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»Mandarin Oriental Palace« Luzern: Ein Klassiker neu interpretiert

Schweiz
Hotel
Neueröffnung

Nach umfangreicher Renovierung erstrahlt das Grandhotel in neuem Glanz und vereint Tradition und Innovation mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Vierwaldstättersee.

Wow. Mehr Swiss-Vintage-Panorama scheint kaum möglich. Ja, der Matterhorn-Blick von der Rifflalp, vielleicht. Aber diese 180-Grand-Naturbühne Vierwaldstättersee, mit links Rigi, mittig Bürgenstock, rechts Pilatus, die macht immer wieder sprachlos. Vor allem, wenn morgens um halb sieben auf dem Juniorsuiten-Balkon die Regenwolken Berge und Wasser zu einer poetisch blaugrauen Impression verschwimmen lassen. Hinter hohen Bäumen ist das Richard-Wagner-Refugium »Haus Triebschen« zu erahnen, weiter rechts dräut dunkel die modere Baumasse von Jean Nouvels berühmtem Konzertsaal mit dem nüchtern Namen KKL – Kultur- und Kongresszentrum Luzern. Davon ankert die historische Schiffsflotte, daneben erwacht gerade der Bahnhof zum Schienenleben.

Ja, das »Palace« in Luzern, das erstmals 1906 seine weißen Türen der eleganten Touristenwelt öffnete, es ist nicht umsonst bis heute eine Grand-Hotel-Legende. Weil es selbst – längst ist die Sonne durchgebrochen und mit dem bereitgestellten Fernglas hat man sich viele helvetische Landschaftsdetails herangezoomt – so viel gelassene Schönheit und ruhige Harmonie ausstrahlt: mit seinem abgerundetem Dach, dem asymmetrischen Turm auf der linken Seite, der in der Mitte sich hochschwingenden Kuppel.

Eines der besten japanischen Restaurants der Schweiz

Das putzt ungemein, solide wie gastfreundlich. Am genau richtigen Standort. Von überall am Seeufer ist das Palace sichtbar. Die Stadt, erst das Casino, dann das Zentrum, liegt in der genau richtigen Entfernung, diskret, aber schnell erreichbar. Die hohe Fensterfront im Erdgeschoss stellt überall Blickachsen und Verbindungen her. Kurz ist der Weg für die Gäste der 136 Zimmer (davon 48 Suiten) zu den Wellen, zur Bootsanlegestelle und zur historischen Badeanstalt.

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Einladend ist wiederum das »Quai 10«, der Café- und Lunchbereich außen, der die Schwellenangst nimmt, hin zur mit Marmorsäulen, geometrischen Böden und alten Lüstern aufwartenden »MOzern Bar & Brasserie«. Die offeriert Casual Dining und Drinks, morgens auch das ausführliche, auf Schweizer Produkte Wert legende Hotelfrühstück. Links davon das nur sechs Plätze bietende »Minamo«: eines der besten japanischen Restaurants der Schweiz, wo direkt vor den Gästen die raffinierten Genüsse der Omakase-Menüs in dezent asiatischem Ambiente zubereitet werden. Rechts öffnet sich das Sterne-Restaurant »Colonnade« in etwas unterkühltem Ambiente, wo freilich alte Ölgemälde in Goldrahmen einen hübschen Kontrast zu modernder Landschaftsfotografie bilden. Und auf der verglasten Veranda vor der freundlichen Rezeption wird stilvoll High Tea serviert, mit an bronzenen Bäumchen hängenden Etageren, die durchaus an Vogelkäfige erinnern.

Unter Denkmalschutz

Das Wortspiel »MOzern« offenbart es ebenso wie die kühlenden Oshibori-Tücher zur Begrüßung in der Lobby unter dem Relief des Vierwaldstättersees aus bräunlichem Glaspartikeln: Das altehrwürdige Palace wird seit 2022 nach einem über 100 Millionen Franken teuren Umbau von der Mandarin-Oriental-Group geführt. Die, eher klein mit nur 40 äußerst exklusiven Häusern, davon einem in München, keinem in Österreich, hat nun in der Schweiz neben Zürich und Genf einen dritten Standort bekommen. Und hat sehr gelungen unter Denkmalschutz stehendes Originalambiente mit ihren Signaturen verbunden.

Hell sind die Farben, in die sich das Türkis des Sees mischt, das auch in einigen den Personaluniformen, den Kugelschreiben und dem aus der Entstehungszeit des Palace stammenden historischen Fächer aufscheint: der Vorlage des Ketten-Signets, die jeweils den Eingangsbereich jeden Hauses schmückt. Im Zimmerschrank hängen Kimonos neben den Bademänteln, es gibt asiatisches Teegeschirr, die kostenlosen Softdrinks sind auch mit unüblichem Schweizer Kombucha oder kaltem Minztee bestückt. Jedes Gästekabel, sei es von Laptop oder iPhone, wird vom Zimmerservice mittels Klettband aufgewickelt.

Eine herrliche Belle-Époque-Stadtabsteige

Gäste, die jeden Preis zahlen, überall ähnlichen Luxus erwarten, erinnern sich an solche individuellen Kleinigkeiten. Und so sind es gerade auch die Details, die im Mandarin Oriental Palace Luzern lächeln machen. Und die darüber hinwegsehen lassen, dass – bei Zimmerpreisen ab 500 Franken – wenn es voll ist, im Frühstücksablauf manches mal hakelt, dass nicht alle Zimmer ideal geschnitten sind, dass der ohne Pool auskommende Spa-Bereich überschaubar ist, dafür aber mit seltenen, auf Edelweiß basierenden Bellefontaine-Produkten verwöhnt.

Dafür ist das »Palace« immer noch und mehr als zuvor eine herrliche Belle-Époque-Stadtabsteige mit einzigartigem Landschaftspanorama. Die sich etwa auch zum grandiosen Orchestertreffen des Lucerne Festivals von Mitte August mit Mitte September im nahen KKL empfiehlt. Bei einem der besten, innovativsten und dichtesten programmierten Klassikfestspiele ebenfalls außergewöhnlich logieren zu können – Pakete werden als präferierter Partner angeboten, sogar mit Post-Konzert-Menü –, auch das ist ein schwerwiegendes Extra, das womöglich für »MOzern« spricht.


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Manuel Brug
Autor
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