(c) HofmanDujardin, Booking.com

New Work: Best-Practice-Bürokonzepte für Mitarbeitergewinnung

Die Bürowelt hat sich stark verändert. Nicht zuletzt infolge von Corona. Dabei taucht immer wieder eine Frage auf: Wie bekommt man Mitarbeitende zurück ins Büro? Schnelle Antwort: Mit cleveren New-Work-Ideen, maßgeschneidert auf Bedürfnisse der Belegschaft. RESIDENCES hat Best-Practice-Bürokonzepte gesucht und gefunden.   

27.08.2024 - By Redaktion

Titelbild: Die Internet-Reiseplattform ließ ihr Hauptquartier in Amsterdam von elf Innenarchitekturbüros gestalten. Es beherbergt 6.500 Mitarbeitende aus 100 Ländern und soll sowohl Fern- wie Heimweh stillen. Auf 65.000 m² finden sich
u. a. 28 Mikro-Urlaubsziele für Meetings und Erholung, üppige Indoor-Vegetation, Dachgärten und drei Restaurants. booking.com

Fakten auf den Tisch. Die Corona-Pandemie hat in allen Bereichen des Lebens ihre Spuren hinterlassen. Besonders deutlich sind diese in der Arbeitswelt. Der Trend zum Homeoffice ist unwiderruflich. Große Weltmetropolen wie London oder New York kämpfen mit Leerstandsrekorden bei Büroflächen. In Großbritannien geben etwa 82 Prozent der Unternehmen an, ihre Büro-flächen in den letzten Jahren angepasst zu haben. Soll heißen: Nicht alle kommen aus dem Home-office zurück bzw. verrichten viele Mitarbeitende ihren Dienst nicht mehr so wie vorher. Das wirft jetzt einige Fragen auf. Die zwei dringlichsten aus Arbeitgebersicht: Wie bringe ich Mitarbeiter:innen wieder zurück ins Büro? Und was muss so ein Büro alles können und bieten? »Für immer mehr Arbeitsplätze wird eine Mischung aus Arbeiten von unterwegs, also Remote Work, im Co-working Space, im Homeoffice und im Büro zur Normalität«, so Lena Marie Glaser. Die Gründerin von basically innovative, einem Zukunftslabor, das sich mit neuen Formen der Arbeit beschäftigt, gilt als Expertin für New Work. Sie hat dazu auch das Buch »Arbeit auf Augenhöhe« veröffentlicht. »Mitarbeitende müssen mitentscheiden können, wo und wie sie arbeiten wollen. Immer mehr Bewerber:innen suchen sich danach ihre Jobs aus«, so die Expertin.

Architektur-Office-Trend: Die Firma, das Dorf

Erkenntnisse, die schon weit gediehen sind. Beim Internet-Riesen und der Reiseplattform booking.com zum Beispiel. Die hat im Vorjahr eine neue Europazentrale in Amsterdam eröffnet, die getrost als Pars pro Toto für modernen Bürobau herhalten kann. Sie ist zu Fuß in zehn Minuten vom Hauptbahnhof aus zu erreichen. UNStudio hat es gebaut, elf Interieur-Unternehmen haben es gestaltet. Und zwar mit viel Holz, vielen Pflanzen, viel Licht und natürlich viel Design. Ein 70.000-Quadratmeter-Dorf mit drei Kantinen und verspielten Plätzen. Ein Arbeitspielplatz für die Gen Z und bei Weitem nicht so kitschig oder kindisch (Bällebad, Rutsche, Trampolinparcours) wie die großen Büroprojekte der Internet-Unternehmen noch vor Corona waren. »Wir wollten ein Gebäude schaffen, das auch als Rekrutierungsmaschine fungiert. Der Fokus lag darauf, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu bedienen, von dem Moment an, in dem sie das Gebäude betreten, bis zum Ende ihres Arbeitstages und alle Aktivitäten dazwischen«, so Architekt Ben van Berkel. Das passt perfekt ins Bild. Wer die besten neuen Mitarbeiter:innen haben will und die besten alten Mitarbeiter:innen zurückholen möchte, muss tief in die Angebottrickkiste greifen. Denn ausgedient hat das Büro noch lange nicht.

 

Für die Berliner Werbeagentur DOJO gingen die angesagten Interior-Designer:innen von UNDPLUS ans Werk. Sie gestalteten die Office-Räume, untergebracht in einer ehemaligen Kirche in Kreuzberg, völlig neu. Herzstück dabei: Die Sitztribüne unter der Kirchenkuppel sorgt für regen Austausch und griffige Marketing-Predigten. dojo-berlin.de

(c) UNDPLUS

In der Instanbuler Zentrale von Unilever wurden die Lehren aus der Pandemie gezogen und das riesige Office neu gestaltet. Man schuf einen Arbeitsplatz, der das Gemeinschaftsgefühl stärkt, aber auch körperliches und geistiges Wohlbefinden fördert. Ergo gibt es nebst Dachterrasse auch Massage-, Yoga- und Gebetsräume, vor allem aber viel biophiles Design. unilever.com

(c) Ibrahim Ozbunar

Post-Pandemie: Back to work

»Besonders für junge Beschäftigte ist der Wunsch nach einem gemeinsamen Büro groß, denn dort können sie sich mit den Kolleg:innen und Führungskräften persönlich austauschen und sind eingebettet in einem Arbeitsalltag«, so New-Work-Expertin Glaser. Dabei muss natürlich nicht – wie in Amsterdam für booking.com – komplett neu gebaut werden. Zumal es ja ohnehin in vielen Ländern Leerstandsrekord bei Büroflächen gibt. Neu- und Umgestaltung ist hier das Zauberwort. Manche fühlen sich im Homeoffice einsam, da die Struktur und der soziale Anschluss fehlen. Andere wünschen sich eine klare Trennung vom Wohnbereich. Außerdem dient das Büro in einer Zeit vieler Zukunftsängste als ein täglicher Ankerpunkt, ein sicherer Hafen. »Dabei sollten die Mitarbeitenden eingebunden werden. So können Unternehmen gewährleisten, dass diese Arbeitsplätze deren Bedürfnissen entsprechen«, meint Expertin Lena Marie Glaser, die auch weiß, was es heute alles braucht, damit das Büro zu einem Wohlfühlort wird. Soziale Räume wie Kaffeeküche, Meeting-Lounges, Plätze für kreativen Austausch oder auch Orte, um regelmäßig Sport zu machen. Zudem rät sie zu: »Viel Grün, gute Luft und gemütliche Sitzmöbel. Aber auch die Akustik spielt in der Arbeitswelt eine zentrale Rolle. Wer sich im Büro nicht konzentrieren kann, wird eher im Homeoffice arbeiten.« Dennoch: Die schönsten und besten Büros sind nutzlos, wenn das Arbeitsklima nicht stimmt. Wer täglich ein toxisches Arbeitsumfeld erlebt, ist froh, wenn er oder sie sich ins Homeoffice oder Remote zurückziehen kann. Unternehmen sollten daher nicht nur in schöne Büros und Ausstattung, sondern in ein wertschätzendes Miteinander investieren.« Das geht auch architektonisch. Etwa wenn Chef oder Chefin nicht das größte und schönste Büro von allen haben.

Der Cola-Riese hat im polnischen Krakau ein topmodernes 5.000 m² Office verwirklich. Grundidee: Mitarbeitenden das Switchen zwischen Remote- und Office-Welt zu ver-einfachen. Bei der Gestaltung legte man zudem einen Fokus auf CO₂-Fußabdruck, Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. pepsi.com

© Adam Grzesik,

Das neue Büro des Metall-Spezialisten aus Oberösterreich erhielt im Vorjahr den renommierten »Office of the Year«-Award, verliehen von der Tageszeitung »Die Presse« und CBRE Austria. In Sachen Design, Ergonomie, Flexibilität, Innovation und Mitarbeiterfreundlichkeit hatte man die Nase vorn. Alles wichtige Parameter bei moderner Bürogestaltung. metall-auer.at

© Metall-Auer GesmbH,

Der Kreativagentur Today Design war Nachhaltigkeit bei der Gestaltung ihres neuen Büros in Melbourne das Wichtigste. Studio Edwards setzte diesen Wunsch um und kreierte ein Zero-Waste-Office. Es wurde also munter drauf los recycelt. Die Möbel sind u. a. aus alten Holzbrettern gemacht und ausrangierte Jeans bzw. Segeltücher dämpfen die Raumakustik. today.design

© Studio Edwards

Für die auf Bio-Tech spezialisierte Investmentfirma 8VC gestaltete Interieur-Studio Michael Hsu einen 110 Jahren alten texanischen Bungalow um. Laut Briefing vom Kunden sollte »ein Büro, das sich wie ein Zuhause anfühlt« entstehen. In Austin wurde mit Power die Mission erfüllt. 8vc.com

© Daniel Chase

Erschienen in:

Falstaff RESIDENCES 01/2024

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