Die Arvine-Rebstöcke von Rosset Terroir aus dem Aostatal wachsen auf etwa 900 Metern Höhe.

Die Arvine-Rebstöcke von Rosset Terroir aus dem Aostatal wachsen auf etwa 900 Metern Höhe.
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Alpenweine aus der Schweiz: Autochthone Sorten als Spezialitäten

Italien
Weinbau

Wallis, Graubünden und Tessin bezaubern mit besonderen Spezialitäten aus luftiger Höhe. Falstaff hat sich auf Wanderschaft begeben.

In der Schweiz, deren Staatsgebiet zu zwei Dritteln vom höchsten Faltengebirge Europas eingenommen wird, finden sich zahlreiche autochthone Rebsorten. Allein im Wallis, dem größten und am stärksten von den Alpen beeinflussten Weinbaukanton des Landes, werden etwa 50 unterschiedliche Rebsorten angebaut. Autochthone Rebsorten, wie Humagne Rouge oder Cornalin beispielsweise, zählen hier zu den ausgewiesenen Spezialitäten. Die klimatischen Bedingungen werden im Wallis vom Föhnwind beeinflusst, der besonders im Herbst windet und auch den Anbau in deutlich höheren Lagen als anderswo im Land ermöglicht. So wie in Visperterminen im Oberwallis, wo die Reben in sagenhaften 1.100 Metern Höhe gedeihen. ­Spannendste Rebsortenspezialität des Kantons ist die Rebsorte Petite Arvine, die salzig-mineralische Weißweine hervorbringt.

Zu den Spezialitäten des Kantons ­gehört neben der erwähnten Petite Arvine, die auch im angrenzenden Aostatal angebaut wird und vermutlich über die savoyischen Alpen ins Wallis gelangte, auch die Rebsorte ­Savagnin Blanc. Die Sorte, die unter anderem im höchsten zusammenhängenden Rebberg ­Europas in Visperterminen von der St. Jodern Kellerei kultiviert wird, wird im Wallis Heida oder Païen genannt und stammt ursprünglich aus dem französischen Jura. Unter den autochthonen Sorten des Wallis finden sich auch einzigartige Kuriositäten wie die ­Eyholzer Rote, eine Sorte, die ausschließlich in einem Rebberg in Eyholz im ­Oberwallis kultiviert wird und die aufgrund ihrer besonderen Filigranität durchaus an Poulsard aus dem französischen Jura erinnert.

DIE BESTEN ALPENWEINE

Erhalten hat die Sorte der Rebenretter des Wallis, Josy Chanton, der über Jahrzehnte hinweg autochthone Rebsorten wie die Eyholzer Rote, Himbertscha oder ­Lafnetscha in privaten Gärten aufspürte, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Sorten, die es früher schwer hatten auszureifen und die mit den Herausforderungen des Klimawandels äußerst gut zurechtkommen. Auch der Completer, der vornehmlich in Graubünden kultiviert wird und Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben war, ist eine dieser besonderen autochthonen Sorten der Schweiz. Platzhirsch ist hier, ­genauso wie im Rest des Landes, jedoch eine ganz andere Sorte: Pinot Noir.

Mit dieser Sorte und dank Winzern wie Daniel und Martha Gantenbein hat ­Graubünden über Jahrzehnte auch außerhalb des Landes seinen Status als alpines Pinot-­Paradies zementiert, in dem heute noch im Gegensatz zu vielen anderen Ländern leichte, elegante Pinot-Noir-Gewächse zu finden sind. Auch im Tessin, dem einzigen ­Schweizer Weinbaukanton, dessen gesamte Fläche südlich der Alpen liegt, ist eine internationale Rebsorte der Star. Rund 80 Prozent der Region, die sich über rund 100 Kilometer vom Südrand der Alpen bis hin zum Rand der Po-Ebene zieht, sind mit Merlot bestockt. Während hier lange Zeit auf Kraft und viel Holz gesetzt wurde, erlebt der Merlot del Ticino seit geraumer Zeit einen Stilwechsel und wird immer eleganter, was viel mehr das besondere Terroir der Region widerspiegelt. Die einzigartige Bergwelt rund um den Luganersee etwa, wo die Tenuta Castello di Morcote auf einer Landzuge in 400 bis 500 Metern Höhe Weinbau betreibt, ist schlichtweg paradiesisch und deshalb auch ein äußert beliebtes Ziel für Touristen.


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Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2024

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