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Drohende Insolvenzwelle: Wie die Mehrwertsteuererhöhung die deutsche Gastro-Branche bedroht

Einer aktuellen Untersuchung zufolge sind deutschlandweit 15.000 Betriebe insolvenzgefährdet. Besonders für Gastronomen in Berlin ist das Risiko überdurchschnittlich hoch.

von Alexander Schöpf
24. November 2023

Kreist über der deutschen Gastro-Branche der Pleitegeier? Nachdem 2024 der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel in der Gastronomie von sieben wieder auf die ursprünglichen 19 Prozent erhöht werden soll, häuften sich die Klagen von Branchenvertretern, dass dies zu einer wahren Insolvenzwelle in der Gastronomie führen könnte.

Eine aktuelle Auswertung (Stand 17. November 2023) des Informationsdienstleisters CRIF legt nahe, dass diese Befürchtung nicht völlig aus der Luft gegriffen scheint. Derzeit gelten CRIF zufolge 15.069 Restaurants, Gaststätten, Imbisse und Cafés in Deutschland als insolvenzgefährdet. Das entspricht 12,6 Prozent der analysierten Betriebe. Im Januar 2020 – vor der Corona-Pandemie – lag die Zahl insolvenzgefährdeter Gastronomiefirmen bei 12.662 bzw. 10,7 Prozent.

Insolvenzgefahr in Berlin am höchsten, in Bayern am niedrigsten

Ein Blick auf die regionalen Zahlen zeigt, dass das Insolvenzrisiko bei Unternehmen aus der Gastronomie in Berlin am höchsten ist. Dort gelten 16,5 Prozent bzw. 1.369 der Gastronomieunternehmen als insolvenzgefährdet. Es folgen Bremen (16,2 Prozent; 144 Betriebe), Nordrhein-Westfalen (14,6 Prozent; 3.199 Betriebe), Sachsen-Anhalt (14 Prozent; 560 Betriebe) und Hamburg (13,3 Prozent; 412 Betriebe). Das geringste Insolvenzrisiko haben derzeit Unternehmen aus der Gastronomie in Bayern (10,5 Prozent; 1.956 Betriebe) und Rheinland-Pfalz (10,5 Prozent; 693 Betriebe) sowie  in Mecklenburg-Vorpommern (10,6 Prozent; 331 Betriebe).

»Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie sieht sich die Gastronomiebranche mit zahlreichen Problemen konfrontiert. Diese umfassen steigende Inflation, höhere Energie- und Arbeitskosten sowie den wachsenden Trend des Homeoffice. Dieser führt zu weniger Gelegenheiten für Mittagspausen und weniger Besuchen in Restaurants oder Cafés. Die Anhebung der Mehrwertsteuer wird vor allem für bereits finanziell angeschlagene Gastronomiebetriebe die Lage weiter verschärfen«, erklärt CRIF-Deutschland Geschäftsführer Frank Schlein.

Branche verbessert Bonität

Seit Beginn des Jahres 2022 hat sich der Bonitätsindex als aussagekräftiges Maß für die finanzielle Stabilität in der Gastronomiebranche stetig verbessert. Im Januar 2022 lag der durchschnittliche Bonitätsindex aller Gastronomieunternehmen bei 3,02. Bis August 2023 verbesserte sich dieser auf 2,80 und setzte seinen positiven Trend im November 2023 mit einem Wert von 2,79 fort. Diese fortlaufende Verbesserung spiegelt die generelle Aufwärtsentwicklung der finanziellen Stabilität innerhalb der gesamten Branche wider.

»In der Gastronomiebranche zeigt sich eine deutliche Zweiteilung. Unternehmen, die sich in einer stabilen finanziellen Lage befinden, haben ihre Widerstandsfähigkeit weiter gestärkt. Hingegen sehen sich Gastronomiebetriebe, die bereits zuvor mit Problemen zu kämpfen hatten, vermehrt mit der Gefahr der Insolvenz konfrontiert«, sagt Schlein.

Deutlich mehr Pleiten als vor einem Jahr

Im Durchschnitt gab es um Vergleich zum August 2023 einen Anstieg um sechs Prozent an gastronomischen Betrieben, die von Insolvenz bedroht sind. Der deutlichste Anstieg ist mit 11,4 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern zu verzeichnen, gefolgt von Baden-Württemberg und Thüringen mit einem Plus von 9,6 Prozent. Im Gegensatz dazu ist der Anstieg in Bremen mit 2,1 Prozent und in Schleswig-Holstein mit 2,6 Prozent geringer ausgefallen.

Auf Jahressicht 2023 prognostiziert CRIF derzeit in der Gastronomie 1.600 Insolvenzen und damit 36,5 Prozent mehr als 2022. »Im kommenden Jahr werden die Insolvenzen in der Gastronomie weiter steigen«, prophezeit Frank Schlein.


Über die Analyse

Für die Analyse hat CRIF Informationen zur Finanzlage von knapp 120.000 Gastronomieunternehmen ausgewertet, die Aufschluss über die Zahlungsfähigkeit geben. Dazu zählen Angaben in Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Mitarbeiter- und Umsatzzahlen sowie Zahlungserfahrungen. Auch negative Gerichtsmerkmale wie Mahnverfahren, Inkasso-Überwachungen oder allgemeine Einträge im Schuldnerverzeichnis flossen ein. Die Insolvenzen und die bereits vom Markt verschwundenen Unternehmen sind nicht Bestandteil der aktuellen 15.069 insolvenzgefährdeten Unternehmen.

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