ein Hauch von Kirschen und Limetten. Stoffig, elegant, feine Fruchtsüße, zart nach Kernobst, frisch strukturiert, mineralisch-zitronig, ein lebendiger Stil, weißes Nugat im Nachhall, weiteres Reifepotenzial. (Deg. 11/23)
Kremstal, Österreich
Helles Kupferrot, goldfarbene Reflexe, feines, anhaltendes Mousseux. Rote Waldbeeren, zart nach Ribiseln, weißer Apfel und Limettenzesten. Kraftvoll, roter Rhabarber, feiner Säurebogen, Kernobst im Abgang, saftig und animierend, ein Hauch von Cassis, zitronige Nuancen, ein stoffiger Speisenbegleiter mit guter Länge und feiner Süße im Abgang. (Deg. 03/24)
Österreich
Helles Lachsrosa, silberfarbene Reflexe, feines Mousseux. Zarte rote Waldbeernuancen, ein Hauch von roten Kirschen und Himbeeren, etwas Biskuit und Orangenzesten. Saftig, feiner gelber Pfirsich, etwas Zwetschke, lebendige Struktur, mineralisch, feine fruchtige Süße im Abgang. (Deg. 09/23)
Österreich

Schweiz

Roséweine liegen im Trend – das weltweit und bereits seit vielen Jahren. Einer der Gründe hierfür ist sicherlich die Unkompliziertheit, die die rosafarbenen Weine ausstrahlen. Ein Attribut, mit dem sie es schaffen, nahezu alle Weingeniesser zu erreichen und das ihnen Kritiker lange als Belanglosikeit vorwarfen. Teils zurecht, denn Roséweine waren viel zu häufig von zu hohem Restzuckergehalt gezeichnet – plump und weit entfernt vom Ideal eines erfrischenden Sommerweins, der sie im Optimalfall sind. Hervorragende Rosés verfügen über knackige Säure, animierende Frucht und immensen Trinkfluss. Natürlich sind sie auch schöne Speisenbegleiter und wer glaubt, dass es einfach ist, einen guten Rosé zu keltern, irrt sich, denn Rosés benötigen wie alle anderen Weinfarben auch im Keller besondere Aufmerksamkeit, damit sie großartig werden. Genau diese scheinen in den letzten Jahren immer mehr Schweizer Winzer den pinken Tropfen zu schenken. Eine erfreuliche Entwicklung, die sich auch in den Ergebnissen der diesjährigen Falstaff Rosé Trophy widerspiegelt. 

Rund die Hälfte der eingereichten Rosé-Gewächse wurde vom Falstaff-Verkostungs-Team mit 90 oder mehr Punkten ausgezeichnet. Satte 93 Punkte erreichte der 2023er Rosé vom Weingut Wolfer aus dem Thurgau, das Spitzengewächs der Verkostung. Ein Wein, der all das verkörpert, was einen guten Rosé ausmacht. Leichtigkeit, Frische und Trinkfluss, ohne Substanz vermissen zu lassen. Platz zwei geht in diesem Jahr an den 2023er Rosé de Pinot Noir vom Weingut Jauslin aus dem Kanton Basel. Ebenfalls ein toller Roséwein, der die Falstaff-Verkoster mit seiner fruchtig-frischen Aromatik sowie Trinkfluss überzeugen konnte. Produziert wird der Tropfen mittels kurzer Maischestandzeit und kalter Vergärung. Auf dem dritten Platz der Verkostung landete ein Roséwein, wie man ihn eher selten findet: der Schipf Rosé 2023 vom Weingut Schipf am Zürichsee. Ein Roséwein, der mit seiner kräftigen, reifen Säure und schönen Struktur im besten Sinne oldschool daherkommt und auf seine ganz eigene Weise begeistert.

ZUM GANZEN TASTING

Noten von Aprikose, Ananas, Mango, roten Beeren und Agrumen in der Nase. Kräuterig-würzige Anklänge und florale Nuancen. Am Gaumen schmeichelnd, mit animierender Säure und Nektarine sowie Zitrusnoten im langen Abgang.
Kanton Thurgau, Schweiz
Duftet nach Birne, etwas Eisbonbon, Grapefruit und Pfirsich. Anklänge von roten Beeren und Minze. Am Gaumen frische Säure, schöne Fülle, Aroma von Roter Johannisbeere und Kirsche sowie Agrumen. Schöner Trinkfluss.
Kanton Basel-Landschaft, Schweiz
Dezente Nase mit Noten von Quitte, roten Beeren und Kräutern. Am Gaumen schön strukturiert mit kräftiger, reifer Säure, passender Kraft und zitrisch-würzigen Noten. Apfelnoten im Finale. Im besten Sinne oldschool.
Zürichsee, Schweiz

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Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2024

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Peter Moser
Chefredakteur Wein
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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