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DIE KI REVOLUTION IN DER IMMOBILIENBRANCHE

Von präziser Marktanalyse bis hin zur verbesserten Kundenbeziehung: Die Künstliche Intelligenz revolutioniert gerade die Immobilienbranche. Drei ausgewiesene Immobilien-Profis erzählen, welche Rolle die KI aktuell in der Branche spielt und wohin die Reise in Zukunft geht.   

25.06.2024 - By Manfred Gram

Manchmal tut es gut, Dinge einfach wieder einmal schriftlich festzuhalten und sich in Erinnerung zu rufen. Besonders wenn sich der Status quo in rasendem Tempo verändert. Ein Beispiel dafür ist das große Thema der Künstlichen Intelligenz (KI). Denn mittlerweile ist jedem klar: KI ist kein vorübergehender Trend, sondern ein Paradigmenwechsel, der alle Lebensbereiche beeinflusst oder sogar revolutioniert. Die Immobilienbranche, die einen relativ trägen und langsamen Digitalisierungsprozess durchlaufen hat, bildet da keine Ausnahme. KI, Virtual Reality (VR) und Mixed Reality (MR) verändern grundlegend, wie Immobilien bewertet, verwaltet und vermarktet werden. Durch das Auswerten umfangreicher Datenmengen und das Erkennen von Mustern aus Interaktionen ermöglicht Künstliche Intelligenz genauere Marktanalysen, ver­besserte Kundenbeziehungen und effizientere Geschäftsabläufe. Ob für Makler:innen, Verwalter:innen oder Sachverständige – die Einbindung Künstlicher Intelligenz wird die Immobilienbranche und den Arbeitsalltag verändern. Und zwar schneller als man denkt.

KI in der Immo-Praxis

»Wir nehmen KI als eine sehr spannende Domäne wahr, die vielfältige Möglichkeiten für diverse Unternehmensbereiche bieten kann«, fasst Kevin Töpfer, Geschäftsführer der Buwog Group, u. a. verantwortlich für den Bereich Immobilienmanagement, zusammen. Aktuell analysiert die Buwog mögliche Einsatzbereiche, um herauszufinden, wie Künstliche Intelligenz Prozesse unterstützen und Ressourcen schonen kann. Parallel dazu wird aber bereits KI-gestützt gearbeitet. »Etwa bei automatisierten Buchungsvorgängen und Archivierung, oder der Vorhersage von Markttrends für Echtzeit-Reportings«, so Töpfer. Den größten Vorteil sieht der Manager dabei in der Effizienzsteigerung, von der letztendlich Mitarbeiter:innen genauso wie Kund:innen profitieren. »Mit der zunehmenden Digitalisierung von Gebäuden erwarten wir zukünftig eine Verbesserung bei der Betriebssteuerung von Wohnobjekten. Sei es, um Energie zu sparen oder anfallende Reparaturen frühzeitig zu erkennen«, so Kevin Töpfner, der diesbezüglich auch über vielversprechende Test­ergebnisse aus der Praxis verfügt. Von Praxis-Ergebnissen kann auch Astrid Grantner-Fuchs berichten. Sie ist Geschäftsführerin der EHL Immobilien Bewertung und sieht eine rasante Entwicklung auf die Branche und ihr Spezialgebiet zukommen. »Die Anwendung KI-basierter Technologien ist in der täglichen Bewertungspraxis erst im Kommen«, erzählt sie und erwähnt, dass automatisierte Bewertungssysteme schon länger in ihrem Tätigkeitsbereich eingesetzt werden. »Mit der KI schreitet diese Entwicklung nun voran. Bei EHL sehen wir unterschiedlichste Anknüpfungspunkte, wo KI-Tools eingesetzt werden könnten. Das reicht von der Analyse objektbezogener Daten bis hin zur Standort- und Marktana­lyse. «, so Grantner-Fuchs. Dabei spielen die Daten, mit denen die KI-Bewertungs­programme gespeist werden, die Hauptrolle. »Die Herausforderung wird es sein, eine entsprechende Qualität der Ausgangsdaten zu gewährleisten. Wenn KI-Tools auf Basis ungenügender Datenqualitäten entwickelt werden und lernen, dann geht die Entwicklung in eine falsche Richtung«, ist sich die Immobilien-Expertin sicher und bringt einen analogen Faktor ins KI-Spiel ein: den Menschen: »Die klassische gutachterliche Tätigkeit in Österreich ist sicher immer noch in erster Linie vom Menschen geprägt. Aber gerade, was die Einschätzung von Markttrends anlangt, sehe ich spannende An­wendungsbereiche, bei denen die Inter­aktion von menschlicher Einschätzung und KI-basierter Vorhersage durchaus Über­raschungen bereithalten wird.«

Schau genau: Im Maklergeschäft wird vieles in digitale Räume wandern. Etwa Wohnungsbesichtigungen – Home Staging inklusive.

KI kommt, der Mensch bleibt

Und auch das Maklergeschäft wird nach wie vor nicht ohne menschliche Vermittler:innen auskommen. Auch wenn in Zukunft auch hier die KI maßgeblich für Unterstützung sorgen wird. Stefan Kalt, Geschäftsführer beim Wiener Start-up Justimmo, das eine Software anbietet, die Immobilien-makler:innen von der Objektverwaltung über Kund:innen-Akquise bis hin zu Vermarktung und Nachbetreuung unterstützt, anbietet. »Persönliche Beratung, gerade in einem Bereich wie dem Immobilienmarkt, wird es aus unserer Sicht auch in Zukunft benötigen – möglicherweise mehr als bisher. Das liegt mitunter daran, dass es beim Handel mit Immobilien viel um Vertrauen und individuelle Fachexpertise geht.« Aber KI, insbesondere die generative KI, kommt vermehrt in der Immobilienvermarktung an. » Wir haben bereits Anfang letzten Jahres die ChatGPT-Schnittstelle angebunden. Unsere Kund:innen haben dadurch die Möglichkeit, Textvorschläge für den Titel, die Lage und die Beschreibung einer Immobilie automatisch zu generieren«, so Kalt, der noch weitere Anwendungsmöglichkeiten sieht. Das Zusammenstellen von Texten, aber auch die Bildgenerierung für Virtual Home Staging lassen sich leicht digital auslagern. Und auch die Informationsbeschaffung zu einzelnen Objekten lässt sich einfach der KI übertragen. »Makler:innen können mit dem Einsatz von KI-unterstützten Werkzeugen wichtige Zeitressourcen einsparen«, ist Kalt sicher, der abschließend noch anmerkt: »Auch wenn alles im Moment noch am Anfang steht – die KI wird die Marktbedingungen und die Anforderungen der Kund:innen ändern. Die Herausforderung für die Branche besteht also darin, sich konstant mit den neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen.«

Erschienen in:

Falstaff RESIDENCES 01/2024

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