(c) Xenia Trampusch

Cartier in Wien: Eine Melange der Handwerkskunst

Nach elf Monaten Renovierungszeit hat Cartier seine Boutique am Wiener Graben wiedereröffnet. Die Fläche wurde verdreifacht und der Store von Interior Designerin Laura Gonzalez in ein Schmuckkästchen an sich verwandelt. LIVING sprach mit Alexis de Laporte, Managing Director von Cartier Nordeuropa, über das Vertrauen an den Standort Wien, lokale Handwerkskunst und der Unbedingtheit kultureller Aufnahmefähigkeit.

28.05.2024 - By Verena Schweiger

Titelbild: Der Nordeuropa Geschäftsführer von Cartier, Alexis de Laporte, ist stolz auf den neuen Look des Cartier Shops in Wien.

Redet man mit Alexis de Laporte über Österreich, gerät der französische Manager in perfektem Deutsch mit charmantem Akzent ins Schwärmen. Wien sei für ihn ein kleines Paris, er liebe die Museen und Architektur der Stadt. Auch kulinarische Spots, wie die K. u. K. Hofzuckerbäckerei Demel oder das Schwarze Kameel sind fixe Anlaufstellen bei jedem Wien-Besuch. Die Verbindung zu Österreich reicht bis tief in die Kindheit des Cartier Geschäftsführers für Nordeuropa. Drei Sommer seiner Kindheit hat Alexis de Laporte an den türkisen Ufern des Attersees verbracht, um die deutsche Sprache zu erlernen. So scheint es wie ein Wink des Schicksals, dass ihn die Revitalisierung der Wiener Cartier Boutique erneut auf die Spuren Gustav Klimts führt.

 

Elemente des Wiener Jugendstils wurden von Designerin Laura Gonzalez ins Heute übersetzt. Die Markenwerte von Cartier mit lokaler Handwerkskunst zu verschmelzen war Alexis de Laporte wichtig.

(c) Xenia Trampusch

Cartier liebt Wien und seine Kultur

Denn die in Paris lebende Interior Designerin Laura Gonzalez verwandelte die Cartier Boutique am Wiener Graben an der Ecke zum Kohlmarkt in eine Wiener Melange aus zeitgenössischem Eklektizismus, in dem der Wiener Jugendstil und allem voran die Gemälde Gustav Klimts unverkennbar als historisches Erbe und Reverenz an die Stadt eingeschrieben sind. Für die Umsetzung wurden sämtliche Handwerksmeister zwischen Paris und Wien eingespannt, um das stilistische Vermengen von historischen Anleihen und zeitgenössischem Interior Design umzusetzen. Auch österreichische Manufakturen, wie Augarten Porzellan, Glashersteller Lobmeyr oder die Wiener Lampenmanufaktur Woka sind Teil dieser eklektischen Mischkulanz, in der zeitliche Epochen und kulturelle Einflüsse eine schöngeistige Liaison führen. Ganz im Signature-Stil von Laura Gonzalez werden Ornamente und Muster mutig kombiniert, unterschiedliche Texturen treten miteinander in angeregten Dialog. So sitzt an der mit handbestickten, mit  Sonnenblumen verzierten Wandbespannung von Ido Diffusion eine von der Interior-Designerin entworfene Keramik Applique, seitlich spendet eine Messing-Tischleuchte von Woka schmeichelndes Licht.

Die neue Cartier Boutique als Aushängeschild für Handwerkskunst

Verkitschten Historismus sucht man dabei vergebens, denn die Anleihen der Wiener Kunstgeschichte sind elegant ins Heute übersetzt, die Originalbestände der Immobilie, wie die hölzernen Kastenfenster, die messingbeschlagenen Doppelflügeltüren oder der Fischgrät-Parkett präzise restauriert. Bereits beim Eintreten stößt man auf ein überlebensgroßes Makramee-Wandgemälde von Künstlerin Laurentine Périlhou im ornamentalen Klimt-Stil mit dessen typischen formalen Bildaufbau. In der Mitte befinden sich jedoch nicht zwei ineinander verschmelzende Liebende, sondern Cartiers ikonisches Markentier: der Panther, Namensgeber der berühmten Kollektion der Maison. Die drei Stockwerke der Wiener Cartier-Boutique sind durch einen Treppenaufgang verbunden, dessen Wandmalerei von Atelier Roma einen durch die florale Abstraktion des Wiener Art Décos wandeln lassen. Die Verschmelzung historischen Designs mit der Stimme der Gegenwart sowie dem Markenbranding ist ein stilistischer Drahtseilakt, der ausgezeichnet gelingt, ein neues rundes Ganzes erschafft und so manchen Store-Besucher gewiss verzaubern wird.

Die Ornamentik des Treppenaufgangs erinnert an die dekorative Flora des Jugendstils.

(c) Cartier

Das Makramee-Wandbild mit dem für Cartier markentypischen Panther erinnert formal an die Gemälde Gustav Klimts.

(c) Cartier

LIVING Monate war die Cartier Boutique geschlossen, nun erstrahlt sie, vergrößert in neuem Glanz. Wie verlief der Revitalisierungsprozess?

ALEXIS DE LAPORTE Vor mehr als vier Jahren hat Cartier beschlossen den Wiener Standort von Grund auf zu erneuern. So sind wir mit dem Eigentümer der Immobilie in Kontakt getreten und haben nach einem gemeinsamen Weg gesucht. Denn wir wollten nicht nur das Aussehen der Boutique adaptieren, sondern zugleich auch die Fläche für den Verkauf und die Administration des Wiener Standorts vergrößern. Die jetzige Boutique besitzt eine um 200 Prozent vergrößerte Fläche als noch vor der Renovierung. Wir von Cartier glauben an den Standort Wien und wollen unsere Tätigkeit hier ausbauen.

Das Interior-Design stammt von der in Paris lebenden Laura Gonzalez, die bisher weltweit bereits sechs Boutiquen für Cartier gestaltet hat. Wie wurde der Design-Part gestartet?

Mit Laura Gonzalez haben wir bereits an mehreren internationale Standorten von Cartier zusammengearbeitet. Sie hat ein sehr feines Gespür lokales Handwerk und landestypische Kultur mit dem Erbe von Cartier zu verweben. Diese Fähigkeit der kulturellen Aufnahmefähigkeit schätzen wir sehr. Wir wollen keine Boutiquen, die auf der ganzen Welt gleich aussehen, denn dann hätten wir nichts verstanden. Cartier bietet seinen Kunden an unterschiedlichen Standorten je ein individuelles Einkaufserlebnis. Wir entführen in Wien in eine ganz andere Welt als in Dubai oder Tokio. Dieser Respekt vor der jeweiligen Kultur und ihren Besonderheiten ist uns enorm wichtig. Laura Gonzalez hat sich daher von dem für Wien so typischen Jugendstil inspirieren lassen.

Changierendes Mosaik von Mesguich, handbestickte Bezugsstoffe oder Makramee-Wandbilder von Laurentine Périlhou sind nun kostbare Bestandteile des Wiener Cartier Standorts. Wie wurden die Bezugsquellen solch präziser Handwerkskünste ausfindig gemacht?

Die Ausstattung soll Cartiers Leidenschaft für Handwerkskunst reflektieren. Auch unsere Schmuckstücke werden in präziser Handarbeit hergestellt, deshalb wissen wir um den Stellenwert dieser Vorgangsweise und schätzen ihn auch in anderen Zünften. Für die Umsetzung des Interior Designs in Wien wurden Handwerksmeister in ganz Europa gesucht und gefunden. Der Mosaikboden stammt von dem französischen Hersteller Mesguich, das Buntglas von Jorge Aragone aus Spanien, Teppiche und Bezugsstoffe großteils von unserem langjährigen Partner Pierre Frey, die Lampen teils von der österreichischen Manufaktur Woka. Es war uns sehr wichtig die Wiener Kultur nicht zu assimilieren, sondern sie zu einem integralen Bestandteil des Stores zu erheben. Auch die Wiener Manufakturen Augarten und Lobmeyr haben dekorative Elemente beigesteuert. Wir lieben Wien, das möchten wir auf ehrliche Weise zum Ausdruck bringen.

Diese Art der Revitalisierung hat natürlich auch ihren Preis. In Zahlen gesprochen, wieviel wurde von Cartier in den Wiener Standort investiert?

Wir nennen keine Zahlen diesbezüglich, aber sagen wir so: Es war nicht ganz billig (lacht). Die Mühen haben sich am Ende jedoch gelohnt.

Abgesehen von der Ausstattung, finden sich viele lokale innenarchitektonische und kulturelle Reverenzen an die Stadt und ihrer Kultur in der Boutique wider.

Eine entspannte Atmosphäre ist ein wesentlicher Bestandteil des Einkaufserlebnisses bei Cartier. So haben wir im ersten Stock des Stores beispielsweise einen Bereich als Wiener Kaffeehaus arrangiert. Man kann dort Platz nehmen, entspannen und bekommt natürlich auch einen Kaffee serviert. Auch die typischen Wiener Erker wurden als Konversationsort eingerichtet. Man kann sich dort zurückziehen, besprechen und den herrlichen Blick auf den Wiener Graben und den Kohlmarkt genießen. Unsere Kunden sollen sich willkommen fühlen, das ist uns extrem wichtig. Ganz nebenbei erzählen wir von der Wiener Kultur, das ist eine schöne Mischung.

Auch die Fläche des Standorts wurde massiv vergrößert. Was war die Intention dahinter?

Wir von Cartier glauben fest an den Standort Wien und wollen dahingehend an die Stadt und ihre Bewohner ein positives Signal senden, daher wollten wir die Boutique vergrößern. In Summe haben wir die Fläche verdreifacht. Diskretion ist für Cartier ein wesentlicher Aspekt, der neue Store bietet hier genügend Raum, um unsere Kunden umfangreich zu beraten und das Verkaufsgespräch diskret zu führen. Bei Bedarf gibt es separierte Räumlichkeiten, wir können uns nun perfekt den Kundenbedürfnissen anpassen.

Im Zuge der Eröffnung finden rund ein Dutzend Veranstaltungen in Wien statt, Presse- und Kundenevents rühren kräftig die Werbetrommel für den Standort, zudem wird die neue High Jewellery Kollektion der Maison, »Nature Sauvage«, präsentiert. Nennen Sie uns bitte ein paar Cartier-Highlights der kommenden zwei Wochen.

Cartier bespielt die Stadt mit unterschiedlichen Events an unterschiedlichen Wiener Standorten. Rund ein Dutzend Veranstaltungen werden in den kommenden zwei Wochen vor Ort stattfinden. Das Kunsthistorische Museum Wien, das MAK, das Palais Liechtenstein und weitere Lokalitäten fungieren als Austragungsort. Internationale Medienvertreter, Markenbotschafter und Kunden werden nach Wien kommen. Hier möchte Cartier die unglaublich reiche Kulturlandschaft der Stadt auch inszenatorisch einbinden. Es wird musikalisch diverse Highlights mit lokalem Bezug geben, in Wien kann man diesbezüglich aus dem Vollen schöpfen. Mehr darf ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

LIVING-Herausgeberin Angelika Rosam (l.) mit Alexis de Laporte (r.) beim Cartier Kick-off Event im Kunsthistorischen Museum Wien.

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