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Interview mit Immobilienunternehmer Max von Bredow

Vor 14 Jahren ist Max von Bredow in das Immobilienunter-nehmen seines Schwiegervaters eingetreten. Seitdem ist kein Ziegelstein, kein Holzbalken auf dem anderen geblieben. Sein Interesse gilt vor allem der Entwicklung von Wohnquartieren. 

23.08.2024 - By Wojciech Czaja

Residences Die meisten Immobilienentwickler, mit denen wir bislang gesprochen haben, sind bekennende Stadtmenschen. Sie sind ein Landei?

Max von Bredow Ein Landei durch und durch! Mein Vater war Reitlehrer, in meiner Kindheit bin ich mit Pferden auf einem großen Hof aufgewachsen. Was anderes als Land kann ich mir nicht vorstellen.

Was ist für Sie das Spannende am ländlichen Raum?

Gerade das Münchner Umland hat wahnsinnig viele Chancen zu bieten. Ich lebe am Land, habe aber alle Vorteile der Stadt – die Infrastruktur, die Nähe zur Kultur, zum Konsum, zu attraktiven Arbeitsplätzen. Mir als Immobilienentwickler hat das Land ebenfalls viele Vorteile zu bieten: Man ist viel näher am Menschen, am Gemeinderat, am Bürgermeister oder an der Bürgermeisterin. Und: Planen und Bauen ist am Land nicht nur ein technischer, baurechtlicher und verwaltungshierarchischer Akt, sondern auch eine kulturelle, menschelnde, zutiefst emotionale Angelegenheit, die alle betrifft.

Und umgekehrt: Was vermissen Sie am Land?

Die Stadt hat in manchen Dingen eine offenere Kultur des Denkens. Und sie bietet mehr gelebte Diversität als das Land. Darauf muss man auch im Bauen Rücksicht nehmen. Ein Projekt darf niemals stören oder verstören, es muss in der Lage sein, sich ins Dorf so einzufügen, dass die Menschen sich wohl fühlen.

Vor 14 Jahren sind Sie in das Immobilienunternehmen Ihres Schwiegervaters Klaus Werndl eingestiegen. Seitdem haben Sie es zu einem der führenden Immobilienentwickler für hochwertiges Bauen im ländlichen Raum gemacht. Wie ist das gelungen?

Durch das Reden mit den Menschen. Ich hatte kein Vorbild, an dem ich mich orientieren konnte, ich hatte lediglich die Vision, dass ich als Projektentwickler niemanden vor den Kopf stoßen will, sondern mich bemühen möchte, mit all den mir zur Verfügung stehenden Kompetenzen Bauten zu errichten, die gemocht und akzeptiert werden.

Wenn man sich Ihr Portfolio anschaut, fällt auf, dass Sie nie Einzelobjekte bauen, sondern immer Verbände und Quartiere. Warum eigentlich?

Weil ich mit einem größeren, zusammenhängenden Projekt mehr Einfluss darauf habe, Qualität zu erzielen und dem Dorf nicht nur ein paar Wohnhäuser zu geben, sondern auch einen Dorfplatz, einen Brunnen, einen Park, ein paar Bäume, ein öffentliches Wohnzimmer, einen Car-Sharing-Hub, vielleicht ein Geschäft, eine Arztpraxis, eine Nachbarschaftshilfe. Es geht um gebaute Diversität.

Gibt es eine gewisse Mindestfläche für Sie?

Die Untergrenze für eine Entwicklung liegt bei 5.000 Quadratmetern. Besser, schöner, effizienter wird es ab 10.000 Quadratmeter aufwärts. In Weyarn in Bayern haben wir 65.000 Quadratmeter entwickelt. Die Spinnerei in Kolbermoor hat sogar 180.000 Quadratmeter. Je größer das Quartier, desto mehr Qualität und Multifunktionalitäten kann man schaffen. Wenn die Kids am Nachmittag draußen spielen und auf den Bänken ein paar Senioren sitzen und stricken und sich unterhalten, dann weiß ich, dass das Projekt gelungen ist.

Wie finanzieren Sie Ihre Projekte? Wie gelangen Sie an Fremdkapital?

Ich bin ausschließlich in der ländlichen Region rund um München tätig – also in einem prosperierenden Umkreis von Landsberg bis zum Chiemsee, von Freising bis Garmisch-Partenkirchen. Nachdem es innerhalb von Deutschland eine große Binnenwanderung gibt und München viele attraktive Jobs bietet, ziehen viele Menschen genau hierher. Bis 2035 – so die Prognosen – wird die Metropolregion München um etwa 250.000 Menschen wachsen. Das ist enorm! Entsprechend attraktiv und sicher sind meine Projekte auch für Banken und Investoren.

Investoren?

Ja, wir laden immer wieder Investoren ein, die wir auf Projektebene als Partner mit an Bord nehmen. Zum einen ist das eine Streuung von Risiko, zum anderen profitieren die Projekte durch die unterschiedlichen Kompetenzen weiterer Partner. Ich bin immer auf der Suche nach Partnern, die ähnliche Werte haben und ein Interesse an regionaler Stärkung und Wertschöpfung wie ich. Mir ist ein gutes, schönes Leben am Land ein großes Anliegen, und da bin ich zum Glück nicht der Einzige.

Alte Spinnerei: Die Textilzeiten im bayerischen Kolbermoor sind längst Geschichte. Heute ist das 180.000 Quadratmeter große, zum Teil denkmalgeschützte Areal eine Eventlocation für Kunst, Kultur und kreatives Gewerbe.

(c) MVB Baukultur

Erschienen in:

Falstaff RESIDENCES 01/2024

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