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Cristiano Ronaldo: Die skurrile Ernährung eines Fußballstars

Kunst & Kulinarik

Mit seinem ausgeklügelten Ernährungs- und Trainingsplan sorgt der portugiesische Fußballstar Cristiano Ronaldo seit Jahren für Furore. Und er polarisiert – spätestens, als er sich vor der breiten Öffentlichkeit mit dem Coca-Cola-Konzern anlegte.

Cristiano Ronaldo hält nichts von Coca-Cola. Und seit dem 14. Juni 2021 hält der Coca-­Cola-Konzern auch nichts mehr von dem portugiesischen Fußballstar. An diesem Tag gab Kapitän Ronaldo vor dem EM-Spiel der portugiesischen Nationalmannschaft gegen Ungarn eine Pressekonferenz. Als er am Podium Platz nahm, bemerkte er zwei Coca-Cola-­Flaschen, die der EM-Sponsor prominent vor ihm positioniert hatte. Sichtlich ver­ärgert schob er die Getränke so weit wie möglich von sich weg, hielt seine Wasserflasche in die Höhe und rief: »Trinkt Wasser!«

Diese kurze Szene amüsierte die Zuschauer auf der ganzen Welt, auf Social Media ging sie viral. Die Manager des berühmten Getränkeherstellers fanden sie hingegen gar nicht komisch, vor allem, als sie tags darauf sahen, dass die Coca-Cola-Aktie 40 Prozent an Wert verloren hatte. Vier Milliarden Dollar habe Coca-Cola der Auftritt des kapriziösen Fußballers gekostet, empörte sich der US-Konzern. Doch das ließ Ronaldo völlig kalt, ist er doch überzeugt davon, dass sein beinhartes Training, aber genauso sein gesunder Lebensstil entscheidend dafür ist, seit über 20 Jahren einer der besten Fußballer der Welt zu sein. Wie fit der 39-Jährige ist, stellte er gerade erst bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland unter Beweis.

Ein Körper wie ein Ferrari

Wenn es um seinen Körper geht, überlässt der gebürtige Madeirer schon seit vielen Jahren absolut nichts dem Zufall. Akribisch hält er sich bei seiner Ernährung an einen Diätplan, den seine Sportmediziner und Ernährungsberater genau auf ihn abgestimmt haben. Mindestens sechs nicht allzu ­große Mahlzeiten lässt sich Ronaldo täglich von seinem hauseigenen Koch zubereiten. Um sein hohes Trainingspensum absolvieren zu können, braucht er alle drei Stunden einen Nachschub an Energie. »Das beste Training hilft nichts, wenn es nicht mit einer guten Ernährung kombiniert wird«, sagt er. »Ich ernähre mich proteinreich, mit vielen Vollkornprodukten, esse Obst und Gemüse und vermeide alle zuckerhaltigen Lebensmittel.« Das ist der Grund, weshalb man in Ronaldos Haus vergeblich nach Limonaden suchen wird.

Sein Geheimnis: Beinhartes Training, aber genauso ein gesunder Lebensstil.
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Sein Geheimnis: Beinhartes Training, aber genauso ein gesunder Lebensstil.

Disziplinlosigkeit verachtet der Sportler, klare Strukturen liebt er. Er achte darauf, dass möglichst jeder Tag nach derselben Routine abläuft, sagte er in einem Interview. So hat er, wenn in der Früh der Wecker läutet, im Regelfall zehn Stunden geschlafen. Jeden Tag beginnt der Portugiese, wo auch immer er gerade ist, mit seiner ersten Trainingseinheit. Erst dann gibt es etwas zu essen. Wenn der fünffache Familienvater genügend Zeit hat, mit seiner Familie zu frühstücken, gönnt er sich gerne Käse, Schinken, Obst, fettarmes Joghurt, Avocadotoast und einen Cappuccino. Erlaubt sein Terminplan dies aber nicht, stillt er seinen Kalorienbedarf mit Proteinshakes.

Mehr Salat, weniger Geld

»Man muss sich um Ronaldos Körper kümmern, als hätte man einen Ferrari vor sich«, erzählte Giorgio Barone dem britischen Medium »The Mirror«. Der italienische Koch verwöhnte den Fußballstar während dessen Zeit beim Kult-Club Juventus Turin. Das Geheimnis um Ronaldos perfekten Körper habe weniger mit Geld als mit Salat zu tun, verriet Barone. Auf Luxusprodukte wie Kaviar, Austern und Trüffel habe der Fußballer nämlich keinen Wert gelegt. Wohl aber auf biologische und frische Lebensmittel.

So servierte der Privatkoch, der prinzipiell nur Kokosnussöl für die Zubereitung seiner Gerichte verwendet, Cristiano gerne mageres Kalbfleisch, Schwertfisch, Wolfsbarsch, Seebrasse und das Lieblingsgericht aus seiner Heimat Portugal »Bacalhau à Bras«. Als Beilage gab es schwarzen Reis, Eier und viel verschiedenes Gemüse.

 

Ronaldo ist einfach eine Maschine.

 

Ronaldo scheint diese Kost zu schmecken, aber nicht all seine Gäste sind davon gleichermaßen begeistert wie er: »Nehmen Sie nur ja keine Einladung von Cristiano zum Essen an«, warnte Patrice Evra in einer Fernsehsendung. Als der ehemalige französische Nationalspieler 2006 bei Manchester United unterschrieb, lud ihn sein berühmter Teamkollege nach dem Training zum Mittagessen ein. »Als wir zu ihm nach Hause kamen, stand nur Salat und etwas Hühnerfleisch – ohne jede Sauce – auf dem Tisch. Zu trinken gab es nicht etwa Saft, sondern nur stilles Wasser. Kaum hatte Cristiano ein wenig gegessen, sprang er auf und sagte zu mir: ›Lass uns in den Garten gehen und Toe Touches machen, und danach gehen wir schwimmen.‹ – ›Aber wir kommen doch gerade vom Training‹, rief ich immer noch hungrig. Kurzum: Dieser Nachmittag war unglaublich anstrengend. Ronaldo ist einfach eine Maschine.«

»CR7« isst nichts Süßes

Egal ob »die Maschine« für Manchester United, Real Madrid oder Juventus spielte, seine eiserne Disziplin machte überall enormen Eindruck. Der polnische Torwart Jerzy Dudek lernte Ronaldo während seiner Zeit bei Real kennen – und schätzen. »Er war der Erste, der zum Training kam. Wenn die Einheit um elf Uhr begann, war er um halb zehn da. Er machte etwas Sport und bekam eine Massage. Danach machte er eineinhalb Stunden Training, dann ging er zurück in den Fitnessraum.« Sich nach all den Anstrengungen einmal gehen zu lassen, ist Ronaldos Sache nicht, wusste auch der frühere Man-United-Torhüter Lee Grant dem britischen Sportsender »Talksport« zu erzählen. Nach dem Training am Freitagabend habe es für die Spieler zum Abschluss des Essens eine Auswahl an Desserts gegeben. Apple Crumble und Brownies mit Schlagobers fanden bei den Sportlern reißenden Absatz – bis Ronaldo 2021 wieder zu Manchester United zurückkehrte. Er belehrte niemanden, aber lebte seinen Teamkollegen vor, was es heißt, gesund zu essen. »Als wir sahen, dass er von uns allen immer den gesündesten Teller hatte, traute sich keiner mehr, sich Junkfood aufzuladen.«

Wenig überraschend trinkt Ronaldo nur ausnahmsweise Alkohol. Bei besonderen Anlässen stößt er mit einem Glas Rotwein oder Champagner an. Dabei hat seine Schwester 2022 ihre eigene Champagnermarke »Champagne Elma Aveiro« auf den Markt gebracht – und ihrem Bruder einen Sammler-Cuvée mit dem klingenden Namen »The 777 Goals« gewidmet. Er hatte im Mai 2021 das 777. Tor seiner Karriere geschossen. Die Zahl sieben ist zudem seine Glückszahl.

Auf den Spuren des Superstars

Als der Trainer von Manchester United, Sir Alex Ferguson, 2003 den »dünnen 18-Jährigen« für 17,5 Millionen Euro von Lissabon nach England holte, überreichte er ihm vor seinem ersten Match das Trikot mit der Rückennummer 7. Das hatte zuvor Stürmerlegende David Beckham getragen. »Aber das ist die Nummer der ganz großen Stars«, sagte Ronaldo zu Ferguson verblüfft. »Genauso ist es«, antwortete er ihm. Von Manchester aus startete also die einzigartige Karriere des Idols der Portugiesen. Sie führte ihn zu den besten europäischen Clubs. 2023 ging Ronaldo nach Riad, wo er für ein Jahresgehalt von 200 Millionen Euro für den saudi-arabischen Erstligisten al-Nassr FC Tore schießt.

Die Statue des berühmten Fußballers neben dem Museum CR7.
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Die Statue des berühmten Fußballers neben dem Museum CR7.

Wo auch immer er sich niederließ, nie hat der Bub, der in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, vergessen, woher er kommt. Verbunden fühlt er sich seinem Geburtsort Funchal und seiner Familie, die noch auf Madeira lebt. Auf der Insel benannte man 2017 sogar den Flughafen nach ihm. Und die große Statue, die vor dem »CR7«-Museum steht, ist eine der beliebtesten Fotomotive der Touristen, die kommen, um auf den Spuren des Superstars zu wandeln. Jene, die es sich leisten können, nächtigen in Ronaldos Hotel direkt am Hafen.

Während der Corona-Pandemie, als alle Fußballspiele abgesagt wurden, kehrte er aber mit Lebensgefährtin Georgina Rodríguez und seinen Kindern nach Funchal zurück. Im leeren Stadion der Stadt trainierte er. Dass er sich damit über alle Ausgangsbeschränkungen, die galten, hinwegsetzte, brachte ihm medial Kritik ein. Die Portugiesen erregte sein Regelverstoß hingegen kaum. Im Gegenteil, die meisten empfanden die Rückkehr ihres Nationalhelden in schweren Zeiten als große moralische Unterstützung.

REZEPT: BACALHAU Á BRAS


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Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2024

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Judith Hecht
Autor
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