Das »Weinberg«

Das »Weinberg«
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Das neue »Weinberg« in Gersthof

Aus dem Edelbeisl »Freyenstein« im 18. Bezirk ist das »Weinberg« geworden. Dort, wo einst ein ganz großer Koch für eine Küche sorgte, die unvergessen bleibt.

Der 2016 verstorbene Meinrad Neunkirchner war das, was man gerne als »Ausnahmekoch« bezeichnet. Was immer das auch sein mag, er war jedenfalls einer der ganz großen des Landes, er lernte bei Eckart Witzigmann in dessen »Aubergine« in München und bei Michel Troisgros in Frankreich, aus dieser Zeit konnte Neunkirchner Geschichten erzählen, die auf die Zuhörer wirkten, wie alter Cognac aus hundertjährigen Fässern.

Neunkirchner kochte im Laufe der Zeit in den verschiedensten Lokalitäten Wiens, zuletzt fand er im charmanten Wiener Edelbeisl »Freyenstein« im 18. Bezirk eine würdige Bühne für seine außergewöhnliche Kochkunst. Er entwickelte in dieser Zeit eine Affenliebe zu Kräutern und Wildpflanzen und brachte zu diesem Thema, zusammen mit der Kochbuchautorin Katharina Seiser, so manchen Buch-Bestseller auf den Markt. Nach seinem Tod übernahm sein Souschef Jakob Kaineder die Leitung in der Küche. Er hielt sich wacker. Dennoch entschloss sich die ehemalige Wirtin, Eva Homolka, das Lokal zu verkaufen.

Nun eröffnete Anfang Juni das »Freyenstein« unter dem neuen Namen »Das Weinberg«. Die neuen Betreiber ließen die geschichtsträchtige Beisl-Location mit dem verwachsenen Garten drei Monate lang umbauen und von Grund auf erneuern. Die aus der IT-Branche stammende Managerin und Raumdesignerin Sandra Apflauer und der Gastronom Marcus Doller investierten in den Umbau eine Stange Geld. Und so ist aus dem urigen Beisl mit dem knorrigen Garten ein modernes Restaurant geworden. Auch der Gastgarten ist nun wesentlich heller mit stilvollen Gartenmöbeln und stimmungsvoller Beleuchtung.

Als Küchenchef-Duo stehen jetzt die noch nicht allzu bekannten Köche Sven Wenig und Alexander Mark am Herd, dem Vernehmen nach ergänzen die beiden einander trotz unterschiedlicher Gangart prächtig, was jedenfalls zu Gerichten führt, die zwischen klassischer und moderner Wiener Küche changieren. Das Eierschwammerltartar mit Pinienkernen ist perfekt abgemischt und forciert gewürzt. Pastrami wird mit Belugalinsen und altem Balsamico serviert, das Beuschl vom Kalbsherz wird mit gebeiztem Eigelb und Serviettenknödel und die Lachsforelle mit Erdäpfel und Blattspinat kombiniert. Als wirklich herausragend aber erweist sich der »Ofenfrische Knusperbraten«, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht. Denn die Kruste ist tatsächlich sagenhaft knusprig, ein Schweinsbraten, wie man ihn selten bekommt. Als Desserts stehen Powidltascherl, Erdbeerparfait und Käse zur Auswahl.

Was die Weine betrifft, so hat man sich auf Österreich fokussiert, darunter viel aus dem Weinviertel, wobei die Auswahl für ein Lokal mit dem Namen »Das Weinberg« noch auffallend gering ist. Und so ist die kleine Weinkarte noch ein bisschen eine Baustelle, an der, so wird versichert, noch gearbeitet wird. Insgesamt aber ist der Neustart erfreulich, was bei Übernahmen legendärer Lokalitäten nicht unbedingt selbstverständlich ist. Noch dazu, wenn davor eine engagierte Wirtin und ein Koch wie Meinrad Neunkirchner riesige Fußstapfen hinterlassen haben.


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Herbert Hacker
Herbert Hacker
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