Bei der Weinlese in den steilen alpinen Weinbergen von Ar.Pe.Pe. im Veltlin sind Ausdauer und Muskelkraft gefragt.

Bei der Weinlese in den steilen alpinen Weinbergen von Ar.Pe.Pe. im Veltlin sind Ausdauer und Muskelkraft gefragt.
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Italienischer Alpenwein: Diese Weine wachsen auf bis zu 1.340 Metern Höhe

Italien
Weinbau

Vom Aostatal über Domodossola bis ins Vinschgau – Falstaff entführt in die luftigen Höhen des italienischen Weinbaus.

Im italienischen Teil der Alpen wird Weinbau bis in Höhen von über 1.000 Meter betrieben. Vereinzelte Höhenpioniere gab es schon immer, seit der Klimaerwärmung haben die Flächen in luftiger Höhe aber deutlich zugenommen. Eines der höchsten Weinbaugebiete Italiens liegt ganz im Nordwesten, im ­Aostatal. Dort wird am Fuße des ­Montblanc in den Ortschaften Morgex und La Salle die weiße autochthone Rebsorte Prié Blanc angebaut. Die Cave Mont Blanc fasst die Mikroproduktion der kleinen Weinbauern zusammen und keltert daraus Weine wie den Blanc de Morgex et La Salle DOC, der erfrischend über die Zunge rollt. Richtig spannend aber wird es bei den flaschenvergorenen Schaumweinen. Nur wenig tiefer, auf über 900 ­Metern, gedeiht der Sopraquota 900 von Rosset Terroir, ein ­rassig-mineralischer Petite Arvine. 

Auch der äußerste Norden des Piemonts ist alpin geprägt. Im Bild die Weinberge der Cantine Garrone nahe Domodossola.
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Auch der äußerste Norden des Piemonts ist alpin geprägt. Im Bild die Weinberge der Cantine Garrone nahe Domodossola.

Alpin geprägt ist auch der äußerste Norden des Piemonts, bei Domodossola knapp an der Grenze zur Schweiz, wo die Familie Garrone ihre Weine anbaut. Die Königssorte des Piemonts, Nebbiolo, wird hier ­Prünent genannt. Daraus erzeugt die Cantine ­Garrone einen saftig-salzigen Nebbiolo Superiore. Höhenmäßig etwas niedriger als im Nordpiemont liegen die Rebberge im Valtellina in der Lombardei, das ebenfalls für seine Bergweine bekannt ist. An den steilen Hängen, die sich hier finden, ziehen sich kilometerlange Steinterrassen entlang. Auch hier regiert die Sorte Nebbiolo, lokal als Chiavennasca ­bezeichnet. Ar.Pe.Pe, Nino Negri und Rainoldi sind drei herausragende Erzeuger von feinen ­Valtellina-Weinen. Eine Spezialität der Region ist der Sforzato, auch Sfursat genannt, für den ähnlich wie bei Amarone die Trauben mehrere Wochen angetrocknet werden.

DIE BESTEN ALPENWEINE

Einer, wenn nicht gar der höchste Weinberg des gesamten Alpenraums befindet sich im Südtiroler Vinschgau. An den Hängen des mächtigen Kloster Marienberg in ­Burgeis, auf 1.340 Metern Höhe, hat Winzerin Hilde Van den Dries vom Calvenschlössl in Laatsch zwei Piwi-Sorten gepflanzt, den roten Cabernet Cortis und den weißen ­Solaris. Aus Solaris entsteht auch der Vino del Passo vom Lieselehof in Kaltern, der auf 1.250 Meter am Mendelpass gedeiht. Ein weiterer Wein aus Südtirol, der in ­schwindelerregender Höhe entsteht.

Der erste Höhenpionier Südtirols war jedoch Herbert Tiefenbrunner, der bereits in den 1970ern auf 1.000 Metern am Fennberg, knapp an der Grenze zum Trentino, einen Weinberg mit Müller-Thurgau anlegte. Damals hielten Tiefenbrunner alle für verrückt, heute entsteht in dieser Lage sein legendärer »Feldmarschall«, der durch exotische Frucht und mineralische Tiefe besticht. Wie wohl sich die Rebsorte Pinot Noir in Südtirol und in luftiger Höhe fühlt, offenbaren der Pinot Noir Riserva Vigna Kofl von Peter Zemmer, der auf 1.030 Metern gedeiht, und Franz Haas’ Nero Pònkler. Nicola Biasi, ein Önologe aus dem Trentino, hat sich wiederum auf Piwi-Sorten spezialisiert. Mit einigen geht er kräftig in die Höhe. Sein Vin de la Neu etwa, der aus Johanniter besteht, wächst in den Trentiner Dolomiten auf 830 Metern. In ähnlicher Höhenlage befindet sich ein ­Solaris-Weingarten in Forni di Sotto im ­Friaul, den Roberto Baldovin unter der ­Marke Adalt auf den Markt bringt.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2024

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Benjamin Herzog
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