© Roland Graf

Cool Dining und Bar-Glitzer als Duo: Das neue »Soulmate« in Wien

Schon das »soft opening« zog Kenner in die Siebensterngasse. Dominik Oswalds erste eigene Bar und Julia Ulrich als erste der wechselnden Gastköche im »Soulmate« wollten Foodies erleben. Nun hat der Neuzugang regulär geöffnet.

»Zum ersten Mal außerhalb des 2. Bezirks« begrüßt Dominik Oswald die Gäste der neuen Bar in der Siebensterngasse 60. Wiens Barfliegen müssen sich an den Anblick in der Tat erst gewöhnen – acht Jahre stand der 30-Jährige in der »Hammond Bar« am Tresen. Dort erhielt er seinen Spitznamen »Oberst«, dort erarbeitete sich über zahlreiche Wettbewerbe seinen Ruf als einer der kreativsten Mixologen des Landes. Höhepunkt: Die Teilnahme als Österreichs Vertreter bei der »World Class« in Sydney 2022.

Bekannte Bar-Gesichter am Werk

Für die »Soulmate«-Eigentümer Yüksel Türkmen und Ismet Parmaksiz erstellte Oswald zusammen mit Alexandra HocheggerTruth & Dare«) die Cocktailkarte. Was als attraktive Aufgabe nach dem Abschied von der »Hammond Bar« gedacht war, entpuppte sich schnell als »Seelenverwandtschaft«, wie es »Izi« Parmaksiz formuliert. So sorgt das Team, für das man auch Steven Daevel (davor »Fitzcarraldo« und »Roberto’s«) gewann, für unkonventionelle Cocktails. Weitere Neuzugänge aus der Wiener Barszene sollen übrigens noch diesen Winter folgen.

Den Namen trägt das »Soulmate« aber auch, weil hier Getränke und Essen harmonieren sollen. Nicht als strenges Pairing wie bei einer Weinbegleitung. Damit sind schließlich schon einige Konzepte in Wien gescheitert (von »Kitch Art« bis »Blue Mustard«). »Wir sprechen uns mit den Gastköchen ab, welche Drinks wir haben und was gut passt«, ist Parmaksiz Pragmatiker. So werden vom Service passende Cocktails zum Essen oder auch das entsprechende Pairing zu einem Lieblingsdrink empfohlen.

Podium für »hippe« Jung-Köche

Apropos Essen: Mit dem monatlich wechselnden Gastkoch ist nicht nur für Abwechslung am Speisezettel gesorgt. Als eigenes »Profit Center« lassen sich in der Infrastruktur der »Soulmate« neue Konzepte wie bei einem Pop-Up austesten – allerdings ohne Anlaufkosten. Den Auftakt im neuen Jahr bestreitet aber eine langjährige Bekannte der Betreiber. Julia Ulrich kredenzt ein verdammt nah am fleischigen Original gebautes Veggie-»Beef Tartare« und Morchel-Risotto. Als Pionierin bei veganer Küche und Lunchboxen, liefert die Salzburgerin heute Rezepturen für die Mutter des Online-Supermarkts »Gurkerl«, das tschechische Unternehmen rohlik.cz, wie sie zwischen dem Anrichten erzählt.

Ihre Homebase »Green Garden« an der Salzach hat Ulrich verkauft, die dortige Küche weiß aber auch im üppig begrünten Obergeschoß in der Siebensterngasse zu begeistern. Etwa, wenn die frischen Zimtrollen dampfend aus der Küche kommen. Die spielt übrigens alle Stückerln, zumal davor hier das »Oio Bowls« beheimatet war.

Bildschön & schräg: Kimchi-Martini

Inspirationen aus der Küche finden sich aber bei den Drinks einige. Etwa, wenn der mit Paprika und Kokoswasser angereicherte Rum-Whisky-Drink »Because I Can« tatsächlich in einer Konservendose (allerdings aus Keramik) zum Gast kommt. »Jeder unserer Cocktails hat eine besondere Garnierung«, liefert der »Oberst« der Generation Instagram so auch optische Leckerbissen. Der leuchtende Mojito-Twist »Blacklight Breeze« gehört hier ebenso dazu, wie der »Clearly Sour« mit Mozzarella-Schaum.

Was nicht heißt, dass zwischen Bar-Glitzer und zerplatzenden Rauchblasen nicht auch Platz für Forderndes wäre. Der »Galactic« etwa bekommt neben lakto-fermentiertem Apfel auch Parmesan als Aromageber mit. Trinken für Fortgeschrittene, wie man es von Oswald kennt! Martini-Freunde wiederum können ihre Leidenschaft für Gin mit einem Set aus klassischem und »dirty« Martini sowie einer Umami-Version mit Kimchi (!) ausleben.

»Natürlich kann man die Drinks auch einzeln bestellen«, so Dominik Oswald, der nebenher aber auch das Cocktail-Wissen der Wiener heben will. Kurse und Abende für Bartender sind ebenso eingeplant wie Gastschichten – »da holen wir gern internationale Kollegen ins ›Soulmate‹«. Mit dem Drink-Duo »Bread 'n Butter« steht übrigens auch ein bereits nach wenigen Öffnungstagen ein Publikumsliebling fest. Vor allem der »buttrige« Part der Kreation begeistert: Ungelagerter Whisky aus Finnland (Kyrös »New Make«) trifft auf Feigenblätter und Kresse. Das erinnert an die Vergangenheit mit den »Bali Brunches« an der Adresse Siebensterngasse. Und ist doch ganz die flüssige Zaubershow des »Oberst«!


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Roland Graf
Autor
Mehr zum Thema