© Peter Moser

40 Jahre Exzellenz: Domaine de Chevalier-Retrospektive

Verkostung
Tasting
Rotwein

Im Jahr 1983 hat die Familie Bernard das traditionsreiche Weingut in Pessac-Léognan in Bordeaux erworben und seither ist Olivier Bertrand für die Weine verantwortlich. Vierzig Jahrgänge hat er bisher von diesem Gut, das sowohl Weiß- wie Rotweine herstellt, zu verantworten. Ein guter Zeitpunkt, so meinte er, um die vierzig Jahrgänge der Rotweine in einer Runde von vierzig internationalen Weinliebhabern aus der Magnum zu probieren. Hier der Nachbericht zu dieser einmaligen Weinprobe, die am Weingut stattfand.

An den Anfang stellen wir eine Aussage, die Hausherr und Gastgeber der Probe, Olivier Bernard, getätigt hat: »Die schiere Kraft eines Weines beeindruckt mich nicht, es ist die Eleganz und Finesse, die ich in einem großen Wein suche und die bei mir Emotionen auslösen.« Und das sind Attribute, die Weinfreunde am Wein der Domaine de Chevalier schätzen. Und diesen wurde bei der Probe in vier Durchgängen nachgespürt, wobei man die Weine keineswegs nach Jahrgängen geordnet präsentierte. Das Tasting in vier Akten, war sinnvollerweise aufgebaut entsprechend der Struktur der Weine, innerhalb einer Gruppe immer von älteren zum Jüngsten. Wobei der Hausherr gleich zu Beginn erklärte, dass sich die Zuordnung gar nicht so leicht gestaltete, denn »die Zeit hat manche Kategorie gekippt, der 1989 war zum Beispiel einst ikonisch, ist es aber aus heutiger Sicht wohl eher nicht mehr.«

© Peter Moser

Die Ouvertüre machte der »delikate Teil«, schlanke und teils schwierige Jahre, die auch aus der Magnum ihren Zenith in Würde überschritten hatten. Es zeugte dennoch von der Ernsthaftigkeit der Probe, dass man diese Weine, von denen keine Wundertaten erwarten durfte, nicht einfach weggelassen hat, denn sie sind Teil der Geschichte dieses Weingutes. Den Auftakt macht 1984, dann folgten 1987, 1991, 1992, 1993, 1994, 1997, 2002, 2007 und 2013. Danach folgten zehn Weine, die als »refined« eingestuft wurden, nun folgten als 1985, 1986, 1995, darauf eine klare Steigerung mit 1999, 2004, 2008, danach 2012, 2013, 2017 sowie der rotbeerig-straffe 2021.

Im dritten Teil der Probe kamen die »Klassiker«, Oliviers Premieren-Jahrgang 1983, zwar kein Gigant, aber sehr finessenreich und nach wie vor delikat, ein schöner, reifer Wein ist 1988, auf den 1989 folgte mit 1990 ein erstes großes Highlight. Der Wein hat einen Trinkhöhepunkt erreicht, ist ein Klassiker der Domaine aus der traditionelleren Old School-Phase, was die Vinifikation betrifft. 1996 zeigte seine Würze, dann folgten 1998, der kraftvolle 2000, 2001, 2006 und 2014.

Der vierte, den Ikonen des Weinguts gewidmete Flight führte in die jüngere Schaffensperiode. Nun werden alle Investitionen in Weingärten und Keller auch im Glas spürbar, denn in den folgenden Weinen wird das Anwachsen der Qualität klar schmeckbar. 2003 und 2005 sind vielleicht noch keine Ikonen im eigentlichen Sinn, aber facettenreich und vielversprechend. 2009 und 2010 sind große Weine, ersterer elegant und extraktsüß, zweiterer mineralisch und von kühler Schönheit, beides durchaus bereits antrinkbar. Bei den folgenden Jahrgängen ist noch etwas Geduld erbeten. Mit 2015, 2016 steigt man zu 2018 und 2019 auf eine neue Qualitätsstufe, die in 2019, 2020 und 2022 ihren Gipfel erreicht. Natürlich sind diese Weine heute noch viel zu jung, man ist aber geneigt zu sagen: es ist alles angerichtet. Am Ende dieser Probe bot sich den Teilnehmer ein wirklich eindrucksvolles Bild: die lange Tafel war mit nicht weniger als 1.600 Riedel-Gläsern mit rotem Domaine de Chevalier bedeckt, ein Anblick, der sich auch den geladenen Profis so nicht oft bietet.

ZUM TASTING

Es verkosteten: Jean-Luc Barde, Paolo Basso, Neil Beckett, Michel Bettane, David Biraud, Simon Blanchard, Bernard Burtschy, Louis-Victor Charvet, Pierre Citerne, César Compadre, Stéphane Derenoncourt, Ronald de Groot, Béatrice Delamotte, Philippe Faure-Brac, Ralph Frenzel, Colin Hay, Georgina Hindle, Panos Kakaviatos, Chris Kissack, Andreas Larsson, James Lawther, Ella Lister, Alexandre Ma, Gérard Margeon, Peter Moser, Jean-Francis Pécresse, Michael Schuster, James Suckling, Sylvie Tonnaire, Pierre Vila Palleja, Edwin Vos sowie die Gastgeber Olivier, Adrien und Hugo Bernard und Rémi Edange.

Am 30. November und 1. Dezember 2023 widmet das Auktionshaus »Christie’s« in London der Domaine de Chevalier eine eigene Auktion mit ausgewählten Raritäten direkt aus dem Château-Keller, darunter ein Lot mit allen 40 Jahrgängen von 1983 bis 2022 in Doppelmagnums.


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Peter Moser
Peter Moser
Chefredakteur Wein
Mehr zum Thema
Advertorial
Dem Genuss auf der Spur
Schon bei der Ankunft beeindruckt der malerische Ausblick auf das steirische Vulkanland. Macht man...