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»Herrlich Studio«: Hannah Kleeberg eröffnet Trendspot für junge Foodies

Berlin
Café
Weinbar
Neueröffnung

Jung, stil- und trendbewusst: Das »Herrlich Studio« in Neukölln ist der neue Hotspot für junge Food-Enthusiasten in Berlin. Das von Hannah Kleeberg gegründete Hybrid aus Café und Small Plate Weinbar begeistert mit kreativen Gerichten und eindrucksvollem »Visual Storytelling«.

Wenn man in Berlin auf dem Gehweg eine Traube gut angezogener Menschen entdeckt, bedeutet das in der Regel, dass dort ein angesagter Laden aufgemacht hat. Das ist auch auf der Mainzer Straße in Neukölln nicht anders – denn hier hat vor kurzem das »Herrlich Studio« eröffnet– aktuell der Spot Nr. 1 für junge Leute, die sich für Essen interessieren. So wirkt jedenfalls die Crowd, die sich um die kleinen Tische vor dem Lokal versammelt hat – jung, stil- und trendbewusst.

Der Laden – ein Hybrid aus Café und Small Plate Weinbar – ist das jüngste Projekt von Hannah Kleeberg, besser bekannt als @herrlichdining auf Instagram. »Herrlich Dining« begeistert und inspiriert online mittlerweile über 120.000 Follower und ist innerhalb von zwei Jahren zu einem erfolgreichen Unternehmen und einer Marke mit hohem Wiedererkennungswert geworden.

Die Erfolgsgeschichte von »Herrlich« begann, als Kleeberg ihr Politikwissenschaftsstudium abbrach und nach Berlin zog. Schon immer leidenschaftliche Köchin, wollte sie als Rezeptautorin arbeiten und sich dafür auf Instagram ein Portfolio aufbauen. Also lud sie Freunde zum Essen ein und postete Fotos von den Tellern, die sie ihnen servierte. Die Follower – sehr schnell, sehr viele Follower – kamen fast von allein. Wenig später folgten Supper Clubs und die ersten Aufträge für Foodkonzepte für Events. Kleeberg hat zwar viele Jahre gekellnert, in das Entwickeln von Konzepten für und Hosten von Events, sei sie aber ohne viel Erfahrung gestartet. Geklappt hat es offenbar trotzdem ziemlich gut: heute arbeitet Kleeberg mit großen Marken wie Oatly oder Drykorn zusammen.

On- und offline

Schnell ging es auch mit der Entscheidung, mit dem »Herrlich Studio« ein neues Projekt zu starten, das ihren Fans Zugang zu ihrer Vision erlaubt: das Konzept für den Laden entwickelte Kleeberg innerhalb von sechs Wochen. In sehr kurzer Zeit stellte sie auch das Studio Team zusammen. Kleeberg – die durch ihre starke Internetpräsenz und die Viralität ihrer Inhalte auch als Influencerin bezeichnet werden könnte – ist es dabei gelungen ein »Produkt« zu schaffen, dass nicht an der Krankheit vieler Influencerprodukte leidet: die Internetpräsenz lässt sich erstaunlich gut in diesen Raum übersetzen. Die bunten Farben und vor allem die bunten Teller, die wir vom »Herrlich«-Instagram kennen, finden wir im Studio genauso wieder. Selbst das Logo, ein Kringel, den Kleeberg als Kind gerne malte, ist in Form von Hockern wieder aufgenommen.

Was an Kleeberg in der deutschen Gastroszene wirklich einzigartig ist, ist ihre klare, künstlerische Vision. In der Sprache der Kreativbranche, der sich Kleeberg und ihr Team mit Intention bedienen, könnte man von »visual storytelling« sprechen. Ein gutes Beispiel für dieses Storytelling sind die Kleiderhaken aus Baguette, die sie gemeinsam mit Bérenger Hibou für ein Modehaus umsetzte und die sehr viral gingen. Auch der Einsatz von chromefarbenen Eisbechern, gesprenkeltem Porzellan, genauso wie Berge aus grüner Butter und Obstinstallationen sind Teil der visuellen Identität von »Herrlich« – on- und offline.

Culinary Creative Director

Inspiration zieht Kleeberg dabei von Veteraninnen der Foodstylingszene wie Leila Gohar, aber auch dänisches Design und die Ästhetik von Imbissbuden in ihrer Heimat Nordrhein-Westfalen bringen sie immer wieder auf neue Ideen.

Man gewinnt insgesamt den Eindruck, dass »Herrlich« mindestens genauso ein Kurations- wie Foodprojekt ist. Darauf lassen auch die Begriffe schließen, mit denen Kleeberg ihren Job und »Herrlich« beschreibt: Culinary Creative Director und Studio. Im Gespräch erzählt sie, dass sie viele der etablierten Gastronomie-Begriffe als unsexy empfindet, weshalb sie gerne auf die Begriffe der Kreativbranche zurückgreift. Zudem ist die selbst gewählte Jobbezeichnung – Culinary Creative Director – absichtlich ein Begriff, der viele verschiedene Bereiche umfasst: von Event Management, Food Styling bis zu Social Media Content ist alles dabei.

Coolness und Exklusivität

Das ist eine sehr effektive Marketingstrategie, darauf scheint zumindest der nachhaltige Erfolg von Vorreitern wie Frederik Bille Brahe hinzudeuten. Sein Café-Restaurant-Hangout-Spot »Atelier September« in Kopenhagen feiert so großen Erfolg, dass es nicht nur mehrere Locations, sondern inzwischen auch ein Buch zum Café gibt. Wer sich viel in Metropolen aufhält, dem ist der Trend, die Gastronomie der Kunstszene anzugleichen, sicher schon aufgefallen. Ähnlich wie bei Kunstgalerien schafft diese ausgesuchte Coolness und Exklusivität aber häufig Hürden, einen Laden überhaupt zu betreten, wenn man nicht dazu gehört.

© Volker Conradus

Allerdings muss man dem »Herrlich Studio« zugutehalten, dass es nicht einer jener Hotspots ist, in dem man von Kopf bis Fuß gemustert, für uncool befunden und im Zweifel neben der Toilette platziert wird. Im Gegenteil ist es Kleeberg gelungen, einen zugänglichen und angenehmen Ort zu schaffen.

Erinnerung an Kindertage

Auch hinter den Kulissen gehe es friedlich zu, betont Kleeberg. Die brutale Atmosphäre, die zum Teil in gastronomischen Betrieben herrsche, sei für sie inakzeptabel. Im Boys Club, der die Szene bis heute häufig ist, sei es nicht einfach als junge Gründerin. Häufig musste sie sich mit Sexismuserfahrungen herumschlagen, weshalb ihr die Förderung und Zusammenarbeit mit Frauen besonders wichtig ist.

Studio Managerin Hannah Aschenbrenner mit Hannah Kleeberg
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Studio Managerin Hannah Aschenbrenner mit Hannah Kleeberg

Studio Managerin Hannah Aschenbrenner und Head Chef Franziska Maurer sorgen dafür, dass der Laden auch in Abwesenheit von Kleeberg läuft. Das vegetarische Essen, das hier auf den Teller kommt, ist frei von »Chichi«, auch wenn es sehr schön anzusehen ist. Der ausgezeichnete Kartoffelsalat mit Fenchel erinnert mich an das Geschmackserlebnis, das man erfährt, wenn man zum ersten Mal Zitronenschale mit dünn geschnittenem Fenchel und Olivenöl kombiniert: frisch, ein bisschen ätherisch. Chili und eingelegte Radieschen geben einen erfreulichen Kick zum erdigen Aroma von Kartoffeln und Koriander.

Die frittierte Polenta mit Bärlauch, Kapernmayonnaise und weißen Bohnen ist ebenfalls sehr lecker, ein Aha-Moment wie beim Salat bleibt allerdings aus. Das Dessert, ein Krapfen gefüllt mit Yuzu-Vanille-Creme und in Basilikumzucker gewälzt, ist eine schöne Erinnerung an Kindertage mit erwachsenen Geschmacksnoten durch Yuzu und Basilikum. Insgesamt ist die »Herrlich« Küche im besten Sinne eine junge: entspannt, experimentierfreudig und eben vor allem eines: lecker. Aktuell gibt es dort ein neues Sommermenü, Slushy Specials und Naturweine zu entdecken.


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Maria Wollburg
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