Die beliebtesten Sekte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
Die letzten Jahrzehnte haben die Sektlandschaft im DACH-Raum stark verändert. Innovative Schaumweinproduzenten verzeichnen mittlerweile in allen drei Ländern einen fulminanten Aufschwung.
Bis in die 1980er-Jahre hinein gab es in Deutschland nur wenige in traditioneller Flaschengärung bereitete Sekte. Leider verpflichtet das deutsche Weinrecht nicht auf das handwerkliche Verfahren, wenn man »Sekt« aufs Etikett schreiben möchte – den Begriff dürfen auch Weine nützen, die in einer Tankgärung zum Schäumen gebracht wurden. Zumindest ein Gutes hatte dieser Missstand: Er brachte eine qualitative Gegenbewegung hervor.
In den 80er- und 90er-Jahren wandten sich nicht nur Weingüter wie der Wilhelmshof in Siebeldingen, das Schlossgut Diel an der Nahe, Arno Schembs in Worms und ein Dutzend andere verstärkt der Sektbereitung nach traditioneller Methode zu. Es entstanden auch reine Sektgüter wie das Sekthaus Reinecker im Markgräflerland, Bardong im Rheingau, Raumland in Rheinhessen. Von solchen Lokomotiven gezogen, begann der deutsche Sekt in den letzten 20 Jahren einen furiosen Aufschwung zu nehmen.
![Katharina Raumland ist gemeinsam mit Schwester Marie-Louise die zweite Generation im 1984 gegründeten Sekthaus.](https://falstaff.b-cdn.net/storage/2024/05/Sekthaus_Raumland_Fotograf_Oliver_Ruether_004_PR_c_Oliver_Ruether.jpg?width=768)
Ganz wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hatte auch das Geisenheimer Sektprojekt, das der legendäre Kellerwirtschafts-Dozent Wolfgang Pfeifer initiierte. Eine ganze Generation von Studierenden konnte in Pfeifers Praxiskursen Flaschengärungs-Sekte erzeugen und trug die Begeisterung nach Hause in ihre Herkunftsbetriebe. Dort wurde dann auch immer öfter beherzigt, was Pfeifer ebenfalls gelehrt hatte: Wenn man guten Sekt machen will, muss man es bereits im Weinberg darauf anlegen.
Die jüngste Phase des deutschen Sekt-Wunders begann mit dem Zuzug des Elsässers Mathieu Kauffmann, des ehemaligen Kellermeisters von Champagne Bollinger. Kauffmann kam 2013 als Önologe zum Deidesheimer Weingut Reichsrat von Buhl. Nach seinem Abschied dort gründete er gemeinsam mit Steffen und Sophie Christmann aus dem gleichnamigen Gimmeldingener Weingut das Sektgut Christmann & Kauffmann, dessen erste Sekte bereits auf dem Markt sind.
Weitere Sekterzeuger, die jüngst von sich reden machten, sind etwa Höfer aus Würzburg, Strauch aus Osthofen, Krack aus Deidesheim und Griesel aus Bensheim an der Hessischen Bergstraße. Bei den verwendeten Sorten erfreuen sich auf vielen Betrieben derzeit die Burgunder größerer Popularität als Riesling: Mit straffen Säuren und einem schlanken Zuschnitt mit viel Biss und Betonung der Frische nähern sich diese Sekte deutlich dem Vorbild der Champagne an. König Riesling ist indes auch im prickelnden Genre nicht völlig entthront: Furios beispielsweise sind die Riesling-Lagensekte von Gut Hermannsberg (Kupfergrube), Schlossgut Diel (Goldloch), von Bardong (Marcobrunn) oder von Mark Barth (Hassel und Schützenhaus). Kein Wunder, dass der wichtige Winzerverband VDP nun auch über eine Sekt-Lagenklassifikation nachdenkt.
Die 10 beliebtesten Sekte aus Deutschland
Österreich: »Sekt Austria« in aller Munde
Seit einigen Jahren erlebt der Schaumwein aus österreichischen Weinen einen bemerkenswerten Aufschwung. Der Begriff »Sekt Austria«, der im Jänner 2022 per Verordnung für den österreichischen Sekt eingeführt wurde, macht österreichischen Sekt mit geschütztem Ursprung und geprüfter Qualität mittels rotweißroter Banderole auf der Kapsel auf einen Blick erkennbar.
Österreich verfügt über eine breite Palette von Qualitätssorten, aus denen der Sekt Austria hergestellt werden kann. Den Erzeugern stehen aktuell nicht weniger als
26 weiße sowie 14 rote Sorten zur Verfügung. Unterschieden wird in drei Kategorien: Sekt Austria, Sekt Austria Reserve und Sekt Austria Große Reserve. Die Große Reserve hat den berechtigten Anspruch, sich mit den besten Schaumweinen der Welt auf Augenhöhe zu messen. Hier ist die Mindestlagerzeit auf der Hefe mit drei Jahren festgelegt, die Trauben müssen in einer einzigen Gemeinde geerntet und gepresst werden. Wie bei der Reserve auch ist hier die Lese per Hand verpflichtend und der Restzuckergehalt der beiden Kategorien ist mit zwölf Gramm pro Liter gedeckelt. Damit kommen Reserve und Große Reserve ausschließlich mit der Dosage Brut (bis maximal zwölf Gramm), Extra Brut (unter sechs Gramm) und Brut Nature (unter drei Gramm) in den Handel. Bei der Großen Reserve ist die Angabe einer Riede als engste geschützte Herkunftsbezeichnung möglich.
Die Riege der bekannten Produzenten in Österreich umfasst zum einen Sektkellereien mit langjähriger Tradition wie Schlumberger und Kattus in Wien oder Inführ in Klosterneuburg, im Burgenland sind Szigeti und A-Nobis zu nennen. Aber auch die Weinproduzenten betätigen sich zunehmend als Hersteller von Sekt Austria. Das Weinbaugebiet Weinviertel mit zahlreichen Herstellern in und rund um Poysdorf sowie Langenlois im Kamptal haben sich als Zentren der Schaumweinherstellung etabliert. In Langenlois ist mit Betrieben wie Will Bründlmayer, Loimer, Schloss Gobelsburg, Steininger und Jurtschitsch die Dichte an Topproduzenten am größten. Mit Malat und Buchegger gibt es im Kremstal zwei Spitzenerzeuger und in der Steiermark sind Hannes Harkamp und Georg Regele die Speerspitzen der Sekt-Kultur.
Die 10 beliebtesten Sekte aus Österreich
Schweiz: Aufstrebende Schaumweinkultur
Die Kunst der »Prise de Mousse«, also der Bildung des Schaums, ist in der Schweiz einigen wenigen vorbehalten. Zwar führen viele Winzerbetriebe hierzulande einen Schaumwein im Sortiment, die Eigenleistung beschränkt sich jedoch in den meisten Fällen auf die Herstellung der Trauben oder des Weins. Die eigentliche Versektung findet in Kellereien statt, die zwar Unmengen von Flaschen verarbeiten, diesen jedoch selten die Zeit und Hingabe widmen können, die ein großer Schaumwein benötigt. Die Schweiz ist hier natürlich keine Ausnahme, international ist dieses Vorgehen durchaus verbreitet, doch es waren Winzerinnen und Winzer, die die Versektung in die eigenen Hände genommen haben, die der Schweiz zeigten, dass große, individuelle Schaumweine auch hier entstehen können.
Zur Speerspitze diesbezüglich gehören Produzenten aus Graubünden. Franziska und Christian Obrecht begannen 2009, einen Teil ihrer Schaumweine selbst auf dem Weingut zu versekten, und es war augenscheinlich, dass die Resultate mit denen der Versekter nicht zu vergleichen waren. Ihr Obrecht Brut ist unter Schaumeinfans in der Schweiz längst legendär. Das Vater-Sohn-Gespann Hansruedi und Patrick Adank setzt ebenfalls auf die Versektung inhouse und insbesondere auf beste Grundweine. Patrick Adank absolvierte einen Teil seiner Ausbildung in der Champagne – und bringt sein Wissen seit 2014 zuhause in Graubünden mit ein. Die Trauben für den Grundwein stammen aus Parzellen, deren Untergrund überdurchschnittlich viel Kalk enthält, und werden selbstverständlich zum idealen Zeitpunkt für die Schaumweinherstellung geerntet. Der Adank Brut besteht immer aus dem Grundwein des aktuellen Jahres, ergänzt mit Reserveweinen, er reift 30 Monate auf der Hefe. Auch andere Weingüter fallen in den letzten Jahren mit ihren Schaumweinen auf. Etwa das Schlossgut Bachtobel im Kanton Thurgau, das für die Herstellung seines MX ganze drei Jahre investiert, oder Tom Litwan aus dem Kanton Aargau, der die rare Champagnersorte Petit Meslier zu einem reinsortigen Schaumwein verarbeitet. Oder der Tessiner Enrico Trapletti, der unter anderem mit Americano-Trauben experimentiert. Es ist offensichtlich: Die Schweizer Schaumweinwelt ist spannend wie nie.
Die 10 beliebtesten Sekte aus der Schweiz
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