Reep Restaurant im Schmidt Theater

Modern/Kreativ
84
Falstaff Magazin Deutschland Nr. 9/2020 - SixPack

Wenn Hamburgs bekannteste Straße, die Reeperbahn, als sündige Meile umschrieben wird, geht es zwar auch um sinnliche Genüsse, mit gehobener Küche haben diese allerdings so gut wie nie zu tun. Kulinarisch findet man auf dem Wahrzeichen St. Paulis fast ausschließlich das Gegenteil. Ein Lichtblick ist daher die Eröffnung des »Reep« im Schmidt-Theater, we­nige Meter von der Davidwache entfernt. Rund zwei Dutzend Plätze bietet das geschmackvoll eingerichtete Restaurant im ersten Stock, im Minutentakt fahren drau­ßen Polizeibusse vorbei, Neonlicht beleuchtet die gegenüberliegenden Häuserwände. Die Eigenwerbung verspricht norddeutsche Klassiker, die etwas freier interpretiert werden. So gefielen während unseres Besuchs die vegetarischen Raviolen, mit Rübchen gefüllte Roggenteigtaschen, angereichert mit geschmortem Apfel und Sonnenblumenöl. Die süß-säuerliche Aalsuppe, die in Varianten mit oder ohne Aal serviert wird, war ebenfalls untadelig: das Gemüse knackig, die Bouillon nicht fettig, der Rauchgeschmack der überschaubaren Fischeinlage markant. Weniger überzeugend ein weiteres Traditionsgericht, der Pannfisch. Wuchtige Filets von Kabeljau und Lachs wurden begleitet von harten Bratkartoffeln und einer essigbetonten Senfsauce. Schade, aber hier sind garantiert noch Verbesserungen möglich. Auf einem weiteren Feld wäre das ebenfalls schön: Während die Weinkarte angemessen ist, fällt die Bierauswahl traurig aus. Hamburgs Brauereien punkten mit hochklassigen, spannenden Bieren, von ­denen man im »Reep« leider kein einziges findet. Ein unheimlicher Gewinn ist der freundliche Service.

42 /50 Essen
19 /20 Service
15 /20 Wein
8 /10 Ambiente
Gourmet-News