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»The Bear« Staffel 3: Ein Hauptgang mit Schwächen

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Die dritte Staffel der Erfolgsserie »The Bear« verspricht wie gewohnt einen fesselnden Mix aus kulinarischer Brillanz und emotionaler Achterbahnfahrt. Wird Carmy und seinem Team das Kunststück gelingen, den Höhenflug der ersten beiden Staffeln fortzusetzen?

Ein Jahr mussten deutsche Fans der Erfolgsserie »The Bear« auf die Fortsetzung der Geschichte rund um den charismatischen Küchenchef Carmy (Jeremy Allen White) und sein Team warten. Am 14. August feiert die dritte Staffel – fast zwei Monate nach dem Start in den USA – aber endlich auch hierzulande Premiere und verspricht die Zuschauer erneut mit ihrer Mischung aus kulinarischer Exzellenz sowie tiefgehenden, impulsiven und emotionalen Momenten zu fesseln.

Ob der Start auch bei uns Rekorde knacken wird, bleibt bis dahin abzuwarten. In den USA wurde die dritte Staffel in den ersten vier Tagen 5,4 Millionen Mal angesehen und erzielte damit die meistgesehene Staffelpremiere einer Serie auf dem US-Streamingdienst Hulu.

In einer Art Trance

Dabei könnte gerade die erste der insgesamt zehn Folgen verwirren. Die Staffel beginnt »The Bear« ungewöhnlich und bricht zwar mit der gewohnten Lautstärke, aber keineswegs mit dem gewohnt hektischen Bild. »Tomorrow« gleicht eher einer fesselnden Ouvertüre, die einen tiefen Einblick in Carmen »Carmy« Berzatos innere Welt ermöglicht und ihn nach zwei Staffeln für den ein oder anderen greifbarer macht. Die Zuschauer werden durch die früheren Stationen des Chefs geführt und bekommen Einblicke in seine chaotischen Gedanken, was sie gleichzeitig in eine Art Trance versetzt. Das ist nicht nur Christopher Storer, dem Schöpfer der Serie, zu verdanken, sondern auch den Klängen von Nine Inch Nails, die mit »Together« den Soundtrack für diesen Staffelauftakt liefern. Storer setzt dazu auf minimalen Dialog, schnelle Schnitte und das vertraute Engegefühl, das schon in den vorherigen Staffeln ständig präsent war. Unweigerlich stellt sich nach dieser ersten Folge die Frage: Lässt sich diese stilistische Brillanz auch auf die gesamte Staffel übertragen?

Zurück im Hier und Jetzt setzt die dritte Staffel unmittelbar nach dem dramatischen Finale der letzten Staffel an. Wir erinnern uns: Carmy wird im Kühlraum eingesperrt und schüttet Tina (Liza Colón-Zayas) sein Herz aus, während er gleichzeitig Claire (Molly Gordon) das Herz bricht. Sydney (Ayo Edebiri) demonstriert trotz einer Panikattacke ihre Führungsqualitäten und hält die Küche in Carmys Abwesenheit am Laufen. Cousin Richie (Ebon Moss-Bachrach) zeigt beeindruckende persönliche Entwicklung, indem er das Restaurant durch die chaotische Nacht steuert, und Marcus (Lionel Boyce) kämpft mit der Sorge um seine kranke Mutter.

Brillante Inszenierung mit repetitiven Elementen

Wie der Eröffnungsabend im Detail endet, werden die Zuschauer nie erfahren, doch Carmy hat es aus dem Kühllager geschafft und setzt in der neuen Staffel mit einer Liste »nicht verhandelbarer« Regeln alles daran, nach den Sternen zu greifen. Das Team geht unterschiedlich mit den Herausforderungen im Restaurant um, was tiefere Einblicke in die Charaktere ermöglicht.

Carmy kämpft weiterhin mit seinem eigenen Perfektionismus und den emotionalen Auswirkungen auf sein Team. Sydney, die sich zunehmend als Führungskraft etabliert, steht vor der Frage, wie viel Mitspracherecht sie wirklich hat. Richie, der sich von einem unzuverlässigen Mitarbeiter zu einem wertvollen Teammitglied entwickelt hat, rückt ebenfalls in den Fokus der Staffel.

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Die ständigen Konflikte und Herausforderungen spiegeln sich in der Erzählweise der Staffel wider, die zwischen brillanter Inszenierung und repetitiven Elementen schwankt.

Gastauftritte der echten Restaurant-Profis

Besonders die sich wiederholenden Konflikte und die teils schleppende Erzählweise vermitteln den Eindruck, dass die Serie in vertrauten Mustern verharrt und sich nicht weiterentwickelt. Episoden wie »Napkins« und »Ice Chips« bieten zwar emotionale Einblicke, tragen jedoch kaum zu signifikanten Fortschritten in der Handlung bei.

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Hinzu kommen die Gastauftritte der echten Restaurant-Profis, die zwar zur kulinarischen Glaubwürdigkeit der Serie beitragen, aber vielleicht zu viel des Guten sind und von der eigentlichen Erzählung ablenken.

Im Hamsterrad der Charaktere

Die dritte Staffel von »The Bear« zeigt exemplarisch die Höhen und Tiefen einer Serienfortsetzung. Sie liefert zwar weiterhin die gewohnte kulinarische Exzellenz und intensive Charakterporträts, hat jedoch Schwierigkeiten, das hohe Niveau der ersten beiden Staffeln zu halten. Während die Serie nach wie vor mit ihrer Darstellung des hektischen Küchenalltags und der emotionalen Achterbahn beeindruckt, vermittelt die Staffel insgesamt den Eindruck, dass sie sich in ihrer eigenen Komplexität verstrickt.

Es ist kaum überraschend, dass es bei all diesen intensiven Emotionen schwierig ist, die Serie am Stück zu schauen. Die Zuschauer könnten sich zudem zunehmend mit im Hamsterrad der Charaktere verfangen, ohne einen klaren Ausweg aus den sich wiederholenden Konflikten zu finden.

Mit dem Cliffhanger und »To Be Continued«-Hinweis am Ende ist eines sicher: Die Geschichte rund um »The Bear« geht weiter. Die vierte Staffel ist bereits in Produktion, und die Fans dürfen sich auf die Fortsetzung der chaotischen Küchenabenteuer voraussichtlich im Sommer 2025 freuen. Und auch wenn die Serie möglicherweise ihren Höhepunkt überschritten hat, dürfte es den Zuschauern schwerfallen, sich dem Bann von »The Bear« zu entziehen.

»The Bear« Staffel 3 ist ab dem 14. August auf Disney+ zu sehen.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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