Akkurate Buchsbaumhecken sind Teil der bezaubernden historischen Hesperidengärten in Nürnberg.

Akkurate Buchsbaumhecken sind Teil der bezaubernden historischen Hesperidengärten in Nürnberg.
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Von Bayreuth bis Nürnberg: Frankens prächtigste Gärten und Parks

Nürnberg
Garten

Nicht nur in Bayreuth und Franken erreichte die höfische Gartenkunst in der Barockzeit ihren Höhepunkt, indem Schlösser und Parks als harmonische Einheiten gestaltet wurden. Sozusagen als Amuse-Bouche für eine Gartenreise stellen wir hier einige besondere Gartenidyllen vor.

Der Name Friederike Sophie Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth steht in Franken auch für hohe Gartenkultur. Sie zählt zu den bedeutendsten Frauengestalten des 18. Jahrhunderts, baute sich in Bayreuth eine eigene Welt und machte diesen Ort zu einem der prunkvollsten deutschen Orte des 18. Jahrhunderts. Ohne sie, sagt die Historie, hätten die Wagner-Festspiele nicht in Bayreuth eine Heimat gefunden. »Ich habe mir das Vergnügen gemacht, den Plan meines Palasts selbst zu entwerfen«, schreibt sie in einem Brief an ihren Bruder Friedrich den Großen.

Was wäre Bayreuth ohne das Alte und Neue Schloss, das Markgräfliche Opernhaus oder die Eremitage? Zu Wilhelmines »grünem Reich« gehörten vier Schlossparks in und um Bayreuth, die heute von der Bayerischen Schlösserverwaltung – wunderbar restauriert – die Besucher erfreuen. Als ihr Mann ihr im Jahr 1735 das Gelände rund um die Eremitage zum Geburtstag schenkte, plante Wilhelmine alles im großen Stil um. Sie verwendete zwar »barocke Zutaten«, ließ aber auch ihrer Fantasie freien Lauf. Das Alte Schloss wurde zu einem Sommerschlösschen mit dem »Japanischen Kabinett«, dem Musikzimmer und dem »Chinesischen Spiegelscherbenkabinett«. Eine eindrucksvolle Orangerie mit dem Sonnentempel wurde zum Mittelpunkt des Parks, in dem auch eindrucksvolle Grotten- und Wasserspiele zu bewundern sind, die vom »Roten Main« gespeist werden. Ornamentale Bassins, Kaskaden und vieles mehr versprechen bis heute einen entdeckungsreichen Ausflug durch einen außergewöhnlichen Garten, der zu den Highlights Bayreuths gehört.

Die Eremitage ist eine 1715 entstandene historische Parkanlage und die beeindruckendste in Bayreuth.
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Die Eremitage ist eine 1715 entstandene historische Parkanlage und die beeindruckendste in Bayreuth.

Wilhelmines Reich

Der Schlosspark Fantaisie in Donndorf-Eckersdorf hatte seine Blütezeit nach Wilhelmines Tod unter der Gartenregie ihrer Tochter Herzogin Elisabeth – Family-Business gibt es also nicht nur auf dem Grünen Hügel. In diesem Gartenkunstwerk der Extraklasse verbinden sich Stilphasen vom Rokokogarten über den sentimentalen Landschaftsgarten bis zum stilpluralistischen Park mit Gedenksteinen, Siegessäulen und Katakomben, Gartenkunst-Museum inklusive.

 

Die Natur selbst war die Baumeisterin.

 

Das Neue Schloss mit dem Hofgarten und der Oberen Grotte wurde zwischen 1749 und 1753 erbaut und durch eine märchenhafte Orangerie vollendet. Schloss und Park Fantaisie bilden mit den Hecken-Labyrinthen, Grottennischen und Sandsteinfelsen eine grüne Oase, die schon für Jean Paul ein romantischer Ort der Sehnsucht war. Über Oberwaiz, die Waldhütte, Neustädtlein, Alladorf und Kleinhül führt ein Teil des Jean-Paul-Wegs, der alle vier Barockparks verbindet, nach Sanspareil bei Wonsees. »Die Natur selbst war die Baumeisterin«, schrieb Markgräfin Wilhelmine an ihren Bruder Friedrich den Großen über den Felsengarten Sanspareil. Bizarre Felsenformationen im Buchenhain zeichnen das Bild des Gartens aus dem Jahr 1744 aus. Vieles der großartigen Naturkulisse verfiel im Lauf der Jahrhunderte, das Felsentheater im Hain oder der »Morgenländische Bau« sind aber bis heute erhalten. Unmittelbar angrenzend an den Felsengarten liegt die Burg Zwernitz.

Der Name des Felsengartens Sanspareil soll auf den Ausruf »C’est sans pareil!« (»Das ist ohnegleichen!«) zurückgehen. Diese einzigartige Gartenanlage trägt die Handschrift von Markgräfin Wilhelmine.
© Bayerische Schlösserverwaltung
Der Name des Felsengartens Sanspareil soll auf den Ausruf »C’est sans pareil!« (»Das ist ohnegleichen!«) zurückgehen. Diese einzigartige Gartenanlage trägt die Handschrift von Markgräfin Wilhelmine.

BAROCKGARTEN NÜRNBERG

Besondere Gartenkunst gibt es auch in Nürnberg zu entdecken. Auch wenn der Eintritt unscheinbar ist, eröffnet sich den Besuchern eine Zierparkanlage mit Überraschungen. Hinter einem Holztor in der Johannisstraße 13 staunt man über einen Barockgarten des 17. und 18. Jahrhunderts mit Grün, Kunst und den Hesperidengärten. Einst war Nürnberg eine bedeutende Gartenstadt und der Barockgarten ist ein beredter Zeuge davon. Exakt geschnittene Büsche und possierliche Steinskulpturen vor einem schönen Gartenhaus bilden die Kulisse auf dem Weg zum »Putto-Löwenbrunnen«, auch »Eros Fontäne« genannt. Die namensgebenden Zitrusfrüchte – das Gold der Hesperiden – sind die Zierde der Gärten, die einst zum grünen Kranz gehörten, der Nürnbergs Stadtmauer umgab. Schön rekonstruiert kann man zwischen Buchshecken, Statuen und Wasserbecken flanieren und dabei den Duft der Zitrusfrüchte einatmen.

Und zum Schluss? Eine Geschichte ohne Wagner? Geht gar nicht! Und deshalb bildet den Schluss der kleinen Gartenreise der Festspielpark auf dem Grünen Hügel. 1920 entwarf der bekannte Landschaftsarchitekt Gustav Allinger hier einen Park, der das Festspielhaus umgibt. Ein Steingarten, ein Seerosenteich, Urwelt- und Bergmammutbäume, Ginkgos, Rosen, Rhododendren oder Azaleen, vor dem Festspielhaus jeden Sommer 10.000 Sommerblumen – auch hier ist das Besondere das Alltägliche. Wie wohl bei allem rund um Richard Wagner.


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Erschienen in
Falstaff Spezial Bayreuth & Franken

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Ilse Fischer
Ilse Fischer
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Von Katharina Schwaller