Die Uniformen für das »SO/ Berlin Das Stue« wurden vom Designer-Duo »Viktor & Rolf« kreiert. © SO Berlin/Clemens Porikys

Die Uniformen für das »SO/ Berlin Das Stue« wurden vom Designer-Duo »Viktor & Rolf« kreiert. © SO Berlin/Clemens Porikys

Der Branche neue Kleider: Wenn der Berliner Zoo als Inspiration für Hotel-Uniformen dient

Restaurants, Bars und Hotels setzen vermehrt auf Designer:innen-Uniformen, um die Individualität ihrer Marke zum Ausdruck zu ­bringen. Worauf zu achten ist, damit sich Mitarbeiter:innen darin auch wohlfühlen, hat PROFI in Erfahrung gebracht.

von Sonja Planeta
08. August 2024

Der Trend zur Individualität ist in der Hospitality-Branche unge­brochen. Dem Wunsch der Gäste nach persona­lisierten Dienstleistungen und Erfahrungen kommen Restaurants und Hotels mit ­einem immer ­differenzierteren Angebot nach – auch in puncto Designkonzept. Besonderheiten des Hauses wollen in möglichst jedem Detail hervorgestrichen werden. Das schließt die Kleidung der Mitarbeiter:innen ein. Auch in ihr sollen Marke, Spirit und Qualität zum Ausdruck kommen.

»Bei uns kommt nichts von der Stange«, bringt es ­Denise ­Uzman, PR-  und  Communica­tions-­Managerin im »The Guesthouse Vienna«, auf den Punkt. Die Uniformen der Front-Office-Mitarbeite­r:in­nen inklusive jener der »Bell Boys« wurden vom ­österreichischen Designer Juergen Christian Hoerl entworfen, jene der »Brasserie & Bakery«-Servicemitarbeiter:innen von Designerin ­Praline Le Moult; sie kümmert sich als nächstes auch um das Küchenteam. »Wir verlieren uns gerne in Details. Die Uniformen sollen die Einzigartigkeit und den zeitlosen Stil unseres Unternehmens widerspiegeln«, so Uzman.

Die Uniformen im »The Guesthouse Vienna« vereinen Tradition und Moderne. © missionINGE/Gerald Berghammer
Die Uniformen im
»The Guesthouse Vienna« vereinen Tradition und Moderne. © missionINGE/Gerald Berghammer

Kein 08/15

Dabei ist »The Guesthouse Vienna« kein Einzel­fall. Betriebe, die für ihre Team-Uniformen Kooperationen mit Designer:innen eingehen, nehmen zu. Bei »SO/«, der Lifestyle-Hotel-Marke von »Accor«, sind die sogenannten Signature-Designer:innen sogar dezidiert Teil der Brand Identity. So zeichnet etwa Christian Lacroix für das »SO/ Bangkok« verantwortlich, Kenzo ­Takada für das »SO/ Mauritius«, Polpat Asavaprapha für das »SO/ Hua Hin« in Thailand und Guillaume Henry für das »SO/ Paris«, wobei das Ausmaß der Zusammenarbeit variiert. An einem Standort beschränkt sie sich auf die Uniformen, an einem anderen geht sie ­darüber hinaus, wie im Fall von Lacroix, der seine Finger auch bei der Gestaltung der ­Hotellobby und der Executive Lounge »Club Signature« im Spiel hatte.

Was die Uniformen betrifft, gehört die vom niederländischen ­Designerduo »Viktor & Rolf« kreierte Mitarbeiter:innenkollektion für das »SO/ Berlin Das Stue« mit Sicherheit zu den spektakulärsten der Branche. Moderne Schnitte und Allover-Prints nehmen den ­Modellen den formellen Charakter einer klassischen Hotel-Uniform. Inspiration lieferte der benachbarte Berliner Zoo. So sind Hose, Mantel und Hutband des Doorman mit einem Giraffenmotiv bedruckt – in Anspielung auf dessen Rolle im Hotel: genau wie die ­Giraffe hat auch er den Überblick. Das Rezep­tions­team trägt Blusen mit Elefanten-Print als Sinnbild für Weisheit und die Uniformen der Restaurant- und Bar-Mitarbeite­r:innen sind mit dem Abbild des Vogelstrauß versehen, ­dessen Gehege von den Räumlichkeiten aus einsehbar ist.

Guillaume Henrys »SO/ Paris«-Uniformen sind vom Meer inspiriert. © Hugues Lawson Body
Guillaume Henrys »SO/ Paris«-Uniformen sind vom Meer inspiriert. © Hugues Lawson Body

Neben ästhetischen Aspekten sollte die Funktionalität mitgedacht werden, außerdem die Arbeitsumgebung, der Tätigkeitsbereich und Sicherheitsfaktoren. Im »The Guesthouse« in Wien hat man diesbezüglich klare Vorstellungen: »Uns ist wichtig, dass stabile und strapazierfähige Materialien zum Einsatz kommen und die Modelle und Schnitte möglichst allen Mitarbeiter:innen schmeicheln, also in jeder Konfektionsgröße umsetzbar sind. Unser Team soll sich zu jeder Jahreszeit darin wohlfühlen, daher setzen wir auf Naturmaterialien. Und da vor allem unser Servicepersonal ständig in Bewegung ist, soll die Kleidung sie keinesfalls beeinträchtigen«, erklärt Denise Uzman. Die größten Learnings gab es beim Thema Strapazierfähigkeit und der Zeit, die es braucht, um neue Stücke anzufertigen. »Wenn ein neues Teammitglied beginnt, in dessen Größe keine Uniform vorhanden ist, muss es schnell gehen, damit das homogene Bild nach außen erhalten bleibt.«

Enclothed Cognition

Dass die Mitarbeiter:innen in den Design­prozess miteinbezogen werden sollten, ist klar. Fühlen sie sich wohl in ihrer Uniform, steigert das ihren Selbstwert und ihre ­Produktivität. Die Wissenschaft spricht in diesem Fall von der Enclothed-Cognition-Theorie. Sie beschreibt, dass Kleidung einen Einfluss auf die psychologischen Prozesse der Träger:innen hat und damit auf die Art und Weise, wie sie oder er denkt, fühlt und handelt. »Kleidung wird oft als ­etwas Oberflächliches betrachtet, dabei hat sie eine unbewusste Wirkung auf uns«, weiß auch Stil-Coach Dunja Heß von »Mindful ­Style«. »Wenn wir Kleidung tragen, in der wir uns schön fühlen, macht uns das stärker und selbstsicherer. Tragen wir hingegen Outfits, die nicht unserem Stil entsprechen oder in denen wir uns verkleidet fühlen, hemmt uns das, in unser volles Potenzial zu kommen. Beides spürt auch der Gast.«

Gerade Arbeitskleidung sei dazu da, die Trägerin oder den Träger dabei zu unterstützen, in eine bestimmte Rolle zu schlüpfen. Sitzt die Kleidung schlecht, kommt eine körperliche Unsicherheit dazu. »Berufskleidung ist selten an Figurtypen angepasst. Wenn wir also permanent das Gefühl haben, es könnte etwas verrutschen oder irgendwo zwickt und zwackt es, können wir uns nur schlecht auf unsere Arbeit und unsere Gäste konzentrieren.« Eine Erfahrung, die auch die New ­Yorker Hospitality-Fashion-Designerin Eli Caner, Gründerin des Modelabels »Lady and Butler«, gemacht hat. Zu ihrer Zeit als Kellnerin in der Cocktailbar des »Soho Grand Hotel« war sie mit ihrer ­Arbeitskleidung unzufrieden. Aus Mangel an Alternativen durfte sie neue Uniformen kurzerhand selbst designen.

»Natürlich will ich als Unternehmen einen einheitlichen Look, ich kann aber mit unterschiedlichen Schnitten oder Kombinationen dennoch für Individualität und eine gewisse Entscheidungsfreiheit sorgen«, so Mode­expertin Heß. Das österreichische Modelabel »Tiberius« unter der kreativen Leitung von Marcos Valenzuela hat für das Boutique-­Hotel »The Amauris Vienna« eine Capsule-Kollektion mit Kleidungs­stücken entwickelt, die untereinander kombinierbar sind. Auch die Gleichstellung der Geschlechter und Positionen spielte im Designprozess eine Rolle: Frauen und Männer, vom Housekeeping bis zum Serviceteam, tragen dieselbe Uniform. Im »Jac’s on Bond«, einer Cocktailbar in New York City, sind die Mitarbeiter:in­nen in Designer-Uniformen von Angelo Baque gekleidet. Der Gründer des Labels »Awake NY« hat bei der Zusammenstellung des Outfits sogar an die Schuhe gedacht. Im »Jac’s on Bond« trägt das Team jetzt »Nike Air Force 1s«. Das ist ­Individualität bis ins kleinste Detail.

Erschienen in

Falstaff Profi Magazin

Mai/Jun. 2024

Zum Magazin

Lesenswert

Der »Pacojet« ist das ideale Werkzeug, um das Maximum aus Ihren Lebensmitteln herauszuholen.

© Foto beigestellt

Gastronomie

Pacojet: Gewinn durch Lebensmitteleffizienz

Advertorial

Holen Sie das Maximum aus Ihren Zutaten heraus und verwandeln Sie Überschüsse in Gewinn.

Tobias Pecher, Foto beigestellt

Tobias Pecher ist einer der acht Finalist:innen. Foto beigestellt

Young Talents Cup

»Falstaff Young Talents Cup 2024«: Die Finalisten der Kategorie »Küche« im Rampenlicht

Acht Küchentalente werden im begehrtesten Gastro-Nachwuchswettbewerb des Landes um den Sieg kochen.

Momo Feichtinger © Maximilian Wagner

Momo Feichtinger © Maximilian Wagner

Tech

»KI kann die Gesellschaft in ein neues Zeitalter bringen, aber auch alles zerstören«

Momo Feichtinger ist Experte im Bereich Künstliche Intelligenz. Auf der FAFGA wird der junge Salzburger, präsentiert von Falstaff PROFI, Gastronom:innen im Rahmen einer Keynote eine Enführung in das KI-Zeitalter geben.

Matthias Pristach, Matthias Pöschl, Karin Strobl, Alois Rainer, Mario Gerber, Barbara Thaler, Johannes Anzengruber und Christian Mayerhofer © Congress Messe Innsbruck

Matthias Pristach, Matthias Pöschl, Karin Strobl, Alois Rainer, Mario Gerber, Barbara Thaler, Johannes Anzengruber und Christian Mayerhofer © Congress Messe Innsbruck

Messe

FAFGA 2024: Frischen Ideen, neuen Perspektiven und praktikable Lösungsansätze

»FAFGA meets Future« lautet das Motto des zukunftsweisenden Branchentreffpunkts für Gastronomie und Hotellerie in Tirol. Vom 16. bis 18. September wird die Messe Innsbruck zum Innovationshub für die touristischen Betriebe

Generaldirektor Thomas van Opstal © picturesborn/Nessler

Karriere

Neuer Generaldirektor für das »Hotel Imperial« in Wien

Das Hotel zählt seit über 150 Jahren zu den führenden Luxushotels in Wien. Nun übernimmt Thomas van Opstal die Leitung des renommierten Hauses an der Ringstraße.

Spitzenkoch Dennis Ilies wagt den nächsten Schritt in seiner Karriere.

© Hotel Tannenhof

Gastronomie

Kulinarische Revolution am Arlberg: Spitzenkoch Dennis Ilies übernimmt das Zepter im Hotel Tannenhof

Ab Dezember 2024 erwartet Gäste des Fünf-Sterne-Superior-Hotels Tannenhof in St. Anton am Arlberg ein kulinarisches Erlebnis der Extraklasse. Mit Dennis Ilies, einem ehemaligen Weggefährten des Dreisternekochs Kevin Fehling, beginnt eine neue Ära der Haute Cuisine.

Meist gelesen

Ausbildungsstart im Living Hotel.

© Foto beigestellt

Hospitality

Nachwuchs im Fokus: »Living Hotels« überzeugt mit Azubi-Hotel und intensivem Onboarding

Die »Living Hotels« setzen auf innovative Ausbildungskonzepte, um junge Talente für die Hotellerie zu begeistern. Mit dem Azubi-Hotel und einem umfassenden Onboarding-Programm schaffen sie nicht nur einzigartige Lernmöglichkeiten, sondern stärken auch das Teamgefühl und die Selbstständigkeit ihrer Auszubildenden.

Hanna Pradler © Annette Koroll Fotos

Hanna Pradler © Annette Koroll Fotos

Interview

Leadership und Digitalisierung: Wie Hanna Pradler die Zukunft der Gastronomie gestaltet

Im exklusiven Interview mit Falstaff spricht Hanna Pradler, CPO von »Kollex«, über ihren Abschied vom Konzept des Female Leadership, die Herausforderungen der Digitalisierung in der Gastronomie und wie sie mit innovativen Lösungen die Branche nachhaltig prägen will. Erfahren Sie, wie Pradler als Führungskraft neue Maßstäbe setzt und welche Visionen sie für die Zukunft der Gastronomie hat.

© Foto beigestellt

Gastronomie

So machen Sie den Unterschied mit »Knorr Professional«

Advertorial

Das Saucen-Portfolio von »Knorr Professional« bietet für jedes Bedürfnis die passende Lösung.

Purezza - Das Premium Water sorgt in der Gastronomie für das Wohl der Gäste.

© Foto beigestellt

Gastronomie

Trinkwassergenuss neu definiert

Advertorial

Mit Purezza Premium Water investieren Gastronomiebetriebe in eine nachhaltige, wirtschaftliche Zukunft.

Martin Rinck © Lindner Hotel Group

Martin Rinck © Lindner Hotel Group

Karriere

»Lindner Hotel Group«: Martin Rinck wird CEO und Vorstandsvorsitzender

Der international erfahrene Manager folgt mit 1. Oktober auf Arno Schwalie, der das Unternehmen verlässt.

Foto beigestellt

Foto beigestellt

Tech

KI trifft auf Tradition: Wie Prosecco DOC und innovative Technologien die Zukunft der Gastronomie prägen

Prosecco DOC steht nicht nur für exzellenten Wein, sondern auch für eine Symbiose aus Tradition und modernster Technik. Wie der Qualitätswein aus dem Nordosten Italiens entsteht und warum Künstliche Intelligenz in Hotellerie, Gastronomie und Tourismus zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!