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Exklusive »Geldermann« Sondercuvée für die Bayreuther Festspiele

Zum fünften Mal hat die »Geldermann Privatsektkellerei« eine exklusive Sondercuvée für die Bayreuther Festspiele aufgelegt: einen hochkarätigen und limitierten Sekt, der am Ende der Festspielsaison ausgetrunken sein wird.

Wenn während der Bayreuther Festspiele die Fanfaren ertönen, dann ist das alles andere als ein üblicher Pausengong. Musikalisch nicht – denn das Signal kommt nicht vom Band, sondern wird von einer Gruppe von Musikern live gespielt, wobei oft sogar eine Klangreihe zu Gehör kommt, die die Aufführung zitiert und variiert.

Aber noch weniger ist die praktische Bedeutung der Fanfare mit derjenigen eines normalen Pausengongs vergleichbar: Denn es handelt sich nicht um die Ankündigung einer viertelstündigen Unterbrechung, in der man bestenfalls Zeit findet, für ein Getränk anzustehen.

Teil des Gesamtkunstwerks

Nein, die Pausen sind in Bayreuth die Fortsetzung des Kulturerlebens mit anderen Mitteln. Essen und Trinken tragen ihren Teil zum Gesamtkunstwerk bei, mit Sinnlichkeit und opulenter Genussfreude. Wie könnte es da anders sein, als dass sich die Festspiele würdige Partner ausgesucht haben, die leibliche Genüsse ermöglichen, die dem Kunstgenuss ebenbürtig sind?

Für den Schaumwein, der in Bayreuth vor den Aufführungen und in den Pausen ausgeschenkt wird, zeichnet das Haus Geldermann aus Breisach verantwortlich. Gleich und gleich gesellt sich gern: Wie die Bayreuther Festspiele besitzt auch das Haus Geldermann Wurzeln im 19. Jahrhundert.

Die frühen Tage von Deutz und Geldermann

Es war 1838, als zwei Aachener Bürger, William Deutz und Peter Geldermann, in die Champagne reisten, um dort Wein einzukaufen. Was sie sahen (und tranken), begeisterte sie so nachhaltig, dass sie gleich dortblieben und sich im kleinen Städtchen Aÿ im Vallée de la Marne, im für seine Pinots berühmten Teil der Champagne, niederließen und eine Kellerei gründeten. Das war etwa zu jener Zeit, als sich die ersten technischen Verbesserungen beim Beherrschen der Flaschengärung einstellten und der Verlust durch geborstene Flaschen sich langsam verringern ließ.

Wie funktioniert die Flaschengärung?

Weinfelder in Aÿ, Vallée de la Marne, Champagne, Frankreich
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Weinfelder in Aÿ, Vallée de la Marne, Champagne, Frankreich

In den hundert Jahren, die auf die Firmengründung folgen sollten, wurde das Haus zum Spielball der Politik und des deutsch-französischen Zerwürfnisses. Hohe Zölle führten Anfang des 20. Jahrhunderts dazu, dass Marie Deutz und Pierre Geldermann, die damals aktive Inhabergeneration, einen Teil der Produktion nach Hagenau verlegten, ins damals zu Deutschland gehörige Elsass.

Als das Elsass nach dem Ersten Weltkrieg französisch wird, zieht dieser Teil des Unternehmens noch einmal weiter: über den Rhein nach Breisach, wo das Haus Geldermann auch heute noch seinen Sitz hat. Die Einheit mit dem Champagnerhaus Deutz dauerte übrigens noch bis 1995. Erst seither haben die beiden Unternehmen getrennte Eigentümer und operieren komplett selbstständig. Seit 2003 gehört die Geldermann Privatsektkellerei zur Firmengruppe von Rotkäppchen-Mumm.

Deutsche Tradition mit französischer Seele

Der Stil der Geldermann-Schaumweine reflektiert die geografische Position des Hauses: Vom Breisacher Schlossberg aus, unter dem die Geldermann-Keller liegen, kann man bequem in einem halbstündigen Spaziergang die Landesgrenze erreichen.

Schon im ersten Ort auf der linken Rheinseite – Vogelgrun (tatsächlich ohne Pünktchen auf dem »u«) – gibt es kein Rathaus mehr, sondern das entsprechende Gebäude ist die »Mairie«. Noch ein paar Kilometer weiter und man gelangt zum französischen Zwilling Breisachs: nach Neuf-Brisach.

Die Landstriche links und rechts des Rheins eint beim Genuss und in der Alltagskultur unglaublich viel. In den 180 Jahren seines Bestehens hat das Haus Geldermann diese nach zwei Ländern und zwei kulturellen Einflüssen hin offene Position stets zu nutzen gewusst – und es perfektioniert, das Beste aus zwei Welten zusammenzuführen.

Altstadt von Neuf-Brisach
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Altstadt von Neuf-Brisach

Versucht man den Geldermann-Hausstil zu skizzieren, dann könnte man sagen: Aus dem deutschen Einflussbereich haben die Weine die Vorliebe für eine reife, spät gelesene Frucht. Die kernigen Säuren der Champagne sind diesen Sekten nicht zueigen.

Sehr wohl ist aber die Art der Ausarbeitung im Keller von französischen Vorbildern geprägt. Das beginnt natürlich mit der Technik der Flaschengärung, die aus der Champagne stammt und die wohl kaum irgendwo anders so gut beherrscht wird wie von französischen Kellermeistern.

Ein Elsäßer als ­Chef de Cave

Und so hat Geldermann denn auch einen Önologen zum Betriebsleiter, der eher »Chef de cave« als »Kellermeister« ist.

 

Die besten Ergebnisse oft eine Verkettung von positiven Zufällen

 

Marc Gauchey wurde in Mulhouse geboren und wuchs inmitten der Weinberge in Rouffach nahe Colmar auf. Nach einem Önologiestudium in Toulouse verbrachte er ein halbes Jahr in der Champagne, ehe er ins Elsass zurückkehrte und in den 1980er-Jahren den Boom des Crémant d’Alsace, also des Sekts aus dem Elsass, miterlebte und als önologischer Berater mitgestaltete.

1991 holte ihn René James Lallier, der Nachfahre der Familie Deutz an der Spitze des Unternehmens, zu Deutz & Geldermann. »Seither bin ich Grenzgänger; damals musste ich sogar noch zweimal am Tag über den Zoll.«

Ein Stattliches Erbe

Gaucheys Erfahrung und seine guten Kontakte sind auch für die Ausarbeitung der Bayreuther Festspiel-Cuvées von großer Bedeutung. Das wird deutlich, wenn er über die diesjährige Cuvée erzählt, den ersten »Blanc de Blancs« in der Reihe der bislang fünf aufgelegten Bayreuth-Cuvées:

»Wie öfters in unserer Branche sind die besten Ergebnisse oft auch eine Verkettung von positiven Zufällen. Vom Jahrgang 2020 konnten wir einen herausragend guten Chardonnay-Grundwein aus dem Loiretal kaufen und versekten. Letztes Jahr, als wir zehn, zwölf Weine aus unseren Reserven verkostet haben, um zu schauen, was vielleicht für Bayreuth passen könnte, sind wir wieder auf diesen Chardonnay aufmerksam geworden. Er hatte sich toll entwickelt, ich zitiere mal aus meiner Probennotiz: blumige Nase, schöne Frucht, und schon drin ist diese Haselnuss-Komponente, die die schönen Chardonnays mit etwas Reife haben können. Im Mund ist der Sekt rund im Ansatz, sehr schöner Typus, einerseits noch ganz frisch, aber andererseits auch mit einer feinen Reife in sich.«

Flaschen in den Puppen, damit sich die Hefen im Flaschenhals ansammeln können.
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Flaschen in den Puppen, damit sich die Hefen im Flaschenhals ansammeln können.

Der Wein wurde im Frühjahr 2021 in die Flaschengärung gebracht, in der die feine Kohlensäure entsteht. Nach dem Ende der Zweitgärung blieben die Flaschen nun fast ganze drei Jahre unberührt, die Weine blieben »auf der Hefe«, wie die Fachleute sagen. Drei Jahre, in denen sich eine immer nuancenreichere Verfeinerung einstellt.

Für Gauchey, der Ende dieses Jahres in den Ruhestand gehen wird, ist diese Langsamkeit des Sektmachens ein großer Vorzug seines Metiers: »Die Réserveweine für die Festspiele 2025, 2026 und 2027 liegen auch schon im Keller.«

Ein Toast auf den Genuss

An einem durchschnittlichen Festspieltag werden rund 1000 Gläser Geldermann-Sekt getrunken, das macht rund 28.000 Gläser während der ganzen Festspielsaison. Die Besucher wissen zu leben und es sich gut gehen zu lassen. Dieses Jahr werden neben der Festspiel-Cuvée auch der Grand Rosé und der 2020er Jahrgangssekt Brut im Ausschank sein.

Richard Wagner, von dem bekannt ist, dass er sich beispielsweise während der Arbeiten am »Parzifal« 100 Flaschen Saint-Péray – einen mineralischen Weißwein aus dem Rhônetal – hat liefern lassen, hätte diese önologische Unterstützung seines Lebenswerks ganz gewiss sehr begrüßt. Und man darf auch wohl davon ausgehen, dass er es nicht beim Genuss eines einzigen Gläschens hätte bewenden lassen.

 


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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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