Die malerische Region um den Bieler-, Murten- und Neuenburgersee ist für Weinreisende immer einen Ausflug wert. Eine Vielzahl von vornehmlich kleinen Weingütern keltert hier fantastische Weine aus klassischen und neuen Sorten. Besonders schön lässt sich die Gegend zu Fuss erkunden.
Fährt man von Biel aus den See entlang, fangen Rebberge schon kurz nach der Stadt an, die Landschaft zu prägen. Sie führen entlang des Ufers des Bielersees über den Röstigraben hinweg – plötzlich befindet man sich in der Romandie – bis an das südliche Ende des angrenzenden Neuenburgersees. Um einiges kleiner, aber ebenfalls wunderschön ist der Murtensee. An den Hängen des Mont Vully zwischen Neuenburger- und Murtensee befindet sich das kleine Weinbaugebiet AOC Vully. Weil seine Fläche von 150 Hektar auf die Kantone Freiburg und Waadt aufgeteilt ist, ist es das einzige interkantonale Anbaugebiet der Schweiz. Hier gedeihen Chasselastrauben besonders gut, allerdings gibt es auch spannende Rotweine, die oft aus Pinot Noir gekeltert werden.
Nicht nur am Murtensee, auch an den Hängen der Westufer des Bieler- und Neuenburgersees wachsen Reben ausgezeichnet. Dank ihrer Südostausrichtung bekommen sie dort genug Sonne. Gleichzeitig wirkt das Wasser ausgleichend auf das Klima – das perfekte Rezept für langsam ausgereifte Früchte und somit tiefgründige, ausbalancierte Weine. Das Ufer des Neuenburgersees gilt als hervorragendes Pinot-Noir-Terroir. Oft wird er als Rosé «Oeil de Perdrix» gekeltert, kann aber auch Rotweine von burgundischer Finesse liefern.
Weiter nördlich am Bielersee gibt es zwar auch gute Pinots, es dominieren mit 60 Prozent der Rebfläche aber wieder die weissen Traubensorten. Auch hier ist der Chasselas König, der mineralische und frische Weine hervorbringt. Zusätzlich wird eine stets zunehmende Zahl an internationalen Traubensorten wie Sauvignon Blanc, Pinot Blanc oder sogar Malbec angebaut. Weil im Drei-Seen-Land über 20 Prozent der Rebfläche biologisch bewirtschaftet werden – mehr als in jedem anderen Schweizer Anbaugebiet –, gibt es auch immer mehr PiWi-Sorten. Diese sind gegen die meisten Pilzkrankheiten resistent und deshalb besonders nachhaltig im Anbau.
Im Drei-Seen-Land wird bereits seit der Römerzeit Wein angebaut. Aber auch die Kelten fühlten sich hier bereits wohl, wie Pfahlbautenfunde beweisen. Die Gegend bietet also historisch einiges. Hübsche Orte mit mittelalterlichem Kern finden sich zuhauf, neben den grösseren Städten Biel und Neuchâtel sind auch Kleinode wie Twann, La Neuveville und Murten eine Entdeckung wert.
Ebenfalls findet man hier spannende und köstliche kulinarische Traditionen. Im Winter wird etwa die Treberwurst aufgetischt, die ursprünglich beim Treberschnaps-Brennen im Dampf der Destille gegart wurde. Heute noch gibt es viele Kellereien, die zwischen Januar und März zum gemeinschaftlichen Treberwurstessen einladen. Ebenfalls berühmt sind die lokalen Eglifilets oder Filets de Perche, die auf der Karte jeder anständigen Beiz zu finden sind.
Für sportliche Weinfans lohnt sich der Besuch im Drei-Seen-Land übrigens ganz besonders. Entlang aller drei Seen gibt es Fahrrad- und Weinwanderwege, auf denen man die pittoresken Dörfer und ihre Rebberge erkunden kann. Dazwischen kann man auf Voranmeldung immer wieder bei einer Kellerei vorbeischauen und Wein degustieren. Im Sommer können einige der Winzer entlang des Neuenburgersees zudem im Rahmen der «Offenen Weinkeller am Sonntag» auch sonntags besucht werden.
Einen besonderen Einblick in ihre Arbeit gewähren Kellereien entlang des Neuenburgersees diesen Sommer. Dann findet nämlich die Eventserie «Offene Weinkeller am Sonntag» statt. Ab dem 9. Juni öffnen verschiedene Weingüter auch sonntags ihre Türen und laden zur Verkostung ein. Von 10 bis 15 Uhr gibt es jeweils fünf verschiedene Weine zu degustieren. Es lohnt sich, das Ticket für 30 Franken im Voraus zu kaufen, denn viele der Kellereien sind klein und haben eine begrenzte Anzahl Plätze.
Mehr Informationen und Tickets gibt es unter:
neuchatel-vins-terroir.ch/agenda/
Oenotheque Chauffage Compris
Dieses Bistro mit Weinbar und -laden bietet eine grosse Auswahl an Schweizer Weinen, zusammen mit einigen weiteren Must-haves aus Europa. Um die 250 davon werden sogar glasweise ausgeschenkt, man kann sich hier also ein sehr gutes Bild von der lokalen Weinlandschaft machen.
Rue des Moulins 37, 2000 Neuchâtel
T: +41 32 7214396
oenotheque.chauffagecompris.ch
Wine More Time
In einem hübschen Altstadthaus befindet sich diese Weinbar. Es werden viele Weine aus der Region ausgeschenkt und zum Mitnehmen verkauft. Zur Ergänzung des Sortiments gibt es weitere Flaschen aus anderen Schweizer Regionen sowie einige aus dem Ausland.
Chemin de Creuze 1, 2072 St Blaise
T: +41 32 725 33 18, winemoretime.ch
La Cave du N°9
Jeden Monat werden hier rund 10 verschiedene Degustationen angeboten. So kann man sich mit dem lokalen Terroir bekannt machen oder auch in die Ferne schweifen. Im dazugehörigen Restaurant speist man übrigens auch hervorragend.
Rue Neuve 9, 2300 La Chaux-de-Fonds
T: +41 32 9683036, numero9.ch/la-cave-du-n9
Restaurant de la Tourne
In diesem schönen alten Gasthaus werden lokale Spezialitäten mit viel Liebe und regionalen Zutaten gekocht. Das hiesige Motto «simple, authentique, traditionel» beschreibt perfekt, was hier angeboten wird.
La Tourne 2, 2019 Rochefort
T: +41 32 8551150, restaurant-la-tourne.ch
La Maison du Prussien
Eine Brasserie aus dem 18. Jahrhundert, schonend renoviert und mit schönen Details versehen. Hier geniesst man die Küche des französischen Küchenchefs Jean-Yves Drevet, der alten und modernen Klassikern seiner Heimat seinen
eigenen Touch verleiht.
Rue des Tunnels 11, 2000 Neuchâtel
T: +41 32 7305454, hotel-prussien.ch
Restaurant O’terroirs
Edle Genüsse gibt es im Restaurant «O’terroirs» im Hotel «Beau Rivage» Neuchâtel. An drei Abenden der Woche kocht der Chef zudem für maximal vier Personen ein spezielles Menü, das man in seiner Küche geniessen darf.
Esplanade du Mont-Blanc 1, 2000 Neuchâtel
T: +41 32 7231523, beau-rivage-hotel.ch
Brasserie le Jura
In dieser eleganten Brasserie mit viel Geschichte geniesst man Klassiker der französischen und Schweizer Küche. Ein zeitloser Ort, in dem sich ein Besuch immer lohnt.
Rue de la Treille 7, 2000 Neuchâtel
T: +41 32 7251410, brasserielejura.ch
Restaurant l’Ecureuil
Ob im Gastraum mit viel Holz oder auf der schönen Terrasse, ein Besuch im Restaurant «l’Ecureuil» passt bei jedem Wetter und zu jeder Saison. Auf der grossen Karte findet jeder Gast etwas nach seinem Geschmack.
Bois-du-Couvent 108, 2300 La Chaux-de-Fonds
T+41 32 9131648, restaurantdelecureuil.ch
Hôtel Palafitte
Wie die alten Kelten übernachtet man in diesem Hotel auf Pfahlbauten im See – aber natürlich mit jeglichem modernen Komfort. Wunderschön sind die Zimmer mit Seeblick und Terrasse am Wasser, da kommt auch bei einem Kurztrip Ferienstimmung auf.
Rte des Gouttes-d’Or 2, 2008 Neuchâtel
T: +41 32 7230202, palafitte.ch
Hôtel Fleur de Lis
Simpel, aber gemütlich und mit Stil eingerichtete Zimmer bietet dieses hübsche Boutiquehotel im Herzen des UNESCO-Städtchens Le Locle. Für Gäste, die länger bleiben, gibt es Zimmer mit Kitchenette zum Selberkochen – äusserst praktisch!
Grande-Rue 1, 2400 Le Locle
T: +41 32 9311848, fleur-de-lis.ch
Hôtel de l’Aigle
Wer in einem schönen Landhaus mit grossem Garten und gemütlichen Zimmern übernachten möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Besonders eindrücklich ist der mit Holztäfer ausgestattete Gastraum, in dem auch das Frühstück serviert wird.
Grand’Rue 27, 2108 Couvet
T: +41 32 8649050, hotel-aigle.ch
Domaine de Chambleau
Bereits seit 2017 arbeitet diese Domaine mit biologischer Landwirtschaft. Seither sind die sowieso schon hervorragenden Cuvées noch ein Stück besser geworden. Besonders gefragt sind die eleganten Weine aus Chardonnay und Pinot Noir.
Domaine de Chambleau, 2013 Neuchâtel
T: +41 32 7311666, chambleau.ch
Château D’Auvernier
Seit über vierhundert Jahren befindet sich dieses Weingut im Besitz der Familie Grosjean. Kein Wunder also, dass hier fantastische Weine gekeltert werden. Ob Weiss, Rot oder der traditionsreiche Rosé Oeil-de-Perdrix, es lohnt sich, sie zu entdecken.
Place des Epancheurs 6, 2012 Auvernier
T: +41 32 7312115, chateau-auvernier.ch
Domaine Grillette
In Cressier, zwischen Neuenburger- und Bielersee, befindet sich dieses bekannte Weingut. Die selbst betitelten «Uhrmacher des Weins» keltern seit 140 Jahren eine grosse Auswahl an präzisen Cuvées aus lokalen und internationalen Traubensorten.
Rue Molondin 2, 2088 Cressier
T: +41 32 7588529, grillette.ch
Les vins Porret
Seit 160 Jahren stellt die Familie Porret Weine her, wobei sie sich auch heute noch alten Traditionen orientiert: Sie keltert feine Weine aus biologisch angebauten Trauben, welche das Terroir und die Geschichte der Gegend reflektieren.
Rue de la Goutte d’Or 20, 2016 Cortaillod
T: +41 32 8421052, porretvins.ch
Domaine Brunner
Olivier Brunner und seine Familie haben 10 Hektar Reben auf der wunderschönen «Pointe du Grain» am Ufer des Neuenburgersees. Mit viel Leidenschaft bauen sie die Trauben nach «Vinatura»-Prinzip besonders nachhaltig an und verarbeiten sie zu eleganten Cuvées.
Rue de Neuchâtel 1, 2022 Bevaix
T: +41 32 8461159, domainebrunner.ch
Caves du Prieuré de Cormondrèche
Eine grosse Auswahl an spannenden Weinen gibt es in den Caves Prieuré in Cormondrèche zu degustieren. Da es sich um eine Kooperative handelt, werden hier Trauben von 50 verschiedenen Weinbauern aus verschiedenen Lagen rund um das Dorf verarbeitet.
Grand’Rue 25, 2036 Cormondrèche
T: +41 32 7315363
prieure.ch/cave-prieure-cormondreche
La Maison Carrée
Als Vorreiter des biodynamischen Anbaus gelten Jean-Denis, Christine und Alexandre Perrochet – seit 2012 arbeiten sie mit Rudolf Steiners Philosophie. Ihre eleganten, nach traditionellen Verfahren gekelterten Weine sind schweizweit gefragt.
Grand-Rue 33, 2012 Auvernier
T: +41 32 7312106, lamaisoncarree.ch
Les Caves Mauler
Seit 1829 keltert die Familie Mauler ihre Weine in einem Benediktinerkloster aus dem 6. Jahrhundert. Besonders bekannt ist sie für ihre Schaumweine, die sie bereits seit Jahrzehnten nach traditioneller Methode herstellt.
Rue Centrale 7, 2112 Môtiers
T: +41 32 862 03 03 mauler.ch
Les Caveaux
In den Caveaux der Weinregionen kann man die Weine der umliegenden Winzer degustieren – von April bis September freitags bis sonntags.
Caveau de Cortaillod
Hier wächst auf 56 Hektar eine Vielzahl von verschiedenen Rebsorten – sowohl Klassiker als auch neue Sorten, die teilweise zu Versuchszwecken angebaut werden. Es gibt also einiges zu entdecken!
Petit-Cortaillod 19, 2016 Cortaillod
caveaudecortaillod.ch
Caveau de Boudry
Auffällig ist das Caveau de Boudry. Es befindet sich in einem cremefarbenen alten Turm mitten im Rebberg. Aber nicht nur deswegen lohnt sich der Besuch hier, es gibt auch viel Spannendes zu degustieren.
Château de Pierre, 2017 Boudry
T: +41 32 8425295
caveaudesvinsdeboudry.ch
Caveau des vins de l’Entre-deux-lacs
Die Weine der Region zwischen dem Neuenburger- und Bielersee degustiert man hier in wunderschöner Atmosphäre in einem alten Herrschaftshaus im Zentrum Cressiers.
Rue Vallier 1, 2088 Cressier
T: +41 79 6694854, caveaudesvins.ch
Fête des Vendanges in Neuenburg
Das Winzerfest in Neuenburg sollte man nicht verpassen! Von 27. bis 29. September wird das Ende der Weinlese hier gebührend – und natürlich mit viel Wein – gefeiert.
fete-des-vendanges.ch
Château de Boudry
Schöne, alte Gebäude gibt es in dieser Gegend zuhauf zu entdecken. In einem mittelalterlichen Schloss befindet sich etwa das Hauptquartier der Weinregion Neuenburg zusammen mit dem Weinbau- und Weinmusem und einem Weinladen mit Bar, in dem über 200 verschiedene Flaschen erstanden werden können.
chateaudeboudry.ch
