Josef Margreiter, Wolfgang Rosam, Elisabeth Gürtler und Thomas Reisenzahn © Florian Lechner/Prodinger Tourismusberatung

Josef Margreiter, Wolfgang Rosam, Elisabeth Gürtler und Thomas Reisenzahn © Florian Lechner/Prodinger Tourismusberatung

»Alpine Hospitality Summit 2024«: Das Who’s Who des österreichischen Tourismus traf sich in Kitzbühel

250 Entscheidungsträger:innen diskutierten über den Rückgang der Hotelgastronomie, den Ferienwohnungen-Boom, wie die Branche genesen könnte, wie die Hotellerie der Zukunft aussehen könnte und welche Herausforderungen sich durch das aktuelle finanzielle Umfeld ergeben.

von Alexander Schöpf
21. Mai 2024

Einmal mehr brachte der »Alpine Hospitality Summit by Prodinger« am 16. Mai 2024 das Who’s Who des österreichischen Tourismus nach Kitzbühel. Gerade für die Entscheidungsträger in Sachen alpiner Hotelimmobilien hat sich das Forum zum unverzichtbaren Treffpunkt entwickelt.

Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der »Prodinger Tourismusberatung«, zeigte anhand des Beispiels Tirol, dass in der vergangenen Dekade die Zahl der Hotels und in geringerem Maße auch der darin angebotenen Zimmer kontinuierlich rückläufig war: »Dafür ist die Zahl der gewerblich angebotenen Ferienwohnungen mit plus 66 Prozent durch die Decke geschossen«, belegt er durch die Kontinuität dieser Entwicklung, dass Corona keineswegs der Auslöser war. »Ferienimmobilien werden derzeit nicht verkauft, sondern landen als Vermietung am Markt«, nannte er eine Folge. Rechtsanwalt Markus Kroner fand in Folge für den Boom eine weitere Begründung: »In der Judikatur ging der Trend weg von der reinen, gewerbefreien Raummiete. Wer heute sein Zimmer über eine Plattform anbietet, muss eigentlich ein Gewerbe anmelden.«

Hotelgastronomie in Teufels Küche

Der Boom an Ferienwohnungen führt direkt zu Problemen in der alpinen Gastronomie, mit der sich eine streitbare Runde unter dem zackigen Titel »Bye Bye Halbpension! Hotelgastronomie in des Teufels Küche.« auseinandersetzte. Geringe Wirtschaftlichkeit und nicht zuletzt der Mitarbeitermangel sorgen für einen deutlichen Rückgang der Hotelgastronomie. Franz Staggl, Gastwirt und Branchenvertreter in der Tiroler Wirtschaftskammer, verwies darauf, dass die Kombination reduzierten gastronomischen Angebots in den Hotels und weniger heimischen Restaurants das Qualitätsversprechen des heimischen Tourismus gefährde.

Wie dem zu begegnen sei, darüber stritten der wieder in den Nationalrat zurückgekehrte Sepp Schellhorn – Ex-Hotelier, Gastronom, Blogger und Autor – und der PR-Profi und Falstaff-Verleger Wolfgang Rosam höchst unterhaltsam. Während Rosam überzeugt ist, dass mit gelungenem Entertainment die wirtschaftliche Situation in den Griff zu bekommen ist – »In New Yorks Spitzenlokalen zahlt man kein Menu, sondern kauft wie für eine Show Monate im Voraus ein nicht rückerstattbares Ticket« – glaubt Schellhorn nicht an die Unendlichkeit der Zahlungsbereitschaft der Kunden. »Zehn Prozent mehr Netto vom Brutto für die Mitarbeiter«, sieht er in der Entlastung der Lohnnebenkosten die Basis für eine Genesung der Gastronomie. Die Kontrahenten gerieten nicht zuletzt wegen der von Schellhorn stark propagierten Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich aneinander.»Sicher sind deren Sterne eine Weltwährung. Aber vom Budget der ›Österreich Werbung‹ einem Autoreifen-Milliardenkonzern drei Jahre lang 600.000 Euro rüberzuschieben kann es auch nicht sein«, will der Falstaff-Verleger trotzdem auf seine ursprünglich geplante Klage wegen Wettbewerbsverzerrung verzichten.

Erfolgsmodelle vor den Vorhang

Im Rahmen der Gastro-Diskussion zeigten die »Harisch Hotels« für Kitzbühel und Lukas Sendlhofer (»Luke’s Wohnzimmer«, Bad Hofgastein) wie man mit innovativen Konzepten in Hotels reüssieren kann. Ohnehin ist der Summit stark von der Präsentation von Erfolgsmodellen geprägt. Etwa als Josef May, »Prodinger Steuerberatung«, anhand eines Vergleichs von 15 Spitzenbetrieben deutlich machte, wie ein in der Branche aktuell rückläufiger GOP bei diesen Unternehmen weiterhin zulegt. Mit dem »Krallerhof« und »Puradies«, beide Leogang, sowie dem »Stanglwirt« in Going waren einige dieser Hoteliers auch selbst am Podium vertreten. Noch wichtiger sind aber wohl künftige oder jüngst entstandene Erfolgsbeispiele.

Wenn es um den optischen Auftritt geht, dann sind am Summit schon traditionell überzeugende Architekten wie dieses Jahr Christian Rottensteiner, »NOA Architekten Bozen«, am Podium, die auch Einblicke in internationale Erfolgsmodelle ermöglichen. Unter anderem Elisabeth Gürtler (»Alpine Resort Sacher Seefeld«), Stefan Eder (»Coolnest«), René Koch (»Stoos Lodge«, Schweiz), Max Ramoser (»Aeon Bozen«) und Patrick Brändle (»Re:Mind«, Jenbach) konnten ihre Erfahrungen beziehungsweise Pläne selbst darlegen.

Alpine Hotels der nächsten Generation

Andere Hotels sind rein virtuell vorhanden. So wurde in der Beschäftigung mit der GenZ als gar nicht so künftige Kunden der neue Trendreport »Next Generation Hotels« von Mitautor Marco Riederer, »Prodinger Tourismusberatung«, vorgestellt. Architekt Christian Prasser präsentierte daraus eine Studie für Konzepte für alpine Hotels der nächsten Generation, die er mit 50 Studierenden als Projektarbeit an der »New Design University St. Pölten« entwickelte. Das durch professionelle Visualisierungen erstaunende Studentenprojekt zeigte dabei durchaus spektakuläre Lösungen auf. »OK, Boomer?« zitierte Autor und »Prodinger«-Geschäftsführer Marco Riederer provokant die mitleidige Verständnisfrage von GenZlern.

Doch für die Umsetzung neuer Idee erfordert es nicht zuletzt entsprechender Finanzierungsmöglichkeiten. Manchmal haben es da international agierende Hotelgruppen einfacher. Die in einer Diskussion aufeinandertreffenden Topmanager von »Accor« (Falk Laudi), »Deutscher Seereederei« (DSR, Torsten Vey) und »Vaya« (Martina Boettcher) sahen in überwiegender Eintracht noch großes Entwicklungspotenzial im alpinen Raum und lobten die überwiegend vorhandene positive Aufnahme der Tourismusverbände in den Regionen.

Korsett der Banken wird immer enger

In einer abschließenden Diskussion schilderte Erich Falkensteiner für die »Falkensteiner Hotels« (FMTG), wie das Unternehmen Crowdfounding als alternative Finanzierungsform nutzt und innerhalb von vier Jahren 65 Millionen Euro einsammeln konnte. Einigkeit herrschte, dass Bankkredite allein nicht mehr ausreichen. »In Österreich wird überwiegend sehr konservativ finanziert, aber das Korsett der Banken wird immer enger«, beklagte Florian Zellmann, Prokurist der »Österreichischen Hotel- und Tourismusbank« (OeHT). Trotz geförderter Kredite ist angesichts des nun notwendigen Eigenkapital-Anteils von 40 Prozent bei Neuinvestitionen für viele das Limit erreicht.

ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer wies auf das erschwerende Umfeld hin. Durch die Kollektivvertragsabschlüsse sei schon jetzt klar, dass die Mitarbeiterkosten weiter spürbar steigen werden, auch bei Inflation und Zinsniveau schaue es nicht sehr positiv aus. Die erkennbar rückläufigen Margen der Hotels lassen die Finanzierungsfreude der Banken schon jetzt sinken. Thomas Reisenzahn konnte diese Tendenz mit Zahlen belegen. In Tirol und Vorarlberg sanken die Investitionen zuletzt um über 40 Prozent. Denn um wie die FMTG mit Crowdfounding zu finanzieren benötigt es ein Produkt hoher Attraktivität und Bonifikationen für die Crowd, die so für eine höhere Auslastung der Hotels sorgt. Denn sonst kommt diese Finanzierung über Risikokapital den Betrieb auch teurer.

»Eine gute Möglichkeit attraktiver Finanzierung haben wir uns vor allem in Westösterreich kaputtgemacht, weil Buy-to-Let-Investorenmodelle generell als Freizeitwohnsitze gewertet werden und dem so der touristische Kern entzogen wurde«, bedauert Reisenzahn, der gerne einen Lösungsansatz vom südlichen Nachbarn nach Österreich importieren würde: »Unsere Hotels haben zu wenig Eigenkapital, aber zu viele stille Reserven. Eine Aufwertungsbilanz würde den Staat nicht viel kosten. In Südtirol konnte durch diese Aufwertungsmöglichkeit die Ferienhotellerie gepusht werden.«

Lesenswert

Die »Sieme«-Winzer

© Rene Strasser Meisterfotograf

Fine Dining

Gourmet-Abenteuer: Das »7 ma(h)l 7 Dinner« sorgte für Kulinarik-Highlights

Zum bereits 7. Mal fand das Dinner der »Sieme«-Winzer statt.

Absolute Konzentration herrscht bei der Verkostung am »Single Vineyard Summit«. © Anna Stöcher

Absolute Konzentration herrscht bei der Verkostung am »Single Vineyard Summit«. © Anna Stöcher

Wein

»ÖTW Single Vineyard Summit 2024«: Die Elite der Weinverkostungen in Österreich

Vom 9. bis 13. September 2024 wird Grafenegg in Niederösterreich zum Zentrum der Weinwelt.

Symbolbild © FamVeld

Hotel

EM-Sensation für Österreich: »Burgenland Tourismus« verzeichnet Nächtigungsrekorde im Mai

Viele Feiertage in dem Monat und eine erfolgreiche Partnerschaft mit der Nationalmannschaft bringen dem Bundesland ein Plus im Tourismussektor.

Die »Soulsisters« Jessica Leitner-Reitzer und Jennifer Franic-Reitzer © Soulsisters' Hotel

Die »Soulsisters« Jessica Leitner-Reitzer und Jennifer Franic-Reitzer © Soulsisters' Hotel

Interview

»Durch das Rebranding sind viele Stammgäste weggefallen«

Warum das Konzept des Kapruner »Soulsisters’ Hotel« dennoch ein Erfolg ist, wieso sie den elterlichen Betrieb komplett umgekrempelt haben und wie sie traditionellen alpinen Charme mit kosmopolitischer Eleganz vereinen, verraten die beiden Schwestern Jessica Leitner-Reitzer und Jennifer Franic-Reitzer im PROFI-Interview.

© Shutterstock

© Shutterstock

Tourismus

Norbert Kettner, Eva Mandl und Preisträger Bernd Schlacher. © Christian Husar

Norbert Kettner, Eva Mandl und Preisträger Bernd Schlacher. © Christian Husar

Event

Gastro-Legende Bernd Schlacher in die »Austrian Event Hall of Fame 2024« aufgenommen

Bei der 8. Auflage der glanzvollen Gala wurden Mittwochabend im Wiener »Palais Ferstel« neben dem Szene-Gastronom auch Ex-»Forum Alpbach«-Präsident Franz Fischler, Ex-Ski-Ass Werner Grissmann und Pianist Rudolf Buchbinder für ihre Verdienste für die heimische Veranstaltungswirtschaft ausgezeichnet.

Meist gelesen

Colin Michel, Ana Maria Doss, Julia Maria Winkler und Daniel Schmöltzer © Eugen Karl Creates

Colin Michel, Ana Maria Doss, Julia Maria Winkler und Daniel Schmöltzer © Eugen Karl Creates

Karriere

Unlock Your Potential: »Key Summit« begeistert 200 Gäste in der »Wirtschaftskammer«

200 Fachleute kamen in der WKÖ zusammen, um ihre Karrieren und ihr persönliches Wachstum zu fördern.

© Shutterstock

© Shutterstock

Deutschland

Fußball-EM, Taylor Swift und Co. lassen die Hotelpreise kräftig steigen

Das Fußballgroßereignis und Konzerte internationaler Stars sorgen in Städten wie München und Dortmund zum Teil für eine Verdoppelung und Verdreifachung der Übernachtungspreise.

»AUTfluencerin« Lieselotte und Influencerin xLaeta © Kaiserschnitt Film GmbH

»AUTfluencerin« Lieselotte und Influencerin xLaeta © Kaiserschnitt Film GmbH

Social Media

#iamAUT-Initiative: »Österreich Werbung« schickt Influencer in Social-Media-freie Auszeit

Die deutsche Lifestyle-Influencerin xLaeta hat die Auszeit für einen Entspannungsurlaub in Salzburg genutzt, während ihr Account in der Zwischenzeit von einer »normalen« Österreicherin übernommen wurde. Die Aktion soll zum Handyverzicht im Urlaub anregen.

© Pexels/Polina Tankilevitch

© Pexels/Polina Tankilevitch

Reisen

So revolutioniert die Gen Z den Reisemarkt

Der Trendreport »Next Generation Hotels« der »Prodinger Tourismusberatung« analysiert die Erwartungen und Anforderungen der jungen Gäste an die Hotellerie.

Hallstatt leidet schon seit Jahren unter Overtourism. © Shutterstock

Hallstatt leidet schon seit Jahren unter Overtourism. © Shutterstock

Tourismus

Die zwei Gesichter des Tourismus: Das freut und frustriert Einheimische am meisten

Ein neues Analyseinstrument durchleuchtet die Stimmung in touristischen Orten und Regionen und zeigt die Auswirkungen auf die Lebensqualität der dort lebenden Bevölkerung.

»Online Birds«-Chef André Meier, Tourismuslandesrat Mario Gerber und »Online Birds«-CSO Philipp Ingenillem. © Online Birds/Gerhard Berger

Tourismuslandesrat Mario Gerber und »Online Birds«-CSO Philipp Ingenillem. © Online Birds/Gerhard Berger

Tirol

»Online Birds« setzt nun verstärkt auf den österreichischen Markt

Der Münchner Full-Service-Anbieter für Hotel-Online-Marketing hat einen Standort in Innsbruck eröffnet.

Der Newsletter für echte Profis

Be inside and take your chance! Regelmäßige Karriere-Updates aus Gastronomie und Hotellerie, kostenlos in Ihr Postfach!