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Breslau: Ein Architekturspaziergang an der Oder

Das riesige rote Ł über der Bahnhofshalle in Breslau – Wrocław Główny – ist möglicherweise das schönste Ł in ganz Polen. Diese und weitere Architektur-Besonderheiten präsentiert der polnische Architekturkritiker und Kurator Marcin Szczelina.

28.05.2024 - By Redaktion

Die Stadt an der Oder mit ihren 640.000 Ein­woh­ner:innen ist eine Art Verkörperung Mitteleuropas: polnisch, tschechisch, ungarisch, deutsch, wieder polnisch; eine bewegte, multikulturelle Geschichte, deren Spuren heute noch ablesbar sind, verbunden mit ununterdrückbarem Optimismus und vibrierender Kultur. Neben historischem Erbe weist Breslau auch Architektur-Highlights des 20. Jahrhunderts auf. Die Jahrhunderthalle von Max Berg (1913) mit ihrer riesigen Kuppel ist heute UNESCO-Weltkultur­erbe, das expressionistische Kaufhaus von Erich Mendelsohn erinnert an den dynamischen Geist der 1920er-Jahre. Auf der heute ikonischen Werkbundsiedlung von 1929 waren die großen Namen der klassischen Moderne vertreten, und auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier exemplarische Wohnbauten errichtet, wie die legendären Hochhäuser von ­Jadwiga Grabowska-Hawrylak. In den letzten 30 Jahren ist Breslau zu einer quirligen Boomstadt geworden, jung und vital und wirtschaftsstark – auch das spiegelt sich in der Architektur wider. Wer könnte ein besserer Chronist sein als Marcin ­Szczelina, Architekturkritiker und Autor des maßgeblichen Breslau-Architektur­führers? »Die turbulente Geschichte der Stadt spürt man an jeder Ecke.«, sagt der Connaisseur. Für uns hat er aus seinen vielen Lieblingsgebäuden vier ausgesucht.

Wohnanlage »Manhattan«: Jadwiga Grabowska-Hawrylak, 1973. »Den Namen bekamen diese Wohnblocks, weil ihre Türme an New York erinnerten. Heute sind sie dank ihrer genial verschachtelten Fassade eine Ikone der sozialistischen Moderne der Nachkriegszeit.«

Kaufhaus Kameleon: Erich Mendelsohn, 1928. »Das ehemalige Kaufhaus Rudolf Petersdorff, heute Kaufhaus Kameleon, markiert mit seinem schwungvoll- expressiven Erker den Eingang in die Innenstadt. Der Berliner Architekt schuf hier Eleganz und Moderne in Perfektion.«

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NAWA: Oskar Zięta, 2017. »Der Architekt setzte diese verspiegelte und geomet--risch komplexe Skulptur auf Breslaus kleinste Flussinsel, und sie wurde sofort ein Hit. So wurde ein vergessener Ort wieder ins Zentrum der Stadt gerückt.«

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Iglu-Haus: Witold Lipiński, 1962. »Ein kleines Monument polnischen Erfindergeistes ist dieses experimentelle Haus, das der Architekt für seine Familie baute. Es basierte auf seiner bauklimatischen Studie und gilt heute als Vorläufer des ökologischen Bauens.«

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Marcin Szczelina ist Architekturkritiker und Kurator und lebt in Warschau. Er ist Herausgeber des Magazins »Architecture Snob« und Jurymitglied des Mies van der Rohe Awards der EU. Autor zahlreicher Bücher, darunter der Architekturführer Wrocław (Breslau), 2018. archisnob.com

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Erschienen in:

Falstaff LIVING 01/2024

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