© Shutterstock

Long Weekend Nürnberg: Hochburg der Kulinarik

Bayreuth
Nürnberg
Long Weekend
Bayern

Nürnberg gilt unter Feinschmeckern als echtes Juwel: Das gastronomisches Angebot der Franken-Metropole hat sich in den vergangenen Jahren geradezu zukunftsweisend entwickelt – ohne dabei die Wurzeln zu kappen. Folgen Sie uns auf eine genussreiche Tour der Extraklasse.

Freitag

In Nürnberg trifft Geschichte auf Innovation: Das spürt man vor allen Dingen im neuen Augustinerhof-Quartier im Stadtzentrum.

Die mittelalterlichen Wurzeln Nürnbergs sind an jeder Ecke sichtbar. Das Erste, was einem ins Auge fällt, sobald man die Bahnhofshalle verlässt, sind die historischen Stadtmauern. Durchs Königstor betreten wir den Handwerkerhof. Die urtümlichen kleinen Fachwerkhäuschen und engen Gassen dieser inmitten der Stadtbefestigung gelegenen Anlage beherbergen zahlreiche schnucklige Restaurants und traditionelle Kunsthandwerksbetriebe wie Glasmaler, Töpfer, Wachskünstler, Gold- und Silberschmiede, Zinngießer, Lebkuchenbäcker und Puppenmacher, die ihre fast vergessenen Gewerbe präsentieren.

Im »Café 12«, einem modern eingerichteten Lokal direkt im Handwerkerhof, genießen wir den ersten Kaffee. Von dort aus geht es weiter in Richtung Hauptmarkt, vorbei an der Lorenzkirche. Vom Vorplatz aus haben wir einen unverstellten Blick auf das Wahrzeichen Nürnbergs: die Burg. Im Mittelalter war die über der Stadt thronende Anlage eine der wichtigsten Kaiserpfalzen des Heiligen Römischen Reichs. Im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwer beschädigt, wurde die Burg nach Kriegsende wieder originalgetreu aufgebaut. Womit wir bei Nürnbergs düsterstem Kapitel wären.

Bis zu eine Million Menschen

Während der Nazi-Zeit war die Frankenmetropole Schauplatz von Reichsparteitagen. Mit ihrer Rolle als Handels-, Kunst- und Kulturzentrum des Mittelalters und Ort der kaiserlicher Reichstage war sie für Hitlers Zwecke ideal. Die Veranstaltungen dauerten eine Woche und brachten bis zu eine Million Menschen aus Deutschland nach Nürnberg.

Heute widmet sich das Dokuzentrum in der ehemaligen NS-Kongresshalle jenen Schreckensjahren. Ein Besuch sollte eigentlich verpflichtend sein. Das gilt auch für Saal 600 des Justizpalasts im Westen der Stadt. Während der Nürnberger Prozesse mussten sich die übrig gebliebenen NS-Machthaber hier vor den Augen der Welt für ihre Taten verantworten.

Gerichtssaal 600
© shutterstock
Gerichtssaal 600

Einen erbaulicheren Punkt auf unserem Programm stellt die Straße der Menschenrechte in der Innenstadt dar: 27 weiße Rundpfeiler, die einen der Menschenrechtsartikel tragen, zieren die Kartäusergasse und klagen damit den Nationalsozialismus und die Verletzung von Menschenrechten an.

URIG & INNOVATIV

Es geht weiter in den Augustinerhof: Einst war dieses prächtige Areal direkt an der Pegnitz ein Mönchskloster, später über viele Jahre eine karge Parkplatzanlage – während der Pandemie entstand hier ein urbanes Mischkonzept aus Gastronomiebetrieben, dem entzückenden Boutiquehotel »Karl August« und Einkaufsläden, das nicht nur Reisenden offensteht, sondern insbesondere an lauen Sommerabenden wie ein Magnet auf junge, hippe Stadtbewohner wirkt.

Koch und Patissier Jens Brockerhof ist für das hochwertige gastronomische Konzept im Hof verantwortlich: das »Café Pique Nique« (beste Croissants der Stadt), die »Brasserie Nitz« (authentischer Aperitivo), die Eisdiele »Bonbon« (selbst gemachte Eiswaffeln) und das mit einem Stern ausgezeichnete Chef’s-Table-Restaurant »Tisane« (umwerfend gutes Hausbier) tragen eine Handschrift und sind doch alle einzigartig.

Zum Abendessen zieht es uns in den ältesten Stadtteil Nürnbergs: St. Johannis. Christian Wonka kreiert in seinem gleichnamigen Restaurant seit über 20 Jahren moderne Menüs aus regionalen Zutaten mit asiatischen Einflüssen. Für seine hervorragende Leistung wurde er in diesem Jahr endlich mit einem Stern belohnt.

Samstag

Weinmarkt, Weißgerbergasse und Hauptmarkt: Dieses genussreiche Bermudadreieck in der Innenstadt hält alles bereit, wonach Feinschmeckern der Sinn stehen könnte: handgemachtes Eis, Third-Wave-Kaffee und Sternegastronomie.

Den Samstag beginnen wir mit einem Kaffee von der »Rösterei Bergbrand«, die sich in der historischen Weißgerbergasse befindet, eine der schönsten Straßen Nürnbergs. Sie ist gesäumt von Fachwerkhäusern, Baudenkmälern, Bars, Restaurants und Galerien. Vor allem in den Sommermonaten ist hier viel los, die Nürnberger stehen vor der kleinen Eismanufaktur Schlange für eine Kugel der außergewöhnlichen Sorten wie Lavendel, persischer Kulfi oder Süßkartoffel.

Einen Katzensprung weiter liegt der Weinmarkt. Westlich von der Sebalduskirche gelegen, ist der Platz mittlerweile zur Fußgängerzone umgestaltet worden. Hier befinden sich kleine Lokale wie die Weinbar »Auch« und das kultige Gourmetrestaurant »Essigbrätlein«, das neben dem Fine Dining am Abend auch einen sagenhaften Mittagstisch bieten. Andree Köthe und Yves Ollech teilen sich seit 1997 die Küchenleitung. Signature Dishes des »Essigbrätlein« wie Rote Bete mit Kümmelkaramell zählen zu den Meilensteinen der gehobenen fleischlosen Küche in Deutschland.

Die Sebalduskirche
© shutterstock
Die Sebalduskirche

Lunchen werden wir an diesem Samstag aber in der »Wirtschaft« im Neubau der Industrie- und Handelskammer an der Waaggasse. Es gibt kalte und warme Brotzeit, Rostbratwürste und den Klassiker der fränkischen Küche: Schäufele mit Dunkelbiersauce und Kartoffelklößen.

Wohl gesättigt geht es zum Hauptmarkt. Dieser liegt zwischen Pegnitz und Kaiserburg und grenzt an das Rathaus und die Frauenkirche an. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit bilden sich hier Menschentrauben, die eine als Christkind verkleidete Darstellerin bestaunen, die mit ihrem Prolog den weltberühmten Christkindlesmarkt eröffnet und die Weihnachtssaison einläutet. Auch über den Rest des Jahres ist der Markt bekannt für seine kulinarischen Köstlichkeiten. Von montags bis samstags ist Wochenmarkt und Bauern aus der Region verkaufen ihre frischen Waren.

DIE LIEBLINGSSPEISE

Müsste man sich für eine einzige Nürnberger Leckerei entscheiden, fiele die Wahl nicht schwer: Denn was wäre ein Nürnberg-Besuch ohne Lebkuchen? Zwar stammen die Küchlein eigentlich aus Belgien, das Rezept wanderte aber auf Umwegenweiter nach Franken, wo sich vor über 600 Jahren der Beruf des Lebküchners etablierte.

Nürnberger Kaufleute pflegten zu dieser Zeit intensive internationale Handelsbeziehungen, besaßen Niederlassungen in ganz Europa und waren auf allen Messen und Märkten vertreten. Auch die Handelsrouten der Gewürzhändler kreuzten sich in der fränkischen Stadt. Wo es die besten Nürnberger Lebkuchen gibt, darüber lässt sich erbittert streiten. Hervorragend schmecken sie in der Burg-Bäckerei und Lebküchnerei Düll, in der schon seit dem Jahr 1934 die Köstlichkeiten gebacken werden.

Den Abend lassen wir im Fine-Dining-Restaurant »Tisane« ausklingen. 16 Sitzplätze am Chef’s Table geben einen Einblick auf die präzise Kochkunst von René Stein, der mit seinem Team 2023 einen Michelin-Stern erkochte.

Sonntag

Kunst im Freien oder im modernen Glasbau: Egal, für welche kulturelle Aktivität Sie sich entscheiden, Nürnbergs öffentliche Einrichtungen bieten eine bereichernde Erfahrung.

Die Etagere in der »Brasserie Nitz« ist gefüllt mit regionalem Käse und Wurst, frischem Joghurt mit Früchten und feinsten Backwaren. Gespeist wird an großen Fenstern mit Blick auf die Pegnitz – so kann ein Sonntag beginnen.

Bevor wir das Hotel »Karl August« verlassen, besuchen wir den großartigen Spa-Bereich im obersten Stockwerk. Viel helles Holz und ein puristisches Interieur machen das Relaxen hier einfach. Vom Pool kann man durch das verglaste Dach das Panorama der Stadt überblicken. Und wem das nicht Entspannung genug ist, der kommt in der finnischen Sauna auf seine Kosten.

Die saisonale Lunchkarte im »Café Orko« am Hans-Sachs-Platz macht es nicht leicht, eine Wahl zu treffen. Gesunde Gerichte wie Curry, Linsensuppe oder Brot mit Dips stehen zur Auswahl. Dazu gibt es guten Kaffee und Naturwein. Ins »Orko« kommt man aber vor allem zum »Leuteschauen«. Es ist ein Ort, an dem sich gefühlt ganz Nürnberg trifft.   

KUNST Geniessen

Weil unsere Augen Lust haben auf mehr, geht’s weiter ins Neue Museum, dessen Architektur allein schon der perfekte Nährboden für Design und moderne Kunst sind. Volker Staab kreierte diesen gläsernen Bau, in dem man über eine Wendeltreppe zu den einzelnen Ausstellungsräumen gelangt. Staab war auch der federführend für den neuen Augustinerhof verantwortlich, womit sich der Kreis schließt. Läuft man vom Neuen Museum in Richtung Sterntor, passiert man den städtischen Skulpturengarten.

Umgeben von alten Bäumen und der Stadtmauer befinden sich hier zeitgenössische Plastiken bekannter Bildhauer – und das mitten im Freien.

Nachhaltigkeit & Innovation: Etz Restaurant, Nürnberg unter Felix Schneider
© Foto bereitgestellt
Nachhaltigkeit & Innovation: Etz Restaurant, Nürnberg unter Felix Schneider

Hätten wir noch einen weiteren Abend in Nürnberg, würden wir im »Etz« einkehren. Handgemacht, hausgemacht mit Produkten aus der Region, so lautet die Philosophie des mit zwei Sternen und einem grünen Stern ausgezeichneten Restaurants im Szeneviertel St. Johannis.

Küchenchef Felix Schneider nimmt es ganz genau: Hier wird wirklich alles selbst hergestellt, sei es Butter, Wurst, Miso oder Essig. Um seine Rohstoffe besser zu verstehen, erntet der Chef selbst in seinem 3000-Quadratmeter-Gemüsegarten im Nürnberger Knochblauchsland. Und so entsteht ein Menü, das komplett saisonal und nachhaltig ist. Der Abend im »Etz« startet um 18 Uhr mit einer kleinen Tour durch die Versuchsküche, anschließend können sich die Gäste auf 12 bis 16 kreativ gestaltete Gänge, wahlweise omnivor oder vegetarisch, freuen.

TIPPS & ADRESSEN

RESTAURANTS

Brasserie Nitz

Französische Bistroküche mit Blick auf die Pegnitz: In der »Brasserie Nitz« stehen französische Klassiker wie Steak tartare, Bouillabaisse und Chateaubriand auf der Karte. In der offenen Showküche kann man Küchenchef Henri Diagne und seinem Team beim Kochen zusehen.

Augustinerhof 1, 90403 Nürnberg
T: +49 911 376766270, brasserie-nitz.de

Tisane

16 Sitzplätze am Chef’s Table: Hier werden Gäste auf eine Fine-Dining-Reise mitgenommen. Im »Tisane« kochen Küchenchef René Stein und Team in entspannter Atmosphäre auf Spitzenniveau.

Augustinerhof 1, 90403 Nürnberg
T: +49 911 376766276, restaurant-tisane.de

Wonka

In diesem Jahr wurde Christian Wonka endlich mit einem Michelin-Stern für seine Kochkünste im Restaurant »Wonka« belohnt. Seit über 20 Jahren kocht er asiatisch angehauchte, moderne Menüs.

Johannisstraße 38, 90419 Nürnberg
T: +49 911 396215, restaurant-wonka.de

Etz

Mit zwei Michelin-Sternen und einem grünen Michelin-Stern zählt Felix Schneider zu den besten Köchen Deutschlands. Handgemacht, hausgemacht mit Produkten aus der Region, das ist die Küchenphilosophie.

Wiesentalstraße 40, 90419 Nürnberg (Eingang über Kirschgartenstraße)
T: +49 911 47712809, etzrestaurant.de

Essigbrätlein

Das Team rund um Küchenchef Andree Köthe, Yves Ollech und Sommelier Ivan Jakir revolutionierte die Haute Cuisine bereits in den 90er-Jahren. Mit zwei Michelin-Sternen und einem grünen Michelin-Stern halten sie ihr gehobenes Niveau bis heute.

Weinmarkt 3, 90403 Nürnberg
T: +49 911 225131, essigbraetlein.de

Die Wirtschaft

Typisch fränkischer Gaumenschmaus: Rostbratwürste, Brotzeit-Bretter und der Klassiker der
fränkischen Küche, das Schäufele, stehen hier auf der Karte. Dazu gibt es Weine von fränkischen
Winzern und natürlich frisch gezapftes Bier aus
der Region.

Waaggasse 2–6, 90403 Nürnberg
T: +49 911 47778585, die-wirtschaft-nuernberg.de

BARS & CAFÉS

Weinbar AUCH

Die Weinbar mit angeschlossener, exquisit ausgestatteter Weinhandlung liegt mitten am Weinmarkt, einem verkehrsberuhigten Platz in der Innenstadt. Ausgeschenkt werden unter anderem fränkische und österreichische Tropfen vom Inhaber Karlheinz Auch.

Weinmarkt 12, 90403 Nürnberg
T: +49 911 112670, weinkostauch.de

Café Orko

Leute beobachten und dabei einen Basil-Spritz genießen: Das »Café Orko« ist ein Ort, an dem sich Nürnberg trifft. Es gibt Lunch, guten Kaffee und Feierabenddrinks.

Hans-Sachs-Platz 10, 90403 Nürnberg
T: +49 172 6127100, orko.cafe

Tafelzier

Traditionelle französische Handwerkskunst, zeitgemäß von Patissier und Koch Jens Brockerhof interpretiert: Hier bekommt man feine Eclairs, Törtchen und Macarons.

Weintraubengasse 2, 90403 Nürnberg
T: +49 911 1137340, tafelzier.de

Rösterei Bergbrand

In der wohl schönsten Straße Nürnbergs, der Weißgerbergasse, befindet sich die »Rösterei Bergbrand«. Es gibt richtig guten Kaffee, frischen Kuchen und Frühstück. Im Sommer sitzt man wunderbar auf der großen Terrasse.

Weißgerbergasse 38, 90403 Nürnberg
T: +49 911 992850010, bergbrand.eu

Blok Bar

Die »Blok Bar« ist fester Bestandteil im Nürnberger Nightlife: Neben guten Drinks und guter elektronischer Musik spielt hier auch der eine oder andere Liveact am Wochenende.

Königstraße 76, 90402 Nürnberg
T: +49 172 6127100, blok.im

Schnepperschütz

Im Sommer trifft sich Nürnberg an der Hallerwiese, genauer gesagt beim »Schnepperschütz«. Mit Blick auf die Pegnitz lässt es sich wunderbar verweilen. Es gibt ausgewählte Weine, regionales Bier und wöchentlich wechselnde Stullen.

Am Hallertor 3, 90403 Nürnberg

Café Pique Nique

Die besten Croissants der Stadt und andere französische Backwaren wie Pain au chocolat, Macarons, Eclairs und auch Herzhaftes wie Lachsbrioche gibt es in der Boulangerie »Pique Nique«. Das Café ist Teil des Hotels »Karl August« und besitzt dadurch einen internationalen Charakter.

Augustinerhof 1, 90403 Nürnberg
T: +49 911 376766275, cafe-pique-nique.de

Hotels

Karl August

Im »Karl August Neighborhood Hotel« treffen Nürnberger auf Stadtbesucher: Das Ambiente ist urban, modern, großstädtisch. Es gibt 120 Zimmer, Suiten und Apartments, die alle minimalistisch eingerichtet sind. Grandios ist der Spa-Bereich im obersten Stockwerk.

Augustinerhof 1, 90403 Nürnberg
T: +49 911 3767660, karlaugust.de

Melter Hotels & Apartments

Pures Design im denkmalgeschützten Gebäude: Jedes Apartment verfügt über eine voll ausgestattete Küchenzeile und verbindet Wohnen mit dem Komfort eines Hotels. Flos Lampen, zeitgenössische Kunst und die Handschrift des Designers Konstantin Grcic verwandeln jedes Zimmer in einen Wohlfühlort.

Königstraße 41, 90402 Nürnberg
T: +49 911 9576380, melter.xyz

Scandic Nürnberg Central

Einen Katzensprung vom Hauptbahnhof entfernt befindet sich seit Kurzem ein neues Hotel der Scandic-Gruppe. 311 gemütlich eingerichtete Zimmer, Studios und Suiten, ein großer Wellnessbereich mit zwei Saunen und einem Indoorpool und kreative Kulinarik machen die perfekte Unterkunft für einen Nürnberg-Besuch aus.

Frauentorgraben 11, 90443 Nürnberg
T: +49 911 366300, scandichotels.de


Nichts mehr verpassen!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Erschienen in
Falstaff Spezial Bayreuth & Franken

Zum Magazin

Michael André Ankermüller
Mehr zum Thema