Eva Brockmann 2. v.l. ist noch bis Oktober im Amt

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Revolution im Weinland: Pfalz schafft Weinkönigin ab

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Die Pfalz bricht mit einer jahrzehntelangen Tradition – und das ausgerechnet in Neustadt, dem Geburtsort der deutschen Weinkönigin. Statt ihr soll in der Region künftig eine »PfalzWeinBotschafterin« oder ein »PfalzWeinBotschafter« ernannt werden. Das erhitzt die Gemüter – und nicht nur die bereits gekrönten.

In der Pfalz sorgt eine überraschende Entscheidung für heftige Diskussionen: Künftig soll es in der traditionsreichen Weinregion keine Weinkönigin mehr geben. Der Verein Pfalzwein e.V., zuständig für die Vermarktung des Pfälzer Weins, kündigte an, statt einer Weinkönigin künftig einen »PfalzWeinBotschafter« zu ernennen. Diese Änderung, die nun auch Männern die Teilnahme ermöglicht, stellt eine jahrzehntelange Tradition auf den Kopf, und ruft unterschiedlichste Reaktionen hervor.

Besonders kontrovers ist, dass es ausgerechnet in Neustadt an der Weinstraße nun zum Traditionsbruch kommt, wo doch 1950 die erste deutsche Weinkönigin gekrönt wurde. Das erhitzt die Gemüter – und nicht nur die bereits gekrönten.

Kritik nicht nur aus der Region

Die Einführung des neuen Titels bringt nämlich nicht nur eine Veränderung des Namens mit sich, sondern auch einen symbolischen Wandel: Statt Kronen werden künftig Anstecknadeln vergeben. Diese Neuerung soll im Oktober erstmals umgesetzt werden, wo der Wettbewerb um das Amt des »PfalzWeinBotschafters« stattfinden wird.

 

Das Glamouröse und Märchenhafte gehört zur Rolle der Weinkönigin. Diese Aspekte lassen sich nicht einfach auf einen Mann übertragen, nur um Gleichberechtigung zu demonstrieren.

 

Der Vorsitzende des Vereins Pfalzwein e.V., Boris Kranz, zeigt sich überrascht von der Intensität der Kritik, die vor allem aus der Region selbst kommt. »Einerseits möchte man als moderne Weinregion wahrgenommen werden, kettet sich andererseits aber an Traditionen«, sagte Kranz der Deutschen Presse Agentur. Neustadts Oberbürgermeister Marc Weigel bezeichnet die Reform hingegen als Fehlentscheidung und warnt vor der Schwächung der Marke: »Das Glamouröse und Märchenhafte gehört zur Rolle der Weinkönigin. Diese Aspekte lassen sich nicht einfach auf einen Mann übertragen, nur um Gleichberechtigung zu demonstrieren.«

#kronezeigen

Unterstützung für die Änderung kommt unter anderem von der ehemaligen Weinkönigin und CDU-Bundesministerin Julia Klöckner, die in einem Interview mit der Zeitung Die Rheinpfalz betonte, dass eine Weinkönigin in die Zeit passen müsse und nicht nur für nostalgische Gefühle stehen dürfe.

Gleichzeitig formiert sich Online Widerstand: Eine Petition gegen die Abschaffung der Weinkönigin hat innerhalb weniger Tage tausende Unterschriften gesammelt, und unter dem Hashtag #kronezeigen appellieren ehemalige Weinhoheiten und Politikerinnen und Politiker, das einzigartige Alleinstellungsmerkmal des Amtes zu bewahren.

In Deutschland gibt es insgesamt 13 Weinanbaugebiete. Bisher ist jedoch keine weitere Region dem Beispiel der Pfalz gefolgt und hat die Gebietsweinkönigin abgeschafft. Dennoch haben sich bereits vier Anbaugebiete, darunter auch der Mittelrhein und die Nahe, für männliche Kandidaten geöffnet.

Im Oktober wird sich zeigen, wie die Öffentlichkeit und die Branche auf die erste Wahl eines »PfalzWeinBotschafters« reagieren werden – und ob die Diskussion bis dahin weiter gären wird.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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