(c) Birgit Weiß

TCM Expertin: Diese Ernährungstrends funktionieren wirklich

Vom Clean Eating bis zum Intervallfasten: Ernährungstrends sind auf dem Vormarsch, aber welche funktionieren wirklich? Zunehmende -Verunsicherung ob der zahlreichen Möglichkeiten lässt Geschmack und Genuss in den Hintergrund rücken. Dabei sind dies essenzielle Bausteine einer gesunden Ernährung. Warum dem so ist, erklärt TCM-Ernährungsberaterin Sabine Schmied.

02.07.2024 - By Melanie Gleinser-Moritzer

Titelbild: Sabine Schmied lebt einen ganzheitlichen Zugang zum Thema Ernährung und weiß, dass ein gemäßigtes Maß das Mittel zum Ziel ist.

Happy Life Frau Schmied, Sie blicken auf eine langjährige Praxiserfahrung zurück. Was ist Ihnen aufgefallen?

Sabine Schmied Viele Menschen können ihr Essen nicht mehr genießen, sondern haben schnell ein schlechtes Gewissen. Sie wissen nicht mehr, wie sich gesundes Essen anfühlen soll. Dabei ist es ganz einfach: Es muss bekömmlich sein, ein gutes Bauchgefühl hinterlassen und die Sättigung sollte möglichst lange anhalten und uns genug Energie für den Tag geben!

Gibt es denn Grundregeln, die uns den Zugang erleichtern?

Ich empfehle drei Mahlzeiten am Tag. Längere Essenspausen sind laut TCM schlecht, denn wenn man morgens nichts isst, funktioniert der Verdauungsapparat ungenügend oder kommt nicht in Schwung. Zeitgleich darf aber der Zuckerspiegel nicht zu schnell anspringen – wie es etwa durch den Verzehr von Zucker oder Weißmehlprodukten geschieht. Hier beginnt nämlich ein Teufelskreis: Wenn der Zucker zu schnell steigt, steigt auch der Insulinspiegel. Und Insulin speichert Fett. So wird überschüssiger Zucker in Fett umgewandelt und gespeichert.

Fett ist allgegenwärtig . . .

Dazu muss man Folgendes sagen: Wir wissen heute, dass der Slogan »Fett macht fett« nicht stimmt, obwohl er noch immer in den Köpfen vieler verankert ist. Das geht auf die 1950er-Jahre zurück, als man eine Verbindung zwischen Fett und dem Herzinfarktrisiko herstellte und Fett reduzierte. Um aber das Geschmackserlebnis zu behalten, wurden raffinierte Kohlenhydrate hinzugefügt. Das Ergebnis war ein Plus an Übergewichtigen. Dabei ist es in Wirklichkeit so: Jede Zelle braucht Fett. Vor allem ungesättigte Fettsäuren. Durch dieses gute Fett bleibt die Zelle geschmeidig und der Informationsaustausch zwischen den Zellen funktioniert. Dieser Umstand kann sogar blutdrucksenkend wirken!

Also darf man mehr ungesättigte Fettsäuren -zuführen, als in der klassischen Ernährungspyramide angeführt ist?

Ja, sie hat sich tatsächlich zugunsten der Fette verändert. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Pflanzenölen, Nüssen, fetten Fischen und Algen enthalten sind, müssen zugeführt werden, weil sie unser Körper nicht herstellen kann. Eine pflanzliche Ernährung inklusive Hülsenfrüchte hat ebenfalls an Stellenwert gewonnen, vor allem deren Vielfältigkeit! Es geht darum, möglichst abwechslungsreiche Ballaststoffe zu sich zu nehmen, denn diese nähren unsere Darmbakterien. Es sind circa 1500 Arten Bakterien bekannt, die sollten möglichst ausgeglichen zueinander vorhanden sein. Um diese Vielfältigkeit zu erhalten, ist eine vielfältige Ernährung wichtig. Es gilt zum Beispiel auch, immer wieder mal das Brot zu wechseln.

Die Darmbakterien gehören zu unserem Mikro-biom. Kann man dieses wirklich so leicht beeinflussen?

Ja! So bringen etwa Fertigprodukte unseren Darm mit so vielen unnatürlichen Stoffen in Verbindung, dass das Mikrobiom verändert wird. Das kann die Darmschleimhaut schädigen, dann gelangen in Folge Schadstoffe ins Blut und schon wird es gefährlich für die Gesundheit. Süßstoffe können unsere Darmbakterien auch negativ beeinflussen und sogar den Heißhunger verstärken. Besser ist es, herkömmlichen Zucker einzuschränken und in Maßen zu sich zu nehmen. Es geht – wie immer – um die Ausgewogenheit!

Wie sieht denn nun eine ausgewogene Mahlzeit aus?

Gemüse sollte gut die Hälfte des Tellers füllen, eingerahmt von je einem Viertel Kohlenhydrate und Eiweiße. Nach diesem gesunden Essen fühlt man sich nicht schwer, sondern gestärkt! Das setzt voraus, dass ich die bereits erwähnten Fertigprodukte strikt meide. Bei Fertigprodukten denke ich an die klassische Pizza und den Burger aus der Imbissbude. Ein schönes Schnitzel im Wirtshaus darf man sich ab und an gerne gönnen – sofern es frisch gekocht ist.

Was möchten Sie unseren Leser:innen noch mitgeben?

Das Wichtigste ist: Man darf keine Lebensmittelgruppe auslassen und sollte sich zeitgleich nicht kasteien! Gesundes Abnehmen bedeutet eine gesunde Ernährung, die zu mir passt. Wer sich kasteit, hält dies nicht lang durch. Man muss einiges ausprobieren und sich Zeit geben, es gibt so viele unterschiedliche Stoffwechsel, wie es Menschen gibt. Und: Schlank ist ein dehnbarer Begriff.

Erschienen in:

Falstaff Happy Life 01/2024

Für den Happy life Newsletter anmelden

Mit Stern gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Anrede

Sich rundum wohlfühlen, mitten im Leben stehen, Körper, Geist und Seele in Einklang bringen - wer wünscht sich das nicht! Das neue Magazin Falstaff Happy Life beschäftigt sich mit diesen Aspekten und richtet sich an alle Menschen, die sich einfach besser fühlen möchten.

JETZT NEU Happy Life 24/02