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Kimchi-Krise: Wie der Klimawandel Südkoreas Nationalgericht bedroht

Südkorea
Fermentation
Kohl
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Der Klimawandel bedroht die traditionelle Herstellung von Kimchi in Südkorea, da steigende Temperaturen, extreme Wetterbedingungen und Schädlinge den Anbau von Chinakohl stark beeinträchtigen.

Kimchi, der scharf marinierte und fermentierte Chinakohl, gilt als das südkoreanische Nationalgericht und erfreut sich auch international großer Beliebtheit. Doch der Klimawandel setzt der traditionellen Delikatesse zu. Wissenschaftler, Landwirte und Hersteller schlagen Alarm: Die heimische Produktion von Chinakohl, dem Hauptbestandteil des Kimchis, ist durch steigende Temperaturen und wechselhaftes Wetter gefährdet. Wie geht es weiter mit diesem symbolträchtigen Gericht?

Bedrohte Ernte

Der Chinakohl, aus dem Kimchi hauptsächlich besteht, gedeiht idealerweise in kühleren Klimazonen mit Temperaturen zwischen 18 und 21 Grad Celsius. Südkorea, insbesondere die Provinz Gangwon-Do, ist bekannt für seinen Kohlanbau – doch hier steigen die Sommerdurchschnittstemperaturen mittlerweile regelmäßig auf über 25 Grad. Besonders an heißen Tagen können sie sogar 30 Grad überschreiten. Dies hat dramatische Auswirkungen auf die Qualität und Quantität der Kohlproduktion. Durch die Erwärmung der Sommer und den längeren Vegetationsperioden sind die Pflanzen vermehrt Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt. Ständige Sprühmittelanwendungen gegen Schädlinge sind notwendig, was nicht nur die Umwelt, sondern auch die Wirtschaft belastet.

Kimchi Jjigae – einer der bekanntesten Eintöpfe aus Korea – basiert, wie es der Name schon verrät, auf Kimchi.
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Kimchi Jjigae – einer der bekanntesten Eintöpfe aus Korea – basiert, wie es der Name schon verrät, auf Kimchi.

Die schrumpfenden Anbauflächen

In den vergangenen 25 Jahren hat sich die südkoreanische Anbaufläche für Kimchi-Kohl mehr als halbiert. Von den einstigen 8796 Hektar, die noch vor 20 Jahren für den Kohlanbau genutzt wurden, sind heute nur noch 3995 Hektar übrig. Forscher befürchten, dass die landwirtschaftliche Fläche in den kommenden 25 Jahren auf nur 100 Hektar schrumpfen könnte. Bis zum Jahr 2090 könnte der Chinakohl aus den Hochlandregionen Südkoreas ganz verschwinden.

Neben den steigenden Temperaturen machen den Bauern auch unvorhersehbare Wetterextreme zu schaffen. Häufige Starkregenfälle und Pilzbefall, die durch die veränderten klimatischen Bedingungen begünstigt werden, führen zu weiteren Ernteeinbußen. Ein besonders hartnäckiger Pilz lässt die Pflanzen kurz vor der Ernte verwelken, was die Situation zusätzlich verschärft.

Kimchi ohne Kohl?

Eine beunruhigende Prognose stellt die Frage in den Raum: Wird es eines Tages Kimchi ohne Kohl geben? Alternativen wie Kimchi aus Radieschen, Gurken oder Frühlingszwiebeln existieren zwar, doch der traditionelle Kohl-Kimchi bleibt der Favorit.

Der Rückgang der heimischen Produktion führt auch zu einem Anstieg der Kimchi-Importe. Bis Ende Juli 2023 stiegen die Importe um 6,9 Prozent auf einen Rekordwert von 98,5 Millionen US-Dollar, wobei fast alle aus China stammen. Doch der Import-Kimchi ist nicht unumstritten. Viele Verbraucher beklagen sich über den Geschmack und die Qualität der Importware im Vergleich zum traditionellen südkoreanischen Kimchi.

Hoffnung durch Forschung?

Trotz der düsteren Prognosen gibt es auch Hoffnungen: Wissenschaftler arbeiten an der Entwicklung von hitze- und krankheitsresistenten Kohlsorten, die auch in wärmeren Klimazonen gedeihen könnten. Diese neuen Sorten sollen widerstandsfähiger gegenüber den extremen Wetterbedingungen und Schädlingen sein. Doch viele Landwirte bleiben skeptisch, was den Geschmack und die Kosten der neuen Sorten angeht.

REZEPTE MIT KIMCHI


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Hannah Speyer
Hannah Speyer
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