© Shutterstock

Döner vs. Drehspieß: Streit um Deutschlands liebstes Fast Food

Kebab
Fast Food

Wie lange darf der Döner noch seinen Namen tragen? Die Türkei plant, das beliebte Fast Food europaweit schützen zu lassen – mit strengen Vorgaben für die Zubereitung.

Was ist das: Gibt’s an jeder Straßenecke, wird vom Grillspieß geschabt und mit Salat und Soße in ein Fladenbrot gepackt. Ein Döner? Wenn es nach dem Willen der Türkei geht, ist damit bald Schluss. Denn das, was täglich millionenfach in Deutschland und so manch anderem europäischen Land über die Theke geht, hat dann diesen Namen nicht mehr verdient.

Zumindest ist das die Meinung der »International Doner Federation« (Udofed) aus der Türkei. Sie hat bei der EU einen Antrag gestellt, um den Döner Kebab als »traditionelle Spezialität« schützen zu lassen. Damit würde er in den Rang eines spanischen Serrano-Schinkens, eines italienischen Mozzarella-Käses oder dem Gueuze-Bier aus Belgien aufsteigen – alle drei gehören zu den rund 90 von der EU ausgewiesenen »garantiert traditionellen Lebensmitteln«. Die dürfen zwar überall unter ihrem Namen produziert und verkauft werden, aber nur, wenn sie exakt so hergestellt werden, wie die EU es abgesegnet hat.

Folgen für alle

Käme der Antrag durch, hätte das gravierende Folgen für alle Dönerbuden-Besitzer. Die müssten nämlich folgende Kriterien erfüllen, damit sich ihr Snack auch weiterhin Döner nennen darf und nicht in Zukunft Drehspieß heißen muss:

Die Vorgaben: Lamm- oder mindestens 16 Monate altes Rindfleisch, exakt mariniert und aufgespießt, eine vorgeschriebene Garzeit, mit einem 55 Zentimeter langen Dönermesser in exakt zwei bis fünf Millimeter dicke Streifen geschnitten.
© Shutterstock
Die Vorgaben: Lamm- oder mindestens 16 Monate altes Rindfleisch, exakt mariniert und aufgespießt, eine vorgeschriebene Garzeit, mit einem 55 Zentimeter langen Dönermesser in exakt zwei bis fünf Millimeter dicke Streifen geschnitten.

Laut der türkischen Organisation darf dann nur noch das Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern verwendet werden. Hähnchen- oder Kalbfleisch ­– wie in Deutschland beliebt – käme dann nicht mehr auf den Grillspieß. Es gibt dann auch eine exakte Anleitung zum Marinieren und Aufspießen des Fleisches sowie eine genau vorgeschriebene Garzeit. Und auch nicht irgendein Schneidegerät käme zum Einsatz, sondern ausschließlich ein 55 Zentimeter langes Dönermesser, mit dem nur von oben nach unten das Fleisch in exakt zwei bis fünf Millimeter dicke Streifen abgeschnitten werden muss. Alle Döner-Verkäufer in der EU, die rund 400 Tonnen Döner täglich über die Theke reichen, müsste sich dann exakt daran halten – oder alternativ das Wort Döner aus ihrem Angebot streichen.

Einspruch aus Deutschland

Naturgemäß stößt dieser Antrag im Bundesernährungsministerium in Berlin auf wenig Gegenliebe. Er sei »mit einiger Verwunderung zur Kenntnis genommen« worden, erklärte ein Ministeriumssprecher. Käme er durch, hätte das eben auch enorme wirtschaftliche Auswirkungen auf die Branche, die mit dem Döner deutschlandweit etwa 2,4 Milliarden Umsatz jährlich macht. Die deutsche Bundesregierung hat Ende Juli in Brüssel Einspruch gegen den Antrag eingelegt.

Letztlich stellt sich auch die Frage, ob der Döner in dieser Form überhaupt eine türkische Erfindung ist. Laut dem Verein türkischer Dönerhersteller in Europa mit Sitz in Berlin war es ein türkischer Gastarbeiter in der damals noch geteilten Stadt, der 1972 als Erster das Fleisch in ein Fladenbrot gab und verkaufte. Später kamen noch Salat und Sauce dazu und machten das handliche Gericht zu einem beliebten Fast Food, das in seinen verschiedenen Variationen heute schon fast den Status eines deutsches Nationalgericht genießt. Mittlerweile gibt es über 18.000 Dönerbuden deutschlandweit. Allein in Berlin sind es über 1600.

Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im April zum Staatsbesuch in der Türkei anreiste, flog in seinem Flugzeug ein Dönerspieß samt Dönerbudenbesitzer mit. Das kam dort nicht bei allen gut an. Dabei wollte Steinmeier damit nur zum Ausdruck bringen, dass er die Lebensleistung von Millionen türkischstämmiger Migranten in Deutschland wertschätze.


NICHTS MEHR VERPASSEN!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Brigitte Jurczyk
Autor
Mehr zum Thema
Weissfisch-Kebab
Köstlich, frischer Fischkebab verleiht gerne auch einmal ein Urlaubsfeeling.
Von Redaktion