Hubertus Real

Hubertus Real
© Relais & Châteaux Park Hotel Sonnenhof

Hotelier Hubertus Real im Porträt: »Wir sind nicht die Chefs auf dieser Welt«

Hotel
Gourmet

Das »Park Hotel Sonnenhof« in Liechtenstein gilt als das beste Haus am Platz. Zugleich hat das Hotel mit seinem Gourmetrestaurant die Krisen des Landes immer zuerst gespürt. Hotelier Hubertus Real gibt Einblicke in die Geschichte der Institution – und erzählt von seinem persönlichen Werdegang.

Hubertus Real träumte schon von Tahiti. Das war 1988, als der Koch aus Liechtenstein in Australien lebte, zwei Jahre lagen dort gerade hinter ihm. Nun tat sich eine neue Chance auf: Im »Hyatt Regency« auf der legendären Südseeinsel gab es eine Stelle für ihn. »Ich war Anfang 20, das wäre der absolute Traum gewesen«, sagt Real.

Doch der Traum wurde nie Realität. Der Liechtensteiner bekam kein Visum, weil er nicht aus einem EU-Land kam. Noch etwas kam hinzu. Die ganze Familie war nach Australien gereist, es stand eine Entscheidung an: Wer übernimmt das elterliche Hotel in Vaduz? »Der Papa wollte nicht mehr«, erzählt Real. Der Familienrat sprach sich für Hubertus aus. Also ging der Sohn zurück, um in absehbarer Zeit das Relais & Châteaux »Park Hotel Sonnenhof« zu übernehmen. Es war nicht die schlechteste Entscheidung seines Lebens.

Aufstieg einer Gastro-Dynastie

Der Relais & Châteaux »Sonnenhof« gilt in Liechtenstein als das beste Haus am Platz. Das Hotel steht wie ein Symbol für den Aufstieg des kleinen Alpenlandes nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch für die Krisen, die Liechtenstein erschütterten: Steueraffäre, Eurokrise, Corona-Pandemie. Wie es um das Land bestellt war, ließ sich stets am Sonnenhof ablesen. Hubertus Real hat alle Herausforderungen gemeistert und auch privat turbulente Zeiten erlebt. Die Natur war seine Rettung, erzählt er auf der Sonnenterrasse seines Vier-Sterne-Superior-Idylls, nicht weit entfernt vom Fürstenschloss.  

Die Eltern von Hubertus Real, Emil und Jutta, kauften 1962 die kleine Pension Sonnenhof in Vaduz und wandelten sie in ein Hotel um. Damals gab es bereits ein paar größere Hotels in Liechtenstein, die einen Namen hatten. Die Reals hängten sich rein, nannten ihr Haus »Park Hotel«, wegen der malerischen Grünanlage. Dann kam das Glück hinzu. Ein amerikanischer Journalist besuchte den Sonnenhof und verliebte sich in das Haus, widmete ihm jahrelang eine ganze Seite in seinem Reise-Guide. Das Fürstenhaus logierte 1967 anlässlich der Hochzeit des heutigen Fürsten Hans Adam sämtliche prominente Gäste aus Hochadel und Politik im Sonnenhof ein. 1979 wurde das Hotel ein Mitglied der Vereinigung Relais & Châteaux.

Eines der wohlhabendsten Länder der Welt

Die Reals waren schon bei der Übernahme des Sonnenhofs keine Unbekannten in Liechtenstein, im Gegenteil. Hubertus’ Onkel Felix führte seit 1959 das renommierte Hotel Restaurant »Real« in Vaduz, gemeinsam mit seinem Bruder Emil. Außerdem war Felix Real ein Pionier des Weinbaus in Liechtenstein. Als Emil und Jutta Real den Sonnenhof kauften, vereinbarten die Brüder, dass Felix sich hauptsächlich auf den Restaurantbetrieb konzentriert und Emil mehrheitlich das Hotel mit Küche für die Hausgäste führt. So entstand keine Konkurrenz, und sie blieben Freunde. Die Brüder kochten während ihrer Ausbildung unter anderem im »Maxim’s« in Paris. Darüber wurden sie 1971 für die 2500-Jahr-Feier des Schahs nach Persien berufen.

In Liechtenstein nahm der Aufschwung nach dem Krieg Fahrt auf. Das Land entwickelte sich von einem bäuerlich geprägten Agrarstaat langsam zu einem der wohlhabendsten Länder der Welt, mit einer starken Industrie.

Liechtenstein und seine Krisen

Hubertus Real übernahm den Sonnenhof schließlich 1993, ohne das heute über die Landesgrenzen hinaus bekannte Gourmetrestaurant »Marée«. Für einige Jahre bewirtete man nur Hotelgäste. »Aber ich musste die Restauration irgendwann öffnen, um ein jüngeres Publikum anzulocken«, erzählt Real. Alle Vaduzer sollten nun also bei ihm essen. Durch die Öffnung verjüngte sich der gesamte Betrieb, blieb auf der Höhe der Zeit. »Das war eine geniale Sache, aber hat auch viel neue Arbeit gebracht.«

Dann kam die Liechtensteiner Steueraffäre im Jahr 2008. Der Verdacht: Wohlhabende Deutsche verstecken ihr Geld in dem Alpenland vor dem Fiskus. Der Prominenteste war Post-Chef Klaus Zumwinkel. Das Land geriet in die Kritik als Steuerparadies, das Image war mies. Das traf auch den Sonnenhof ins Mark: Von heute auf morgen, erinnert sich Real, sei fast die Hälfte der Gäste weggeblieben.

© Relais & Châteaux Park Hotel Sonnenhof
© Relais & Châteaux Park Hotel Sonnenhof

Rettung in den Bergen

Wenig später brach die Eurokrise aus. Wieder blieben die Besucher weg, weil der Schweizer Franken so teuer war. »Das waren alles Geschichten, die wir in der Hotellerie und Gastronomie extrem gespürt haben«, sagt Real. Trotzdem investierte der Hotelier in einen großen Umbau des Gartens, engagierte den Landschaftsarchitekten Enzo Enea, einen Star, und ging trotz Krise ins Risiko. So entstand das »Adlernest« mit Blick aufs Fürstenschloss, als Teil des neu designten Außenbereichs.

 

Oberhalb von 3500 Metern spürst du, dass wir nicht die Chefs sind auf dieser Welt.

 

Natürlich stand Real unter wirtschaftlichem Erfolgsdruck, die Investition musste sich auszahlen. Parallel ging seine Ehe in die Brüche. »An dem Tag, als die ersten Bagger anrollten, ist meine Familie ausgezogen«, erinnert er sich. Doch er ließ sich davon nicht aus der Bahn werfen. »Ich habe mir gesagt: Einen halben Tag darfst du Selbstmitleid haben.« Dann schrieb er seine Jugendträume auf. Etwas, wofür er als Koch nie Zeit gehabt hatte. Ganz oben auf der Liste stand: einmal aufs Matterhorn.

Liechtenstein ist auch nicht so schlecht

Real suchte sich einen Bergführer und begann damit, in die Berge zu gehen, stieg auf hohe Gipfel in der Schweiz. »Oberhalb von 3500 Metern spürst du, dass wir nicht die Chefs sind auf dieser Welt Das Bergsteigen habe ihn so tief berührt, dass er davon nicht mehr losgekommen sei. »Das hat mir den Impuls gegeben, weiter zu machen.« Die Gäste des Sonnenhofs können es ihm heute danken. Das Haus hat auch die Corona-Pandemie überstanden und läuft bestensso, wie auch Liechtenstein in einer Welt der gefühlten Dauerkrisen im Vergleich ziemlich gut dasteht.

Der Sonnenhof hat 29 Zimmer für rund 45 Gäste, Sauna und Indoor-Pool. Und natürlich die parkartige Gartenanlage, für die Hubertus Real viel riskiert hat. Das Restaurant »Marée« kann sich mit zahlreichen Auszeichnungen schmücken. Tahiti mag wunderschön sein. Aber Liechtenstein ist auch nicht so schlecht.

Alle Infos

Park Hotel Sonnenhof (mit Restaurant »Marée«)
Mareestrasse 29, FL 9490 Vaduz
www.sonnenhof.li


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Philipp Laage
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