Elle MacPherson über innere Balance & Ernährung

Header-Bild: Supermodel Elle Macpherson räkelt sich in einem - Wohnwagen: Die Bilder sind diesen April entstanden.

Ein Supermodel, das im Zelt übernachtet? Während Naomi Campbell in den 90er-Jahren für ihre exzentrischen Wutausbrüche bekannt war, Kate Moss ihr Bad-Girl-Heroin-Chic-Image mit On-off-Beziehungen zu Skandalmusikern untermauerte und ­Linda Evangelista verkündete, für unter 10.000 US-Dollar am Tag erst gar nicht aufzustehen, war die 1,83 Meter große Elle Macpherson stets ein Fels in der Brandung. Die Australierin war der lebende Beweis, dass man, obwohl einem die Welt zu Füßen liegt, nicht automatisch die Bodenhaftung verlieren muss. Dass es tatsächlich Supermodels gibt, die es nicht nötig haben, ständig die Diva raushängen zu lassen. In einer TV-Talkshow antwortet sie 1994 auf die Frage, ob ihr die Paparazzi denn nicht schrecklich zu schaffen machen würden: »Ich glaube, wenn man sein Leben mit einem gewissen Maß an Diskretion führt, wird man immer eine Privatsphäre haben.« Zu Weihnachten habe sie mit Rucksack den Kilimandscharo erklommen, den höchsten Berg in Afrika. Die Wetterkonditionen seien schwierig gewesen, ­sieben Tage habe sie im Zelt übernachtet. Und dabei den Kontakt zur Natur ungemein genossen. ­Sieben Minuten dauert das Fernsehgespräch mit dem Supermodel, das aufgrund seiner Traummaße den Spitznamen »The Body« verpasst bekommen hat. Am Ende fragt der britische TV-Host Des O’Connor provokant: »Sie sind aber nicht nur ein hübsches Gesicht, oder?« Selbst auf diesen l­atenten Sexismus reagiert sie souverän und gelassen: »Ehrlich gesagt, an manchen Tagen nicht einmal das.«

 

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KEIN NEPO-BABY

Mit 13 hat sie in einer Apotheke gejobbt, danach war sie Kellnerin. Ihr Jus-Studium, das sie in Sydney begonnen hat, hat sie nach einem Jahr an den Nagel gehängt. 18 ist sie, als sie auf einem Skiurlaub in Aspen in den USA angesprochen wird, ob sie Model -werden möchte. Warum nicht? »Ich fühlte mich sehr wohl bei der Arbeit, habe genossen, meinen Lebensunterhalt zu verdienen«, sagt sie. Ihr Vater war als Betreiber von Elektronikgeschäften ein Selfmademan, der sie inspirierte. »Er war einfallsreich und kreativ, zeigte mir, wie es sich anfühlt, mein eigener Chef zu sein.« Es war eine andere Zeit. Model zu werden, war ein Traum für Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten. Nicht wie heute, wo Promi-Kinder auf den Titelblättern der Magazine landen, weil sie eine Millionen-Followerschaft von den berühmten Eltern in die Wiege gelegt bekommen haben. Elle Macpherson war kein Nepo-Baby, sondern eine »hard working woman«. Der Durchbruch gelang ihr ab 1982 mit Bademode-Shootings in der »Elle«. Sieht man sich -diese frühen Aufnahmen heute an, staunt man noch immer, wie frisch sie wirken. Ihre Haare sind wild und ungekämmt, schließlich kommt die Sportlerin gerade aus dem Wasser, der Teint ist sonnen­gebräunt, der Blick selbstbewusst. Rückblickend hat Elle Macpherson immer betont, dass ihre Modelkarriere erst richtig in Schwung kam, als sie sich nicht mehr schämte, weil ihre Schultern zu breit waren, ihr Körper zu sportlich war. »Anstatt zu versuchen, die Tatsache zu verbergen, dass ich diesen athletischen Körper habe, habe ich ihn betont«, sagt sie und fordert gerade junge Frauen auf, nicht andere zu kopieren, sondern ihre eigene, einzigartige Schönheit zu finden: »Es gibt niemanden wie dich, und genau das wird dich von anderen abheben. Je selbstbewusster du bist, desto mehr glänzt du und desto attraktiver wirst du.« 59 ist sie im März geworden und in ­Bestform. Sie ist eine Inspiration für viele Generationen. Wie man auf den Happy-Life-Fotos sieht, verbindet sie scheinbar mühelos Eleganz und Hippie-Lässigkeit, Professionalität und eine typisch australische »Give it a go«-Attitüde. Die Mutter zweier Söhne ist ein zeitloses Surfer-Girl, zugleich erfolgreiche Geschäftsfrau. Auf 96 Millionen US-Dollar wurde ihr Vermögen 2023 geschätzt. Für WelleCo, ihre eigene Nahrungsergänzungsmittelmarke, die sie 2014 gegründet hat, ist sie das beste Testimonial: Sie lebt vor, was sie predigt. »Ich halte mich mit vegetarischer Ernährung fit, bevorzuge selbst gekochtes Essen, das mit Liebe zubereitet wurde. und ich kaufe nur biologische und lokale Lebensmittel, am liebsten auf Bauern­märkten.«

LÄCHELN AM MORGEN

Ihr Weg zum glücklichen Leben: Es geht nicht mehr nur darum, perfekt zu sein, -sondern gesund und ausgeglichen. Das Gesamtpaket muss stimmen, die Mischung aus spiritueller, physischer, emotionaler und mentaler Gesundheit. Ihr Rat: »Gib dir alle Zeit, die du brauchst. Sei gelassener.« Nach der Geburt des Kindes in nur drei Wochen alle Pfunde wieder loszuwerden? Würde sie nicht mehr machen. »Ich war ein schlechtes Vorbild, das war keine gesunde Art«, geht sie kritisch mit sich ins Gericht. Sie empfiehlt allen schwangeren Frauen, sich weniger Stress zu machen. Heute sagt sie: »Ich fühle mich schön und sexy, genieße es, tun zu können, was mir guttut.« Sie strahlt von innen. Den Tag beginnt sie positiv. »Ich lächle als erste einfache Geste, sobald ich aufwache.« Anstatt auf Sport nach Stechuhr setzt sie auf Bewegung in der Natur, die Freude macht. »Ich bin gern an der frischen Luft, gehe schwimmen und surfen, Rad fahren, Ski fahren, wandern, spiele Tennis, das ist mir lieber, als in einem Fitness-Studio zu trainieren. Auf meine Yogastunde möchte ich aber nicht verzichten. Um mich zu erden, meditiere ich regelmäßig.« Sie liebt ihre ­Infrarotsauna und ein Eisbad danach. Auf Instagram kommuniziert sie mit ihren 717.000 Follower:innen: »Bekommt ihr genug Schlaf? Wart ihr barfuß spazieren? Wie sieht es mit eurem Lachen aus: Ist es offenherzig, freizügig und oft im Einsatz?« Glück fängt bei den kleinen Dingen an. Und sei es, inkognito bei Schlechtwetter mit dem Rucksack samt Zelt auf den ­Kilimandscharo zu klettern. Andere Superreiche mögen sich mit dem Helikopter hinbringen lassen. Fragt man Elle Macpherson, dann versäumen sie damit das Beste im Leben: sich selbst und die Natur zu spüren.

Mit WelleCo gründete das Supermodel 2014 eine Firma für Nahrungsergänzungsmittel, die von Ernährungswissenschaftlern und Ärzten aus natürlichen Stoffen entwickelt wurden.

Elle Macpherson beherrscht viele Rollen

1982 Ihre Modelkarriere beginnt sie als 18-Jährige mit einem Fernsehwerbespot für Tab, eine frühe Version von Diet-Coke.

1989 Die »Time« verpasst dem sportlichen Model den Spitznamen »The Body«. Ab Mitte der 1990er-Jahre bringt sie Work-out-Videos auf den Markt.

1994 Ihre erste Erfahrung als Schauspielerin macht sie in einer Nebenrolle in »Sirens«. Sie hat Gastauftritte in der TV-Serie »Friends«. Von 2010 bis 2013 ist sie Moderatorin und ausführende Produzentin von »Britain & Ireland’s Next Top Model«.