Luciana Jezerčić © Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München

Luciana Jezerčić © Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski München

Ein Job mit Zukunft: Feel Good Manager:in

Sie denken Personalführung und Arbeitsplätze neu, haben ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeiter:innen und trotzen auf diese Weise dem Fachkräftemangel. Gestatten: Feel Good Manager:in.

von Sonja Planeta
17. Juli 2024

Feel Good Manager:in oder auch Chief Happiness Officer – das klingt im ersten Moment nach jeder Menge guter Laune. Tatsächlich kümmern sich Menschen in dieser Position um die psychische Gesundheit und das seelische Wohlbefinden der Mit­arbeiter:innen sowie um eine positive, sinnstiftende Unternehmenskultur. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Silicon Valley, wo er von Start-ups und IT-Unternehmen ­geprägt wurde. Mitt­lerweile gibt es den Job auch in anderen Branchen wie der Hotellerie.

Sinkende Fluktuation

Feel Good Manager:innen arbeiten auf strategischer Ebene und fungieren als Bindeglied zwischen Unternehmensleitung und Mitarbei­ter:innen. Wie ihre Aufgaben konkret aussehen, variiert von Betrieb zu Betrieb. In jedem Fall ist es ein Job mit Zukunft. Denn laut Arbeitsbarometer 2024 des internationalen Personaldienstleisters »Randstad« legen 85 Prozent der deutschen Arbeitnehmer:innen Wert darauf, von ihren Arbeitgeber:innen Unterstützung für ihre psychische Gesundheit zu bekommen.

Das bedeutet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich jede und jeder Einzelne wertgeschätzt fühlt und in dem Bedürfnisse respektiert und Konflikte erkannt und gelöst werden. Ist das der Fall, steigt die Identifikation mit dem Unternehmen. Die Fluktuation sinkt. Das ist umso wichtiger in einer Zeit, in der laut Randstad-ifo-Personalleitungsbefragung der Fachkräftemangel für 87 Prozent der –Unternehmen in Deutschland aktuell die größte Herausforderung darstellt.

Patrick Fritz © Samerhof
Patrick Fritz © Samerhof

»Die Hospitality-Branche ist eine sehr persönliche. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Die Mitarbeite­­r:innen wollen Arbeitgeber:innen, die sich für sie ­interessieren, die nachfragen und ihnen auf Augenhöhe begegnen«, weiß Patrick Fritz, Feel Good Manager und in dieser Funktion auch Hoteldirektor im Vier-Sterne-Superior-Familienhotel »Samerhof« in Kärnten. »Wir ­haben uns bewusst für den Titel Feel Good Manager entschieden, um den persönlichen Aspekt zu unterstreichen; das Fühlen, das Menschliche.« Seit zwei Jahren ist Fritz nun in dieser Position tätig. Mittlerweile kommen Mitarbeiter:innen auch mit privaten Anliegen zu ihm. »Es dauert, bis man zur Vertrauensperson wird. Das ist ein Prozess und nichts, das innerhalb eines Monats passiert. Ich bin für alle greifbar und mir für keine Arbeit zu schade

Echte Verbindungen

Luciana Jezerčić, Feel Good Managerin im Hotel »Vier Jahreszeiten Kempinski« in ­München, spricht von echten Verbindungen als Fundament für den gemeinsamen Erfolg. »Letztendlich dreht sich in meiner Rolle alles darum, eine positive Gemeinschaft zu fördern, in der wirklich jedes Teammitglied geschätzt und unterstützt wird. Das bedeutet für mich, nicht nur Geburtstage und Jubiläen zu feiern und besondere Events zu organi­sieren, ­sondern auch sicherzustellen, dass ­unsere Mitarbeiter:innen wissen, welche ­Benefits sie bei uns genießen können.«

Die größte Herausforderung sei es, die Zeit zwischen administrativen Aufgaben und dem persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitenden so aufzuteilen, dass Präsenz und Bedürfniserkennung nicht zu kurz ­kommen. »Heutzutage ist Personalmanagement viel mehr als nur die Verwaltung von Papierkram. Es geht vor allem darum, die Mitarbeiter:innen zu verstehen, ihnen zu ­helfen und eine positive Arbeits­atmosphäre zu schaffen, während man gleichzeitig mit den Veränderungen in Technologie und Gesellschaft Schritt hält. Die HR-Abteilungen müssen sich diesen Verände­rungen anpassen. Es gibt definitiv Raum für einen neuen, flexibleren und innovativeren Ansatz, wenn es darum geht, die richtigen Mitar­bei­ter:innen zu finden, zu binden und weiter­zuentwickeln«, so Jezerčić. Das könne beispielsweise bedeuten, sich auf neue ­Technologien einzulassen, traditionelle ­HR-Methoden zu überdenken und einen ­größeren Fokus auf Vielfalt, Inklusion und Mitarbeiter:innengagement zu legen.

»Was meinen Job betrifft, der darauf abzielt, dass sich die Teammitglieder wohl und geschätzt fühlen, kann er definitiv dazu beitragen, dem Fachkräftemangel ­entgegenzuwirken. Wenn das Arbeitsumfeld positiv und unterstützend ist, werden die Mitarbeiter:innen auch bleiben. Aber das ist nur ein Teil der Lösung. HR-Abteilungen müssen einen umfassenden Ansatz verfolgen – mit effektiven Rekrutierungsstrategien, ­gezielten Schulungsmaßnahmen und Bemühungen, eine starke Unternehmens­kultur zu fördern – um dem Fachkräfte­mangel auch wirklich nachhaltig entgegen­zuwirken.«

Talentschmiede

Einen innovativen und nachhaltigen Weg in puncto Personalführung haben auch die ­»Familux Resorts« eingeschlagen. Erst im ­November 2023 wurde die Tiroler Premium-Hotelgruppe mit zwei Branchen-Awards für ihre Leistungen als vorbildlicher Arbeitgeber ausgezeichnet, darunter von Falstaff PROFI für das »Familux Resort Dachsteinkönig« in der Kategorie »Hotel ab 51 Mitarbeiter:innen«. Die Auszeichnung basiert auf einer Abstimmung von aktiven und ehemaligen Mitarbei­ter:innen des Unternehmens, zusätzlich entschied eine Expertenjury über die Preis­trä­ge­r:innen.

Den Titel Feel Good Manager:in gibt es bei »Familux nicht«, dafür mit Julia Reingruber eine Director of Talents and Culture. In dieser Funktion ist sie für die »Familux ­Family«-Brand und den gesamten Employee Lifecycle der Mitarbeiter:innen zuständig, vom Recruiting und Onboarding über die Aus- und Weiterbildung in der »Familux Academy« bis hin zum Offboarding. »Wir sprechen bewusst nicht von Human Resources, weil Mitarbeiter:innen keine Ressource sind. Wir sehen sie als Talente. Im Bereich Culture liegt der Fokus auch auf: Wie gehen wir miteinander um? Wie kommunizieren wir?«

Julia Reingruber © Familux Resorts
Julia Reingruber © Familux Resorts

Mit einer jährlichen Umfrage unter allen 672 Mitarbeiter:innen werden Anliegen und Zufriedenheit regelmäßig erfasst und auf die Ergebnisse umgehend reagiert. Die Teilnahmequote liegt bei 85 Prozent. Als vor drei Jahren die Nachfrage nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung zunahm, ­wurde innerhalb kürzester Zeit die »Familux Academy« ins ­Leben gerufen. Diese umfasst mittlerweile 120 Schulungen, die sich vom Lehrling bis zur Führungskraft an alle Mitarbeiter:innen richten. Neu eingeführt wurde im März 2024 eine Umsatz- und ­Qualitätsprämie. Die Qualitätsprämie wird anhand der Gästebewertungen bemessen.

Reingruber: »Ich sehe meine Aufgabe darin, mit Klischees über die Tourismusbranche aufzuräumen und Spaß zu vermitteln. ­›Familux‹ war schon immer sehr auf seine Mitarbeiter:innen bedacht, wir ­haben also ein gutes Gespür für unsere Leute. Wichtig in der Personalführung der Zukunft ist, dass ­einem zugehört wird. Arbeitgeber:in­nen kommen in die Pflicht, sich mehr zu kümmern – und das über die Arbeit hinaus.«

Erschienen in

Falstaff Profi Magazin

Mai/Jun. 2024

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